Der Glanz verblasst Gagfah schockt Anleger
10.08.2010, 11:59 UhrDas Gute: Gagfah macht Gewinn. Das Schlechte: Das Plus des Immobilienkonzerns geht auf Wohnungsverkäufe zurück. Auf lange Sicht sinken so die Mieteinnahmen. Um das Geld beisammenzuhalten, kürzt der MDax-Konzern die Dividende deutlich. Und das sorgt für einen Aufschrei unter den Anlegern.
Das Immobilienunternehmen Gagfah hat im zweiten Quartal 2010 mit Hilfe von Wohnungsverkäufen zwar vor Steuern den Sprung in die Gewinnzone geschafft, jedoch den Aktienmarkt mit einer Halbierung der Dividende auf 10 Cents verstimmt. Mit der gekürzten Dividende wolle sich das Unternehmen einen finanziellen Puffer schaffen, heißt es. Die halbierte Dividende wurde im frühen Handel mit einem Kursrückgang von 6 Prozent abgestraft. Damit entwickelte sich die Gagfah-Aktie deutlich schwächer als der MDax.
Vor Steuern betrug der Gewinn 24 Mio. Euro nach einem Verlust von 38,5 Mio. Euro im vergangenen Jahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte - etwas schwächer als erwartet - auf 100,2 (Vorjahr 35,0) Mio. Euro. Analysten hatten hier im Schnitt mit 103 Mio. Euro gerechnet. Nach Steuern und Dritten blieb das Unternehmen mit 17,5 (35,8) Mio. Euro deutlich hinter den Analystenprognosen zurück. Diese waren im Schnitt von 30 Mio. Euro ausgegangen.
Geringere Mieteinnahmen
Das Programm, mit Hilfe von Verkäufen die Kassen zu füllen, fährt Gagfah weiter. Im ersten Halbjahr lagen die Verkaufserlöse bei 119,6 Mio. Euro. Aber die niedrigere Anzahl der Mietobjekte hat auch eine Kehrseite und bedeutet geringere Mieteinnahmen. Diese sanken im zweiten Quartal auf 115,4 Mio. Euro. Im Vorjahr hatten sie noch bei 118,9 Mio. Euro gelegen.
Der Rückgang konnte durch die gesunkene Leerstandsquote gedämpft werden: Sie sank per Ende Juni auf 5,1 Prozent. Im ersten Quartal hatte sie noch bei 5,4 Prozent gelegen. Gagfah hatte zur Jahresmitte die Zielgröße von etwa 5 Prozent angepeilt. Ohne Berücksichtigung der Leerstände von Wohnungen, die Teil des Privatisierungsprogramms sind, beträgt der Leerstand laut Gagfah 5,0 Prozent.
Die Funds from Operations (FFO), die die operative Ertragskraft widerspiegeln, sanken im zweiten Quartal auf 38,3 (39,6) Mio. Euro. Je Aktie liegt der FFO bei 0,17 Euro nach 0,18 Euro im Vorjahreszeitraum. Der Wert der gehaltenen Immobilien (NAV) beträgt 12,44 Euro je Aktie.
Das Unternehmen bleibt auch in Zukunft beim eingeschlagenen Kurs. "Angesichts der anhaltend stabilen Wertentwicklung von Wohnimmobilien in Deutschland planen wir auch in den kommenden Monaten gezielte Verkäufe," sagte William Joseph Brennan, Chef der operativen Gesellschaften. Zudem sollen auch in der zweiten Jahreshälfte die Kosten weiter sinken und der operative Cashflow steigen.
Das Kerngeschäft entwickele sich weiter gut, heißt es im Zwischenbericht. Sowohl die Mieten als auch die Zahl der Leerstände würden sich weitgehend wie von der Gagfah erwartet entwickeln. Die Kostensenkungen würden erste Früchte tragen. Die Nachfrage der Investoren sei anhaltend stark, da die Konditionen für Finanzierungen attraktiv seien. Die Kapitalstruktur der Gagfah selbst ist den Angaben zufolge solide: Mehr als 90% der Schulden sind frühestens 2013 fällig.
Anleger enttäuscht
Die Reaktion am Aktienmarkt ist negativ: Die Aktie fällt zeitweise um mehr als 9 Prozent auf 5,96 Euro. Sauer stößt Marktteilnehmern die auf 0,10 Euro je Aktie halbierte Dividende auf. Analysten, insbesondere von größeren Banken, hätten mit einer stabilen Ausschüttung gerechnet, sagte ein Händler. Auch Analyst Frank Neumann vom Bankhaus Lampe sieht die Kürzung der Dividende in diesem Ausmaß als negative Überraschung in dem ansonsten wie von ihm erwartet ausgefallenen Zahlenpaket an. "Die Gagfah muss den Großteil ihrer Kredite refinanzieren und hat durch die geringere Ausschüttung an die Aktionäre nun einen größeren Spielraum", erklärte Neumann den Schritt.
Insgesamt sieht der Analyst aus operativer Sicht eine Weiterentwicklung des Unternehmens. "Die Frage ist aber, ob das Geschäftsmodell Bestand hat", sagte er. "Zwar hat das Unternehmen schöne Gewinne aus dem Bestand, aber es ist nicht sicher, ob das am Kapitalmarkt honoriert wird", sagte er. Das Gesamtbild des Unternehmens werde zudem durch Presseberichte über Mängel in Gagfah-Wohnungen, wie Schimmel im Haus, getrübt.
Quelle: ntv.de, DJ