Wirtschaft

Zickzackkurs in Detroit GM klammert sich an Opel

Zwei Termine im September: In Detroit tagt der GM-Verwaltungsrat, und in Frankfurt will Opel auf der Automobilausstellung glänzen.

Zwei Termine im September: In Detroit tagt der GM-Verwaltungsrat, und in Frankfurt will Opel auf der Automobilausstellung glänzen.

(Foto: dpa)

GM wolle so versuchen, die Kontrolle über Opel zu behalten, berichtet das "Wall Street Journal". Unter Berufung auf drei mit den Vorgängen vertraute Personen schreibt das Blatt weiter, dieser Finanzierungsplan käme auf ein Volumen von 4,3 Mrd. Dollar (rund 3,0 Mrd. Euro). GM-Chef Fritz Henderson strebt demnach an, dass der Plan bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrats Anfang September ausgearbeitet vorliegt.

Die deutsche Regierung hatte GM im Gezerre um den Opel-Verkauf am Montag aufgefordert, ein Vorstandsmitglied zu einem Spitzentreffen nach Berlin zu schicken. GM nahm die Einladung postwendend an: Ein ranghoher Manager werde in den nächsten Tagen zu einem Vier-Augen-Gespräche nach Berlin kommen.

Dabei dürfte es sich nach Angaben aus Konzernkreisen um GM-Chef Fritz Henderson oder den GM-Verhandlungsführer John Smith handeln. Ein Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ist aber nicht geplant.

Vier Augen ohne Merkel

Der GM-Topmanager soll mit der Opel-Task-Force von Bund und Ländern direkt über den Verkauf des deutschen Autobauers verhandeln. GM benötigt nach Angaben eines Sprechers weitere Informationen über die staatlichen Bürgschaften und die Finanzierungen der Opel- Übernahme. "Wir wollen die noch offenen Fragen klären und hoffen auf eine baldige Einigung", sagte ein Sprecher von GM Europe.

Der GM-Verwaltungsrat hatte am Freitagabend die erhoffte Entscheidung im Bieterkampf zwischen dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und dem belgischen Finanzinvestor RHJ International erneut vertagt. Bund und Länder wollen Staatshilfe von 4,5 Mrd. Euro nur gewähren, wenn Magna den Zuschlag erhält.

Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm betonte am Montag, die deutsche Seite habe ihre Hausaufgaben gemacht. Es lägen unterschriftsreife Verträge der beiden Interessenten Magna und RHJI vor. Er vermied aber offene Kritik am Vorgehen der Amerikaner: "Das Thema kann man nicht in Konfrontation lösen, sondern nur miteinander."

Nach Worten Wilhelms hat es am Wochenende bereits auf Arbeitsebene Kontakte zwischen dem Kanzleramt und dem Weißen Haus in Washington gegeben. Es bleibe bis zur nächsten regulären Sitzung des GM-Verwaltungsrates um den 8. und 9. September Zeit, um die offenen Punkte zu klären.

Obama hält sich raus

US-Präsident Barack Obama will sich nicht in die Entscheidung von GM über die Zukunft von Opel einmischen. Obama denke, dass die aktuellen unternehmerischen Entscheidungen des angeschlagenen US-Autobauers von den GM-Managern selbst gefällt werden müssten, hatte der stellvertretende Sprecher des Weißen Hauses, Bill Burton auf der Atlantik-Insel Martha's Vineyard betont, dem Ferienort der Präsidentenfamilie.

Verfahrene Situation: Am Ende könnte alles so enden, wie es angefangen hat.

Verfahrene Situation: Am Ende könnte alles so enden, wie es angefangen hat.

(Foto: dpa)

Obama habe keine Absicht, sich in das Autogeschäft zu begeben, "er ist froh, wenn sie ihre Entscheidungen fällen und wieder auf ihre Füße kommen", sagte Burton mit Blick auf GM. Die US-Regierung ist auf Grund der tiefen Krise der amerikanischen Automobilindustrie und nach mehreren staatlichen Finanzspritzen für Autobauer inzwischen Mehrheitseigner bei General Motors in Detroit.

Die Hängepartie hat laut Bundesregierung keine Auswirkungen auf das operative Geschäft von Opel. Dank der staatlichen Brückenfinanzierung - der Autobauer erhielt ein Darlehen von 1,5 Mrd. Euro - reiche die Liquidität aus, sagte Wilhelm. Der Rüsselsheimer Autobauer gehört zu jenen Herstellern, die in den vergangenen Monaten beim Absatz von der staatlichen Abwrackprämie deutlich profitierten.

Opelaner ziehen nach Berlin

Bei den Opel-Beschäftigten scheint allmählich jedoch der Geduldsfaden zu reißen. Der Betriebsrat plant eine Demonstration tausender Mitarbeiter in Berlin, um Druck auf GM zu machen. Der Termin für die Kundgebung stehe wie der genaue Ort noch nicht fest, sagte eine Sprecherin der IG Metall in Frankfurt. Möglicherweise werde man vor das Brandenburger Tor ziehen. Eine Demonstration vor der US-Botschaft werde geprüft. Teilnehmen sollen Mitarbeiter aus allen vier Opel-Standorten.

Die IG Metall kritisierte das Verhalten von GM. "Die Nichtentscheidung des GM Verwaltungsrates ist verantwortungslos gegenüber dem Unternehmen und der Marke Opel und respektlos gegenüber den Menschen, die dort arbeiten", kritisierte der Leiter des IG- Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild.

"Es geht offenbar darum, Opel zum Insolvenzfall zu machen." Bei GM tobt nach Schilds Einschätzung ein Machtkampf um den Teilverkauf der europäischen Tochter. Die Politik müsse das Unternehmen Opel davor schützen.

Quelle: ntv.de

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