Lage angespannt, aber stabil Gasengpässe in Süddeutschland
12.02.2012, 16:43 Uhr
Wer hat hier am Hahn gedreht?
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Gasversorger beliefern einzelne Kunden in Süddeutschland nach Angaben des Wirtschaftsministeriums derzeit nur eingeschränkt. Mit Ausfällen müssten Kunden aber nicht rechnen. Die derzeitige Versorgungsituation mit Strom und Gas in Deutschland sei "angespannt, aber stabil". Angeblich dreht Russland am Gashahn.
Lieferengpässe bei Gas haben vereinzelt zu einer angespannten Versorgungslage besonders in Süddeutschland geführt. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte entsprechende Presseberichte. Das Ministerium wies jedoch Berichte als "falsch" zurück, es sei deswegen ein Krisenstab eingerichtet worden. Es sei "selbstverständlich", dass das Ministerium "im regelmäßigen Kontakt mit den Netzbetreibern und der Bundesnetzagentur steht". Dies sei "übliches Verwaltungshandeln".
Dem Ministerium zufolge gibt es beim Gas in Deutschland "kein Mengenproblem, sondern einen Engpass im Netz beim Transport vom Norden in den Süden Deutschlands". Deswegen würden "alle mit den Kunden vertragsmäßig vereinbarten Möglichkeiten der Gaseinsparung gezogen". In wenigen Einzelfällen sei eine Belieferung mit den vollen vertraglich vereinbarten Mengen nicht möglich gewesen. Im Strommarkt gebe es dagegen bislang keine Einschränkungen für Kunden. "Die derzeitige Versorgungsituation mit Strom in Deutschland ist angespannt, aber stabil", sagte eine Ministeriums-Sprecherin.
Russland liefert werniger
Nach Medienberichten liegt der Hauptgrund für die angespannte Lage in der Kürzung von Gaslieferungen durch den russischen Energiekonzern Gazprom. Deswegen reduzierte laut "Wirtschaftswoche" der deutsche Verteiler Open Grid Europe den Weitertransport Richtung Süddeutschland auf die vertraglich vereinbarte Mindestmenge.
Als Folge davon habe wiederum die Gasversorgung Süddeutschland (GVS) die Belieferung ihrer Kunden einschränken müssen. Das Unternehmen habe seine Abnehmer "dringend" darum gebeten, "alle zur Reduzierung ihres Bezugs aus dem Netz zur Verfügung stehenden Maßnahmen anzuwenden".
Reserven schwinden
Der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns EnBW, Hans-Peter Villis, bestätigte der "Wirtschaftswoche", dass "die Sicherheitsreserven sich dem Ende zuneigen". Die Versorger müssten mächtig eingreifen, um Engpässe auszugleichen. Dank solcher Maßnahmen sei die Lage aber "noch sicher und stabil".
Die "Welt am Sonntag" schrieb, dass wegen der angespannten Lage beim Bundeswirtschaftsministerium ein Krisenstab eingerichtet worden sei. Seit Dienstag lasse sich das Ministerium in täglichen Telefonkonferenzen von den Betreibern der großen Strom- und Gasnetze und der Bundesnetzagentur über die Wahrscheinlichkeit von Blackouts und Versorgungsengpässen berichten. Auch die "WamS" gab als Grund für den Engpass die Kürzung der Lieferungen aus Russland an.
Dauerfrost lässt Nachfrage steigen
Netzbetreiber berichteten von Liefermengen, die zwischen 25 und 30 Prozent unter dem üblichen Niveau lagen. Weil wegen der Kältewelle die Nachfrage besonders groß ist, sei es in dieser Woche in Süddeutschland immer wieder zu Lieferausfällen gekommen. In einigen Gemeinden Baden-Württembergs wurden die Bewohner laut dem Blatt aufgefordert, ihre Heizungen zu drosseln. Auch Gaslieferungen an einige Industriebetriebe seien eingestellt worden.
Der Erdgasmangel gefährdet den Berichten zufolge auch die Stabilität des Stromnetzes in Süddeutschland. In den vergangenen Tagen mussten laut "WamS" bereits mehrere Erdgas-Kraftwerke heruntergefahren werden. Seit der Stilllegung von acht Atomkraftwerken im vergangenen Jahr fehlten aber vor allem in Bayern und Baden-Württemberg Kapazitäten, um dies auszugleichen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts