Wirtschaft

Reilly übernimmt GM-Geldspritze für Opel

General Motors pumpt 650 Millionen Euro in seine angeschlagene Tochter Opel. Das Geld dient als Überbrückung, bis eine längerfristige Finanzierung unter Dach und Dach ist. Unterdessen ist der Brite Nick Reilly nun offiziell neuer Chef der Adam Opel GmbH.

Im Eisenacher Opel-Werk.

Im Eisenacher Opel-Werk.

(Foto: AP)

Der angeschlagene Autobauer Opel hat zu Jahresbeginn rund 650 Millionen Euro von seiner Mutter General Motors erhalten. Mit dem Geld soll der Betrieb bei Opel sichergestellt werden, bis eine längerfristige Finanzierung möglich sei, wie aus Dokumenten von GM an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht.

GM verhandelt mit mehreren europäischen Regierungen über Staatshilfen von 2,7 Milliarden Euro. Rund 600 Millionen Euro wollte GM selbst in Opel investieren. Ob die Überweisung über 650 Millionen bereits der gegenüber den Regierungen angekündigten Investition von GM in Opel entspricht, blieb zunächst offen. Das Geld wurde am 4. Januar überwiesen.

Es handle sich dabei um Vorauszahlungen für Entwicklungsleistungen, die Opel im Rahmen des globalen GM-Abkommens erbracht habe, hieß es in dem Dokument. Normalerweise wären die Zahlungen erst im April und Juli erfolgt. "Die beschleunigten Zahlungen stellen eine vorübergehende Finanzierungsquelle für den Betrieb von Opel dar, bis eine längerfristige Finanzierung arrangiert werden kann", hieß es weiter.

Das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim erhält seine Gelder von der GM-Tochter GTO. Dafür muss Opel für jedes verkaufte Auto Lizenzgebühren an GTO bezahlen.

Neues Team an der Spitze

Unterdessen hat der Aufsichtsrat den 60 Jahre alten Briten Nick Reilly erwartungsgemäß zum neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung der Adam Opel GmbH ernannt. Reilly stellte zudem sein neues Management-Team vor, das sogleich die volle Unterstützung des Aufsichtsrats zugesichert bekam.

Reibungslose Stabübergabe: Hans Demant (li) geht, Nick Reilly (re) kommt.

Reibungslose Stabübergabe: Hans Demant (li) geht, Nick Reilly (re) kommt.

(Foto: dpa)

Die Opel-Geschäftsführung hat künftig inklusive Reilly sieben Mitglieder. Mark James ist künftig für die Finanzen verantwortlich. Der neue Finanzvorstand ist seit 1991 im Konzern. Der Brite war zuletzt Vice President und CFO bei GM Daewoo in Korea und gilt als Vertrauter von Reilly. Mit Rita Forst wird zudem eine Frau in die oberste Führungsetage einziehen. Sie wird künftig den Entwicklungsbereich verantworten, der zuvor in die Zuständigkeit des am Morgen zurückgetretenen Hans Demant gefallen war. Reinald Hoben (Produktion), Holger Kimmes (Personal), Tom McMillen (Einkauf) und Alain Visser (Sales, Marketing & Aftersales) bleiben im Opel-Vorstand und komplettieren die Führungsriege. GM-Europe-Finanzvorstand Enrico Digirolamo soll sich als Teil des Teams insbesondere um die Opel-Restrukturierung kümmern.

Mit seiner Ernennung zum Opel-Chef schied Reilly zugleich aus dem Aufsichtsrat des Rüsselsheimer Unternehmens aus. Der 59-jährige Demant, der seit 2004 an der Opel-Spitze stand, ist künftig dafür zuständig, weltweit die Produktrechte der Opel-Mutter GM zu überwachen. Dafür wurde im Konzern der neue Posten eines Vize- Präsidenten für weltweite Technologierechte geschaffen.

Der Autobauer kämpft seit mehr als einem Jahr um sein Überleben. Im November 2008 bat Opel nach Absatzeinbruch und massiven Verlusten den Staat um Hilfe. Der spätere Versuch eines Verkaufs der GM-Tochter an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna scheiterte im November 2009 in letzter Sekunde.

Sanierungskonzept bis Ende Januar

Reilly will nach früheren Angaben bis Ende Januar ein Sanierungskonzept für Opel vorlegen. Das Konzept ist die Grundlage für Verhandlungen über Staatshilfen. GM hatte den Bedarf auf 3,3 Mrd. Euro beziffert, rund 2,7 Mrd. Euro sollen nach den Vorstellungen von GM die Regierungen der Länder aufbringen, in denen Opel Standorte hat. In Deutschland hofft Opel auf Hilfe vom Bund sowie von den Ländern Hessen (Standort Rüsselsheim), Nordrhein-Westfalen (Bochum), Rheinland-Pfalz (Kaiserslautern) und Thüringen (Eisenach).

GM hatte angekündigt, im Zuge der Opel-Sanierung in Europa bis zu 9.000 Stellen zu streichen, einen Großteil davon in Deutschland. Von der Belegschaft verlangt der Konzern über Lohnverzicht einen Sanierungsbeitrag von jährlich 265 Mio. Euro. Die Arbeitnehmer sind prinzipiell zu Zugeständnissen bereit, haben diese aber an einen Forderungskatalog geknüpft.

Kurzarbeit für 12.000 Opel-Mitarbeiter?

Opel tritt auf die Bremse

Opel tritt auf die Bremse

(Foto: dpa)

Gut 12.000 Opel-Mitarbeiter in Deutschland und damit die Hälfte der inländischen Belegschaft sind nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" im Januar und Februar zeitweise von Kurzarbeit betroffen. Die Produktion werde wegen geringerer Nachfrage und des Wegfalls der Fertigung eines Saab-Modells in Rüsselsheim gedrosselt. Am stärksten betroffen ist dem Bericht zufolge das Werk Bochum.

Wirtschaftlich geht es nach Reillys Prognose mit Opel frühestens 2011 bergauf. Er sei zuversichtlich, dass Opel dann profitabel sein könne. Im laufenden Jahr werde Opel die Krise auf dem westeuropäischen Automarkt nochmals zu spüren bekommen. 2009 verkauften Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall rund 1,2 Mio. Autos nach 1,4 Mio. Stück im Jahr zuvor.

Quelle: ntv.de, wne/rts/AFP/dpa

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