Wirtschaft

Die Anzeichen verdichten sich GM beunruhigt Berlin

Der US-Konzern General Motors (GM) will einem Zeitungsbericht zufolge den deutschen Autobauer Opel offenbar tatsächlich nicht verkaufen. Entsprechende Gerüchte kursieren bereits seit Wochen. Nun sollen neue Informationen aus dem Detroiter Verwaltungsrat vorliegen. Für die Bundesregierung käme eine solche Entscheidung höchst ungelegen.

Mit der Flex über den Grat: Der Detroiter Führungsstil sägt vor allem bei den Opelanern an den Nerven.

Mit der Flex über den Grat: Der Detroiter Führungsstil sägt vor allem bei den Opelanern an den Nerven.

(Foto: REUTERS)

Der Verwaltungsrat von GM werde sich auf seiner Sitzung am kommenden Dienstag dafür aussprechen, sein deutsches Tochterunternehmen lieber zu behalten, berichtete die "Süddeutschen Zeitung" unter Berufung auf Informationen aus dem Leitungsgremium des US-Konzerns.

GM wolle dadurch unter anderem verhindern, dass die Technologie des Unternehmens nach Russland gelange und dort in den kommenden Jahren ein neuer Wettbewerber entstehe.

Mit solch einer Entscheidung würde GM die Bundesregierung kurz vor der Bundestagswahl am 27. September düpieren, schreibt die Zeitung in ihrer Samstagsausgabe. Im Tauziehen um die Zukunft von Opel verlangen Bundesregierung und Gewerkschaften eine schnelle Entscheidung.

Im Tauziehen um die Zukunft von Opel verlangen neben Bundeskanzlerin Angela Merkel, Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg verlangen auch Betriebsrat und Gewerkschaften eine schnelle Entscheidung.

Frühe Festlegung

Ihrem Dafürhalten nach soll GM seinen europäischen Ableger Opel an ein Konsortium verkaufen, zu dem der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna, der russische Autobauer Gaz und die Sberbank zählen. Guttenberg hatte den GM-Verwaltungsrat zuletzt erneut dazu aufgerufen, in seiner Sitzung in der kommenden Woche eine Grundsatzentscheidung zu treffen.

Neues Selbstvertrauen in Detroit.

Neues Selbstvertrauen in Detroit.

(Foto: REUTERS)

Die IG Metall forderte GM wegen "der unklaren Verhältnisse" auf, die bislang festgehaltenen Tariferhöhungen auszuzahlen. Auch GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster will die Hängepartie rasch beendet wissen. Dem "Handelsblatt" sagte der Opel- Aufsichtsratsvorsitzende: "Wir tun momentan alles, um den Kollegen in den USA näher zu bringen, dass auch GM geholfen wäre, wenn noch in diesem Monat eine Entscheidung fällt."

Guttenberg sagte im ARD-"Morgenmagazin": "Wir sind in den Verhandlungen. Wir haben als Bundesregierung unsere Hausaufgaben gemacht." Unterschriftsreife Verträge lägen vor, jetzt müsse GM einlenken. "Wir verhandeln in Richtung einer Investorenlösung, die auch über den Tag hinaus trägt."

Damit sprach sich der Minister gegen mögliche Pläne aus Detroit aus, Opel unter dem Dach von GM zu behalten und ohne Hilfe eines Investors zu sanieren. In diesem Fall müsste GM aber auch die deutsche Brückenfinanzierung von 1,5 Mrd. Euro zurückzahlen. Guttenberg hatte betont, dass es Steuergeld nur für den Zulieferer Magna geben werde.

Fiat: "GM will nicht mehr verkaufen"

Die Sberbank gilt als das größte Kreditinstitut Russlands. Berlin hatte Opel bereits einen Kredit von 1,5 Mrd. Euro gewährt und Bürgschaften in Höhe von 4,5 Mrd. Euro zugesagt. Die Geschäfte des deutschen Autobauer werden derzeit von Treuhändern verwaltet.

Wie die Zeitung unter Berufung auf Informationen aus dem Verwaltungsrat berichtet, macht General Motors vor allem eine mögliche Beteiligung der beiden russischen Unternehmen Sorge. Die Sberbank und Gaz hatten sich bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung im Hintergrund gehalten. Die entscheidenden Gespräche Ende Mai im Kanzleramt wurden allein von Magna geführt.

Der italienische Autobauer Fiat hat sich derweil endgültig aus dem Bieterrennen um Opel verabschiedet. "Der Grund dafür ist, dass General Motors seine deutsche Tochtergesellschaft Opel gar nicht mehr verkaufen will", zitiert die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" eine namentlich nicht näher bezeichnete Quelle "aus Kreisen des italienischen Konzerns".

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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