Keine Streiks über Ostern GDL trifft Bahn-Konkurrenz
19.04.2011, 19:40 UhrDer 60-stündige Lokführerstreik bei fünf großen Konkurrenten der Deutschen Bahn dauert an. Bahnreisende kämpfen vielerorts mit Behinderungen. Die Fronten im Tarifstreit bleiben verhärtet, die Kritik an der GDL aber wächst. Erste Einsicht: Über Ostern soll der Arbeitskampf ruhen.

Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, ist eisern. "Wir werden so lange streiken, bis wir die Arbeitgeber wieder in Verhandlungen haben."
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Der Langzeit-Streik der Lokführer hat die Regiobahnen nach Einschätzung der Gewerkschaft bereits empfindlich getroffen. Schon vor der Halbzeit des auf 60 Stunden angelegten Ausstandes hätten etwa 70 Prozent der Züge bei der bestreikten Regio-Konkurrenz der Deutschen Bahn (DB) stillgestanden, teilte die Lokführergewerkschaft GDL nach gut 24 Stunden Streik mit. Und: Über Ostern soll Ruhe an der Streikfront herrschen.
In ihrer Zwischenbilanz berief sich die Arbeitnehmerorganisation auf Angaben von ihrer Streikfront und sprach von einem ähnlichen Erfolg wie bei den Streikwellen zuvor. Erneut seien besonders die Vogtlandbahn, das Unternehmen Metronom und die Ostdeutsche Eisenbahn betroffen. Eine bundesweite Einschätzung der Arbeitgeberseite gab es nicht, da die bestreikten fünf großen Unternehmen und deren Töchter nicht gemeinsam berichteten. Jedoch klaffen die GDL-Angaben und die der Gegenseite teils erheblich auseinander.
Aussage gegen Aussage
Die bestreikte Hessische Landesbahn HLB etwa nannte runf 30 Prozent Ausfall - vorausberechnet für den ganzen Tag. Bei ihrer Tochter Cantus seien es knapp 40 Prozent gewesen und bei der Tochter Vectus, wo viele Lokführer GDL-Mitglieder seien, habe die Berechnung für den Dienstag 62 Prozent Ausfall ergeben.
"Eine Seite erzählt nicht die Wahrheit. Wir machen unsere Angaben im Internet transparent und führen dort jeden Ausfall auf", sagte HLB-Sprecherin Susanne von Weyhe. Auch in anderen Regionen deckten sich die GDL-Angaben, nach denen gut zwei von drei Verbindungen ausfielen, und die Mitteilungen der Unternehmen nicht. Beim Harz-Elbe-Express (HEX) etwa hieß es, zwei Drittel der Züge führen und der Rest werde mit Bussen ersetzt - Reisende hätten also gar keine Ausfälle.
Weselsky: "Ostern wird nicht gestreikt"
Auch im einwohnerstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen hielten sich die Ausfälle in Grenzen, wie sogar die örtliche GDL meldete. Im Norden und Nordwesten wiederum gab es viele gestrichene Verbindungen. In den anderen Regionen war das Bild uneinheitlich.
GDL-Chef Claus Weselsky kündigte vor streikenden Lokführern in Frankfurt an, dass der Arbeitskampf nicht über die Ostertage ausgetragen werde solle. "Über die Osterfeiertage ist Ruhe", sagte er. Es sei richtig, den Verkehr an den Feiertagen nicht zu behindern und der Gegenseite Zeit zu geben, "sich zu sortieren".
Nur Keolis gesprächsbereit
Die kleine Gewerkschaft GDL will mit dem am Montag begonnenen 60-Stunden-Streik die großen regionalen Konkurrenten der Deutschen Bahn wieder an den Verhandlungstisch holen. Ziel ist vor allem die Annahme des Rahmentarifvertrages, den GDL und DB vergangene Woche festgezurrt hatten. Er schreibt Tarifstandards wie Einkommen, Zulagen und Arbeitszeit auf dem hohen Niveau der DB fest und soll nach dem Willen der Gewerkschaft künftig für alle Lokführer in Deutschland gelten.
Bis dahin scheint der Weg jedoch weit. Einzig der DB-Wettbewerber Keolis (Eurobahn) ist gesprächsbereit und wird vom Streik verschont. Die anderen großen Konkurrenten Abellio, Netinera (früher Arriva), Benex, Veolia und HLB sowie jeweils deren Töchter halten Funkstille und kritisieren den Ausstand als überzogenes Machtspiel ohne Nutzen.
GDL nur "kleine Gruppe"?
Schützenhilfe erhielten die Bestreikten von der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände. Deren Präsident Dieter Hundt sagte der "Bild"-Zeitung: "Die GDL missbraucht als Minderheitsgewerkschaft das Streikrecht für die Sonderinteressen einer kleinen Gruppe." Damit lähme sie den Betrieb und schade den Bahnkunden und der Wirtschaft.
Die GDL besteht seit 1867 und fühlt sich zuständig für alle 26.000 Lokführer in Deutschland. Sie konkurriert jedoch mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die aus den Gewerkschaften Transnet und GDBA hervorgegangen ist. Wie bei vielen Gewerkschaften geht es der GDL neben Tarifen also auch um Einfluss und Mitgliederzahlen.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihren bislang längsten Streik im aktuellen Tarifkonflikt am Montagmittag begonnen. Der Ausstand soll noch bis Donnerstag, 2.00 Uhr, dauern.
Quelle: ntv.de, dpa