Air France dreht ab Für Alitalia wird die Luft dünn
14.11.2013, 19:39 Uhr
Abenddämmerung bei Alitalia? Der Großaktionär senkt den Daumen beim Thema Kapitalerhöhung.
(Foto: REUTERS)
Die taumelnde Fluggesellschaft Alitalia muss ausgerechnet vom Großaktionär einen Tiefschlag einstecken. Air France-KLM hält die Kasse bei der angepeilten Kapitalerhöhung geschlossen. Der Sanierungsplan geht den Franzosen nicht weit genug.
Die Zukunft der angeschlagenen Fluggesellschaft Alitalia ist unsicherer denn je. Der Großaktionär der Italiener, die Air France-KLM, zieht bei der wichtigen Kapitalerhöhung nicht mit. Die geplanten Einschnitte bei Alitalia gehen der französisch-niederländischen Airline nicht tief genug. Vor allem der hohe Schuldenstand schreckt Air France-KLM ab. Alitalia will sich nun erneut auf Partnersuche begeben, doch die Aussichten sind alles andere als vielversprechend. Bei Alitalia sind rund 14.000 Menschen beschäftigt.
Zunächst hatte noch so ausgesehen, als würde alles nach Plan laufen: Der Verwaltungsrat hatte die dringend notwendige Sanierung abgesegnet. Mindestens 200 Millionen Euro sollen eingespart werden. Zudem hatte das Gremium die Frist für die Kapitalerhöhung über 300 Millionen Euro um zwei Wochen verlängert. Damit sollte Air France-KLM eigentlich mehr Zeit eingeräumt werden, um über eine Teilnahme zu entscheiden.
Milliardenhoher Schuldenberg
Doch Air France winkte ab und erklärte, sich nicht an der Kapitalmaßnahme beteiligen zu wollen. Ein Rückschlag für Alitalia, da die 75 Millionen Euro vom Großaktionär nun anderswo aufgetrieben werden müssen. Die Franzosen halten einen Anteil von 25 Prozent an der Alitalia, der im Zuge der Kapitalerhöhung auf 5 bis 10 Prozent verwässert werden dürfte.
Als Grund nannten die Franzosen, dass der Restrukturierungsplan bezüglich der Schulden nicht ausreiche. Der präsentierte Plan gehe zwar in die richtige Richtung, doch die notwendigen finanziellen Restrukturierungsschritte seien nicht vorhanden. Dennoch unterstütze man das Unternehmen und wolle weiter ein "loyaler und ernster Partner" bleiben. Auf Alitalia lastet ein Schuldenberg von fast einer Milliarde Euro.
Offenbar keine Interessenten in Sicht
Alitalia ist nach der Absage in einer extrem schwierigen Situation. Die Hängepartie um die Zukunft der Airline könnte auch Flugreisende davon abhalten, Tickets bei den Italienern zu kaufen, was die Situation zusätzlich verschärfen würde. Und auch wenn es der Gesellschaft mit einer harten Restrukturierung gelingt, den Betrieb aufrecht zu erhalten: Der Wettbewerb in der Branche wird härter - und eine kleinere Alitalia muss sich gegen größere und effizientere Airlines behaupten.
Italiens-Verkehrsminister Maurizio Lupi hatte sich bisher vehement gegen radikale Einschnitte bei Alitalia gewehrt. Die Airline sei von strategischer Bedeutung für Italien, lautete sein Argument. Nun versuchte der Ressortchef die erhitzten Gemüter zu beruhigen: Die Regierung und Alitalia werden nach neuen Partnern Ausschau halten. Doch die scheinen nicht in Sicht zu sein. Insidern zufolge gibt es niemanden mit Interesse.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/dpa