Todesfalle Zündschloss? GM muss mit mehr Opfern rechnen
03.06.2014, 08:21 Uhr
Ihre Tochter starb in einem Chevrolet Cobalt: Mary Theresa Ruddy (r.) und ihr Mann Leo bei einer Anhörung in Washington (Archivbild).
(Foto: Reuters)
Dunkle Wolken über dem US-Autobau: Im Zündschloss-Skandal bei GM ergibt die Auswertung offizieller Unfalldaten eine womöglich sehr viel höhere Zahl an Todesopfern als bislang bekannt.
Der Skandal um den jahrelangen Einbau mangelhafter Bauteile bei General Motors (GM) weitet sich aus. Bislang ging die Konzernführung um die frisch angetretene GM-Chefin Mary Barra von 13 Menschen aus, die im Zusammenhang mit defekten Zündschlössern bei Unfällen in GM-Autos ums Leben gekommen waren.
Eine Auswertung von offiziellen Unfalldaten durch die Nachrichtenagentur Reuters ergab, dass mindestens 74 Menschen bei Unfällen in GM-Fahrzeugen mit ähnlichen Abläufen ums Leben kamen. Damit ist allerdings noch nicht nachgewiesen, dass diese Unfälle tatsächlich im Zusammenhang mit einem fehlerhaften Zündschloss standen. Für GM dürfte es nun allerdings deutlich schwerer werden, das eigene Image als zuverlässiger Pkw-Hersteller zu verteidigen.
Bis zu 300 Todesopfer?
Neben dem Ausfall der Zündelektronik sind andere Fehlerquellen denkbar: Möglicherweise funktionierte bei den nun aufgezählten Vorfällen der Airbag auch aus einem anderen Grund nicht. Vor einer Woche hatte bereits die US-Verkehrsaufsicht mitgeteilt, dass wahrscheinlich mehr als die bislang genannten 13 Menschen durch die defekten Schlösser gestorben seien. Verbraucherschützer sprechen seit Monaten von bis zu 300 Todesopfern in Folge des Defekts. Der US-Automobilkonzern GM hatte im Februar rund 2,6 Millionen Autos wegen des Problems in die Werkstätten zurückgerufen.
Die späte Reaktion rief nicht nur bei Verbraucherschützern Unverständnis hervor. GM-Chefin Barra musste das Vorgehen ihres Hauses Anfang April auch vor einem Untersuchungsausschuss im US-Kongress erkläutern. Bei diesem Termin wurde Barra auch mit Angehörigen mutmaßlicher Zündschloss-Opfer konfrontiert, aus deren Sicht ein klarer Zusammenhang zwischen Unfallhergang und Konzernversagen besteht.
GM droht Klagewelle
Wie im Frühjahr bekannt wurde, hatten GM-Ingenieure schon vor 13 Jahren festgestellt, dass es fehlerhafte Zündungen gibt. Bei den Autos kann die Zündung auch bei hohem Tempo unvermittelt in einen Modus springen, bei dem sich Motor und elektrische Systeme abschalten. Da damit auch Lenkunterstützung und Bremskraftverstärker ausfallen, ist ein Unfall unter Umständen nur noch für geübte und reaktionsstarke Fahrer zu vermeiden. Ein Aufprall endete in solchen Fällen häufig tödlich: Wenn die GM-Elektronik versagt, funktionierten zum Teil auch die Airbags nicht mehr.
Nicht nur für Opferanwälte liegt es daher nahe, bisher unerklärliche Kontrollverluste im Straßenverkehr mit dem Zündschloss-Skandal bei GM in Verbindung zu bringen. Inzwischen ermitteln mehrere US-Behörden gegen GM. Die nachträgliche Aufarbeitung der teils Jahre zurückliegenden Unfallhergänge gilt als schwierig. Der Opel-Mutter steht eine Klagewelle ins Haus: General Motors muss sich darauf einstellen, auf Jahre hinaus mit langwierigen Prozessen konfrontiert zu werden.
Quelle: ntv.de, mmo/rts