Wirtschaft

Inside Wall Street GM's aussichtsloser Kampf

Nachdem General Motors jahrelang mehr an Margen als an Qualität interessiert war und den Anschluss an moderne Technologien verpasst hat, versucht der Konzern zumindest in seinen letzten Stunden mit bewundernswerter Kraft, einen Konkurs zu verhindern - doch helfen wird das wohl nichts.

Der Automobilhersteller, der nur noch dank 13,4 Milliarden Dollar aus Steuergeldern am Leben ist, hat widerspruchslos seinen CEO Rick Wagoner gehen lassen, als das Weiße Haus das wollte. Man will sich von einigen angeschlagenen Marken trennen und die Händlerstruktur überarbeiten. Man entlässt massenhaft und will im Sommer sogar sämtliche Werke für ganze neun Wochen dicht machen, um Lagerbestände abzubauen.

Doch läuft GM die Zeit davon. Man hat bis zum 1. Juni Zeit, die Schulden von aktuell 28 Milliarden Dollar deutlich zu senken. Experten scheint das unmöglich, und man rechnet fest damit, dass Übergangs-CEO Fritz Henderson noch im Juni das Gläubigerschutzverfahren einleiten wird.

Das wiederum macht GM die Restrukturierung nicht leichter. Denn Unternehmensteile ließen sich besser verkaufen, wenn das endgültige Aus nicht so direkt vor der Türe stünde.

Bestes Beispiel: Hummer. Die Protz-Marke, die mit ihren gewaltigen Spritschleudern die amerikanische Dekadenz ebenso widerspiegelt wie die Blindheit und Selbstgefälligkeit der nun kaputten Auto-Branche, soll veräußert werden - angeblich gibt es sogar drei Interessenten. Doch bisher zeichnet sich kein Deal ab, und Analysten zufolge könnte das darin liegen, dass die potenziellen Käufer auf bessere Deals in einem Konkursverfahren hoffen.

Zurzeit setzt GM noch die Verkaufsumstände und Details fest. Für eine Summe zwischen 100 und 200 Millionen Dollar will man etwa den Markennamen und das Händlernetz verkaufen, nicht aber die Fabrik. Die will GM behalten, denn mit dem H3 werden in Shreveport im Bundesstaat Louisianna auch der GMC Canyon und der Chevrolet Colorado gebaut. Wird Hummer verkauft, würde GM die Kisten gerne im Auftrag des Käufers weiterbauen. Nur den H3 übrigens, denn der H2 wird gar nicht von GM gebaut, sondern vom Militärausstatter A.M. General.

Ganz schlecht ist der Deal nicht, doch könnte der ein oder andere Investor durchaus andere Vorstellungen haben - vielleicht will einer das Werk mitkaufen. Oder will nur die Markenrechte für den US-Markt erwerben ohne Verbindlichkeiten in Übersee eingehen zu wollen. All das wäre möglich, wenn im Rahmen eines Konkursverfahrens alle möglichen GM-Anlagen unter den Hammer kämen. Die würden dann zudem mit Rückendeckung der zuständigen Gerichte verkauft, während große Verkäufe vor der Restrukturierung angegriffen werden könnten, wenn sich Gläubiger später benachteiligt fühlen sollten.

Zurzeit will also noch keiner zuschlagen, doch eines ist klar: Unabhängig von General Motors wird Hummer wohl überleben. Die Marke ist zwar umstritten und spricht nur ein geringes Marktsegment an. Darin hat man aber loyale Kunden, die das Unternehmen langfristig profitabel machen sollen.

Quelle: ntv.de

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