Wirtschaft

Große Zusage aus Detroit GM verspricht mehr für Opel

General Motors will mehr Geld als bisher geplant in die Zukunft des deutschen Autobauers Opel stecken. Die Investitionszusage soll auf 1,9 Mrd. Euro steigen. Die Amerikaner hoffen nun auch auf Geld aus Deutschland. Doch die Bundesregierung reagiert zurückhaltend.

"Wir leben Autos": Opel-Chef Nick Reilly (Archivbild).

"Wir leben Autos": Opel-Chef Nick Reilly (Archivbild).

(Foto: dpa)

Im Werben um Staatshilfen aus Europa hat die Opel-Mutter General Motors (GM) ihren Beitrag für die Sanierung der angeschlagenen Tochter deutlich erhöht. GM investiere nun 1,9 Mrd. statt 600 Mio. Euro in den Umbau von Opel, wie das Unternehmen mitteilte. Der US-Konzern hat seine bisherige Zusage damit mehr als verdreifacht. Die Mittel sollen sowohl als Eigenkapital als auch in Form von Krediten fließen, hieß es. Damit kommt der US-Konzern Forderungen von Bund und Ländern nach, die wegen des schwierigen Marktumfelds auf einen größeren Beitrag von GM gedrungen hatten.

Die Kosten der Sanierung erhöhte der US-Konzern gleichzeitig um 415 Mio. Euro, so dass insgesamt nun 3,715 Mrd. Euro dafür aufzubringen sind. Opel hatte die Kosten für die Sanierung bislang mit 3,3 Mrd. Euro angegeben - 2,7 Mrd. Euro davon wollte Opel-Chef Nick Reilly bislang von den europäischen Staaten mit Opel-Standort haben. Allein 1,5 Mrd. Euro davon sollten bislang aus Deutschland kommen.

Die Autoexperten reisen zur Messe nach Genf: GM braucht dringend eine Lösung.

Die Autoexperten reisen zur Messe nach Genf: GM braucht dringend eine Lösung.

(Foto: REUTERS)

Opel-Vorstandsmitglied Alain Visser reagierte zuversichtlich auf die Detroiter Zusage: "Damit ist kurzfristig erstens die Restrukturierung finanziert, aber auch unsere neuen Produkte und die Entwicklung neuer Produkte sichergestellt", sagte er bei n-tv. "Das ist das Allerwichtigste. Damit sind jetzt 16 Monate Unsicherheit weg."

Dies sei seiner Einschätzung nach der "allerwichtigste" Aspekt der Nachricht. "Ich glaube, dass wir jetzt mit einer so großen Intervention des Mutterunternehmens GM mit 1,9 Mrd. viel deutlicher, viel besser auch unsere Gespräche mit der deutschen Regierung, aber auch mit anderen europäischen Regierungen anpacken können", erläuterte Visser im Gespräch mit n-tv. "Ich glaube, dass wir jetzt einen sehr, sehr wichtigen Schritt gemacht haben. Aber das Allerwichtigste ist jetzt, dass diese ganze Diskussion über die Zukunft der Marke jetzt vom Tisch ist."

Berlin reagiert reserviert

Mit der Aufstockung der Investitionszusagen benötigt Opel nun nur noch 1,815 Mrd. Euro an Staatshilfen aus Europa. Der deutsche Anteil dürfte sich entsprechend verringern. Opel habe dies bereits den Regierungen auf Bundes- und Landesebene und der EU-Kommission mitgeteilt, sagte Reilly. "Jetzt hoffen wir, dass dieses Signal als ein wichtiger Meilenstein in unserem Bemühen gesehen wird, mit Hilfe von Bürgschaften die noch verbleibende Finanzierungslücke überbrücken zu können."

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle reagierte zunächst zurückhaltend auf die Ankündigung von GM, bei Opel den Eigenbeitrag zur Sanierung erheblich zu erhöhen. "Das zeigt, dass GM über Mittel verfügt", sagte Brüderle. "Wir haben im Rahmen der Prüfung des Antrags zahlreiche Fragen gestellt. Diese gilt es noch zu beantworten", ergänzte er mit Blick auf den vor wenigen Wochen gestellten Antrag des US-Konzerns auf deutsche Staatshilfen von 1,5 Milliarden Mrd. Euro. "Das Verfahren läuft - ergebnisoffen", sagte die Sprecherin.

Bislang hatte sich vor allem die Bundesregierung generell sehr zurückhaltend bei Bürgschaften für Opel gezeigt. Sie hatte erklärt, GM habe beschlossen, Opel nicht zu verkaufen und müsse sich deshalb auch selbst um die Finanzierung der Tochter kümmern. Mit dem höheren Eigenbeitrag dürften die Chancen auf Staatshilfen nun besser stehen.

Opel-Pleite vom Tisch

Die Gefahr einer Opel-Pleite sieht GM mit der Finanzspritze für die kommenden Monate gebannt. Mit der Zusage seien "alle potenziellen Liquiditätsrisiken während der Restrukturierung in diesem Jahr ausgeräumt", hieß es. Opel will im Zuge der Sanierung früheren Angaben zufolge rund 8300 Arbeitsplätze in Europa abbauen, davon mehr als 3900 in Deutschland. Deshalb hatte es scharfe Kritik am geringen Sanierungsbeitrag von GM gegeben.

Die Zukunftsfähigkeit Opels hält auch Opel-Manager Visser nun für gesichert. "Wir haben bewiesen, dass wir sogar in sehr, sehr schwierigen externen Zeiten mit Insigina einen Riesenerfolg haben können",  sagte Visser bei n-tv. "Wir haben 160.000 Insiginas verkauft letztes Jahr, haben unseren Marktanteil im deutschen Markt deutlich verbessert und den zweiten Platz in Deutschland verstärkt. Wenn wir das können in einer Situation 2009, dann kann man sich fragen: Was ist möglich, wenn die Sicherheit der Marke gesichert ist, wenn die Finanzierung gesichert ist? Ich glaube, da ist sehr viel möglich."

Whitacre bekennt sich zu Europa

Die Aussichten für das laufende Jahr beurteile Opel-Manager Visser gegenüber n-tv weiterhin als schwierig. "Wir gehen davon aus, dass auch 2010 der Markt weiter niedriger sein wird als 2009. Etwa 1,5 Mio. weniger Fahrzeuge werden verkauft im Gesamtmarkt. Das ist aber alles berücksichtigt in unserem Plan. Der Plan ist, ich würde mal sagen, konservativ, damit wir sicher sind, dass wir mit diesem Plan auch weiter überleben."

Die nun angekündigten zusätzlichen Investitionen von GM wurden zuvor auch vom Verwaltungsrat in den USA gebilligt. "Das ist ein klares Bekenntnis zum europäischen Geschäft, das für GM von entscheidender Bedeutung ist", sagte GM-Chef Ed Whitacre. Damit wolle das Unternehmen auch bei den europäischen Regierungen "Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft von Opel schaffen."

GM selbst wird nach der Insolvenz im vergangenen Jahr mit milliardenschweren Hilfen der US-Regierung am Leben erhalten. Opel habe nach zusätzlicher Unterstützung angefragt, dies sei vom GM-Management positiv beantwortet und vom GM-Verwaltungsrat unterstützt worden, erklärte Opel-Chef Reilly.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

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