Wirtschaft

Auswärtsspiel für Henderson GM-Chef in Rüsselsheim

Der Chef der Opel-Mutter General Motors, Fritz Henderson, führt in Rüsselsheim Gespräche über das weitere Vorgehen bei Opel. Angeblich geht es dabei auch schon um die Eckpunkte eines Zukunftskonzepts. Offen ist, ob der US-Konzern in Berlin Staatshilfe beantragen will.

Es gibt heiterere Reisen: Fritz Henderson (Archivbild).

Es gibt heiterere Reisen: Fritz Henderson (Archivbild).

(Foto: dpa)

GM-Chef Fritz Henderson ist in Rüsselsheim eingetroffen. "Er führt interne Gespräche", sagte ein Opel-Sprecher. Einzelheiten wurden nicht genannt. Nach bislang unbestätigten Informationen hat der Konzernchef die erste Vorlage eines Zukunftskonzept für Opel im Gepäck. Dieses soll in den nächsten Tagen mit dem Management und auch mit dem Betriebsrat abgestimmt werden.

Parallel sind auch Gespräche zwischen GM- Vertretern und der Bundesregierung geplant. Der Besuch bei der Tochter kommt nur knapp eine Woche nach dem Platzen der Pläne eines Opel-Verkaufs an ein Konsortium um den Zulieferer Magna.

Die überraschende Entscheidung von GM, Opel doch zu behalten, hatte Politiker und Opel-Beschäftigte in Deutschland vor den Kopf gestoßen. Auch GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster hatte daraufhin seinen Rücktritt angekündigt.

Henderson muss bei seinem Besuch in Deutschland in seinen Gesprächen mit Politikern und Mitarbeitern versuchen, die Wogen zu glätten. Begleiten dürfte Henderson der GM-Manager Nick Reilly, der derzeit für das Asien-Pazifik-Geschäft von GM verantwortlich ist. Reilly soll Medienberichten zufolge zumindest vorübergehend die Sanierung von Opel leiten.

Sanierung wird Milliarden kosten

Die Sanierung von Opel dürfte General Motors nach Einschätzung von Experten 8,5 Mrd. Dollar kosten. Nach einer Studie der Ratingagentur Moody's benötigt der US-Autobauer für Umbau und Betrieb seiner Europatochter umgerechnet 5,6 Mrd. Euro. Da GM diese Summe zusätzlich zur eigenen Sanierung nicht aus eigener Tasche finanzieren könne, bliebe dem Konzern nur die Hoffnung auf Staatshilfen. Sollten die Regierungen in Europa diese verweigern, sehen die Analysten von Moody's für GM letztlich nur einen Ausweg: den Verkaufprozess für Opel wieder zu eröffnen.

GM benötigt nach eigenen Angaben für die Sanierung von Opel in ganz Europa rund drei Mrd. Euro an Staatshilfen. Zu weiteren Details zur Finanzierung hatte sich GM bislang nicht geäußert.

Steuermillionen im Einsatz

Nach dem geplatzten Opel-Verkauf rät Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer jedoch von weiteren Staatshilfen für den angeschlagenen Autobauer ab. Staatliche Kredite an Opel unter dem Mutterkonzern General Motors seien "um ein vielfaches riskanter als bei Opel-Magna", erklärte Dudenhöffer.

Ferdinand Dudenhöffer hat eine klare Vorstellung davon, wie es im GM-Management zugeht.

Ferdinand Dudenhöffer hat eine klare Vorstellung davon, wie es im GM-Management zugeht.

(Foto: dpa)

GM-Opel sei "alles andere als ein Unternehmen, das geordnete Strukturen besitzt". Dudenhöffer empfahl, die ausstehenden 900 Mio. Euro des Brückenkredits so schnell wie möglich samt Zinsen zurückzuholen und die Opel-Treuhand unmittelbar aufzulösen. Alles andere sei "ein hoch riskanter Einsatz von Steuergeld".

Seit über 12 Monaten schwimme GM mit Opel "entscheidungslos durch die Krise", der Zustand des Unternehmens sei schlechter als vor einem Jahr, monierte Dudenhöffer. Der Umsatz des Rüsselsheimer Autobauers habe sich durch die Abwrackprämie lediglich "künstlich" verbessert.

Im kommenden Jahr drohe Opel dafür ein Verkaufseinbruch von gut 80.000 Fahrzeugen. "Von der Marktseite wird das Jahr 2010 für Opel nach unserer Einschätzung noch kritischer als das bereits sehr kritische Jahr 2009", schrieb der Automobilexperte von der Universität Duisburg-Essen.

Volle Kassen bei Opel

Die "Financial Times Deutschland" berichtete dagegen, dass Opel dank gestiegener Umsätze durch die Abwrackprämie seine Bargeldreserven deutlich aufstocken konnte. Aktuell verfügt der Autobauer über einen Cash-Bestand von 1,75 Mrd. Euro, schrieb die Zeitung unter berufung auf Informationen aus dem Umfeld des Aufsichtsrats. Damit sei das Unternehmen in der Lage, seinen Brückenkredit zunächst ohne fremde Hilfe zurückzuzahlen.

Opel musste früher seine liquiden Mittel regelmäßig an die Mutter General Motors (GM) abführen. Im Zuge der Insolvenz des US-Konzerns war Opel aber aus GM herausgelöst worden und hatte von Bund und Ländern kurzfristig eine Kreditlinie von ingesamt 1,5 Mrd. Euro erhalten. Das Geld wurde tranchenweise genehmigt und ausbezahlt. Die Regierung kann den Kredit zum 30. November fällig stellen.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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