Amerikaner pokern besser GM punktet im Kampf um Opel
26.08.2009, 14:28 UhrEin Kommentar von Jan Gänger
Gegner sollte man nicht unterschätzen. Dieser simple, aber sinnvolle Ansatz gilt selbst dann, wenn man sich mit Managern anlegt, die einen großen Autokonzern konsequent in die Pleite gewirtschaftet haben. Das stellt nun die Bundesregierung schmerzhaft fest, die seit Monaten mit General Motors um die Zukunft von Opel ringt. Die Jungs aus Detroit treten derzeit den eindrucksvollen Beweis an, dass sie professionell und emotionslos ihre Interessen durchsetzen können.
Für die Bundesregierung gilt das nicht. Symptomatisch für die Orientierungslosigkeit der Großen Koalition sind die jüngsten Äußerungen des SPD-Bundestagsabgeordneten und Wirtschaftsexperten Klaus Barthel. Der wirft GM vor, es gebe keine klare Linie, sondern rivalisierende Personen und Strategien. Hier irrt sich Barthel. Die Amerikaner wissen ganz genau, was sie wollen: sie wollen das Beste für sich herausschlagen. Dass die das nicht in aller Öffentlichkeit verkünden und dass ihre Ziele wohl nicht mit den Wünschen der Bundesregierung im Einklang stehen, ist nicht das Problem von GM.
Gezerre nutzt GM
Vor einigen Monaten stand General Motors am Abgrund, der Konzern brauchte dringend Geld. Vor diesem Hintergrund erwog das Management, Opel zu verkaufen – und damit sein Europageschäft und den technologisch am besten entwickelten Konzernbereich. Aber die Zeiten haben sich geändert, bei GM geht es langsam wieder aufwärts. Sollte es sich der Konzern irgendwie leisten können, wird er Opel behalten. Je länger GM die Bundesregierung hinhalten kann, umso unwahrscheinlicher wird ein Verkauf. Das wäre keine Katastrophe, beileibe nicht. Dem deutschen Steuerzahler bliebe erspart, weitere Milliarden in ein krankes Unternehmen zu stecken.
Doch selbst wenn die Amerikaner sich von der Mehrheit an der Tochter trennen müssen, das momentane Gezerre ist für sie von großem Nutzen. Denn die Bundesregierung hat sich selbst unter Druck gesetzt und stützt die GM-Tochter mit Steuergeldern – bisher 1,5 Milliarden Euro.
Strategiefehler
Warum nur hat sich Berlin ohne jede Not frühzeitig darauf festgelegt, dass die Mehrheit von Opel an den Autozulieferer Magna und die russische Sberbank gehen soll? Andere Bieter kamen nicht in Frage, ganz gleich ob Fiat, Chinesen oder belgischer Finanzinvestor. Der Grund für diese Verhandlungsstrategie bleibt rätselhaft. Scheint es doch grundsätzlich nicht sonderlich sinnvoll, eingleisig zu verhandeln. Das reduziert den Spielraum nämlich immens. Möglicherweise haben sich Verantwortlichen einfach nur heillos überschätzt, bettelnde Banker und milliardenschwere Rettungspakete mögen die Wahrnehmung getrübt haben.
Hilfreich war es nicht, eine Insolvenz von Opel auszuschließen und im Wahlkampf lauthals zu versprechen, möglichst alle der 25.000 Arbeitsplätze zu retten. Denn das haben offenbar auch die Amerikaner gehört. Ihre Verhandlungsposition ist durch diesen Anspruch der Bundesregierung nicht gerade schwächer geworden. Sie haben verstanden, dass Berlin eine Opel-Übernahme an Magna unbedingt durchsetzen will und das Unternehmen, koste es was es wolle, am Leben halten möchte. Das dürfte den Preis in die Höhe treiben, den die Bundesregierung zu zahlen hat.
Quelle: ntv.de