Hilfe für Opel-Sanierung GM setzt auf Deutschland
05.12.2009, 16:34 UhrGeneral Motors hofft bei der Sanierung des verlustreichen Autobauers Opel weiter auch auf deutsche Staatshilfe. Von den meisten europäischen Ländern habe er positive Signale erhalten, sagte GM-Europa-Chef Nick Reilly bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten und nahm damit Bezug auf das Treffen in Brüssel am Vortag, wo er die Sanierungspläne vorgestellt hatte.
Er wäre enttäuscht, wenn Deutschland das einzige Land wäre, das keine Hilfen zur Verfügung stelle, fügte Reilly an. "Aber ich glaube nicht, dass das passieren wird." GM will zur Rettung von Opel selbst 600 Mio. Euro aufbringen und 2,7 Mrd. Euro an Beihilfen von den Regierungen einsammeln. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hatte am Freitag nochmals unterstrichen, dass er einer Beihilfe für Opel skeptisch gegenübersteht. "Ich meine, dass GM viele Ressourcen hat, um vieles zu heben", sagte er in Brüssel. Grundsätzlich gelte, dass vor einer Entscheidung über staatliche Hilfen der einzelnen EU-Länder der Sanierungsplan für Opel vorliegen müsse.
Reilly betonte nun, GM könne nicht ohne weiteres amerikanische Steuergelder für Opel ausgeben. Nicht zuletzt gehe es um die Sanierung eines europäischen Unternehmens. Sollte die deutsche Regierung am Ende aber ihre Hilfe verweigern, würde dies nicht dazu führen, dass an den vier deutschen Opel-Standorten mit 25.000 Mitarbeitern mehr Stellen gestrichen würden als zuletzt diskutiert, sagte er. Reilly deutete an, mit den Deutschen möglicherweise schon in der neuen Woche wieder Gespräche zu führen, nannte aber keine Details. Nach Angaben einer Sprecherin ist dem Bundeswirtschaftsministerium nichts von einem anstehenden Termin mit GM bekannt. Allerdings wird Opel-Betriebsratschef Klaus Franz am Montag in Detroit zu Gesprächen mit dem neuen GM-Chef Ed Whitacre erwartet.
8.300 Stellen auf der Streichliste
Einige Punkte des Sanierungsplans hatte Reilly bereits am Freitag in Rüsselsheim bekanntgegeben. Unter anderem signalisierte er, von Stellenstreichungen im dortigen Entwicklungszentrum Abstand zu nehmen. Nun bestätigte er Informationen aus Kreisen, dass bei Opel europaweit etwa 8.300 Stellen gestrichen werden sollen - und damit etwas weniger als die zuletzt veranschlagten rund 9.000. Zudem betonte er, Whitacre - der vor wenigen Tagen überraschend Fritz Henderson an der GM-Spitze abgelöst hatte - habe ihn nicht beauftragt, die Restrukturierung von Opel zu beschleunigen oder gar zu verschärfen.
Reilly sieht noch einige Lücken in der Produktpalette des angeschlagenen Autobauers. "Opel braucht einen Kleinstwagen, sagte er. "Das wird die höchste Priorität haben." Größte Chancen sieht Reilly dabei auch in der Entwicklung von Hybrid- und gasbetriebenen Fahrzeugen. Probleme in der Positionierung der Marke gebe es hingegen keine. Opel stehe für gute Qualität und ein aufregendes Design.
Zugleich kündigte Reilly an, möglicherweise schon in der kommenden Woche sein neues Management-Team vorzustellen. Ob der bisherige Geschäftsführer der Adam Opel GmbH, Hans Demant, dazugehört, ließ er offen. Er wolle keine Kommentare zu einzelnen Personen abgeben, sagte Reilly. Die Pläne zur Umstrukturierung in Europa seien zu "90 oder 95 Prozent" fertig. "An der einen oder anderen Ecke kann es noch kleinere Veränderungen gebe."
GM soll sein detailliertes Sanierungskonzept nun bis Anfang Januar der EU-Kommission zur Prüfung vorlegen. Erst wenn die Behörde das Konzept gutheißt, können die einzelnen Länder über ihre Beihilfen entscheiden. So soll ein Subventionswettlauf verhindert werden. Opel ist neben Deutschland auch in Großbritannien, Spanien, Polen und Belgien tätig.
Quelle: ntv.de, rts/dpa