Mit Friedenspfeife auf Opel-Reise GM wirbt um Deutschland
09.11.2009, 07:13 UhrGeneral Motors schlägt mit seinen Plänen für den deutschen Autobauer Opel neue Wege ein. Um die Deutschen zu besänftigen, soll die Tochter künftig angeblich mehr Eigenständigkeit bekommen. Der Rivale Daimler fürchtet um den Wettbewerb.
Opel solle künftig unabhängig geführt werden und etwa über neue Modelle selbst entscheiden dürfen, berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Informationen aus Unternehmenskreisen. Jeder bei GM wisse, dass Opel mehr Kontrolle über Unternehmensentscheidungen bekommen müsse.
Damit kommt GM dem europäischen Opel-Betriebsrat entgegen. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz hatte vergangene Woche gefordert: "Die Adam Opel GmbH muss in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Wir wollen kein Anhängsel sein, das von Detroit aus durchregiert wird." Dies sei eine Vorbedingung für die Verhandlungen über die Restrukturierung des Autobauers.
GM-Chef Fritz Henderson wird in Deutschland erwartet, um mit dem Management der angeschlagenen deutschen Tochter in Rüsselsheim zu Gesprächen zusammenzukommen. Im Gepäck habe Henderson demnach eine erste Vorlage für ein Opel-Zukunftskonzept, hieß es aus Unternehmenskreisen.
Das Zukunftskonzept will der Autokonzern demnach auch mit dem Betriebsrat abstimmen. An den kommenden Tagen wird sich der Manager auch mit dem Opel-Betriebsrat über die erforderlichen Einschnitte zur Restrukturierung des Autobauers beraten.
In dieser Woche soll es außerdem weitere Gespräche zwischen dem Chefunterhändler von General Motors, John Smith, und Vertretern der Bundesregierung geben.
Nach dem Rückzug von GM-Europachef Carl-Peter Forster hatte GM am Wochenende überraschend versöhnliche Signale gesandt. So soll das Europageschäft um Opel künftig nach Möglichkeit von einem Europäer geführt werden, damit die Spannungen nicht noch weiter eskalieren.
Ein Kompromiss könnte der aus Wien stammende Magna-Manager Herbert Demel sein. Bis ein geeigneter Kandidat gefunden wird, könnte es eine Übergangslösung geben, um ein Machtvakuum zu verhindern. Als vorrübergehender neuer GM-Europachef wird der GM-Manager Nick Reilly gehandelt. Reilly gilt harter Sanierer.
Brüderle gegen Staatshilfe für GM
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hat sich sehr zurückhaltend zu den Aussichten auf ein tragfähiges GM-Konzept zur Sanierung von Opel geäußert. "Ich bin sehr skeptisch, ob das Unternehmen, das so fehl gehandelt hat, jetzt über Nacht neue Ideen hat", sagte der FDP-Politiker.
Die Regierung habe auch keine Handhabe, die Opel-Mutter General Motors zur raschen Vorlage ihrer Opel-Pläne zu zwingen. "Das Druckmittel ist der Markt in Deutschland, das Druckmittel sind die Beschäftigten, das Druckmittel ist das Know-how in Deutschland", sagte der Minister. GM sei in den USA voll vor die Wand gefahren und brauche das Wissen aus Rüsselsheim.
Für die Sanierung von Opel/Vauxhall hat der US-Konzern rund drei Milliarden Euro veranschlagt. Ungewiss ist, ob GM dafür Staatshilfen beantragen wird. Sollte GM staatliche Hilfen beantragen, werde die Bundesregierung diese pflichtgemäß prüfen.
"Es besteht kein Anspruch auf Förderung", bekräftigte der FDP-Politiker, der auch die Hilfszusage der alten Bundesregierung für den Opel-Interessenten Magna kritisiert hatte. Die Regierung werde sich bemühen zu helfen, wenn es überzeugende Vorschläge gebe. Dabei gälten weiter die Kriterien "Eigenständigkeit, kein Geld nach Amerika absaugen und zukunftsfähiges Konzept". "Alle drei Kriterien sehe ich derzeit nicht erfüllt", sagte Brüderle.
Zetsche fürchtet um den Wettbewerb
Daimler-Chef Dieter Zetsche hat vor Wettbewerbsverzerrungen durch Staatshilfen für den angeschlagenen Autobauer Opel gewarnt. "Es sind im letzten Jahr von staatlicher Seite 90 Mrd. Euro in die Automobilindustrie geflossen. Das stellt einerseits eine massive Wettbewerbsverzerrung dar und steht andererseits in einer Vielzahl von Fällen einer sinnvollen und notwendigen Strukturanpassung im Weg", sagte Zetsche der "Oldenburger Nordwest-Zeitung". Deshalb sei er grundsätzlich kein Freund davon. "Und auch in diesem Fall ist es Sache von General Motors, die Zukunft von Opel positiv zu gestalten."
Das eigene Unternehmen sieht Zetsche gut aufgestellt. Bei Mercedes-Benz gehe es "nicht um einen Stückzahl-Wettbewerb, sondern darum, die besten und begehrtesten Fahrzeuge für Kunden dieses Segments anzubieten", sagte er. "Der Erfolg eines Unternehmens misst sich nicht an Stückzahlen, sondern an Umsatz und Ergebnis. Wenn es um Stückzahlen ginge, müsste jeder Fahrradhersteller erfolgreicher sein als ein Lastwagenhersteller."
Quelle: ntv.de, dpa/rts