Neue Stiftungs-Chefin bekommt nur Dreijahresmandat Gather ist Krupp-Matriarchin auf Abruf
29.08.2013, 20:59 Uhr
Ursula Gather ist bei ThyssenKrupp von Anfang an Matriarchin auf Zeit.
(Foto: picture alliance / dpa)
45 Jahre hielt Krupp-Patriarch Berthold Beitz seine schützende Hand über Deutschlands größten Stahlkonzern. Seine Nachfolgerin Ursula Gather wurde laut einem Medienbericht nur für drei Jahre gewählt. Die bisher kaum bekannte Universitätsrektorin sitzt damit von Beginn an schwach im Sattel.
Die neue Kuratoriumschefin der Krupp-Stiftung, Ursula Gather, ist einem Bericht zufolge nur für drei Jahre gewählt worden. Zwar sei die Wahl am Dienstag einstimmig verlaufen, doch ende der Vorsitz der 60-jährigen Rektorin der Technischen Universität Dortmund bereits am 30. September 2016, berichtet das "Handelsblatt" unter Berufung auf Kreise der Essener Stiftung. Gathers Vorgänger Berthold Beitz, der Ende Juli wenige Tage vor seinem 100. Geburtstag gestorben war, hatte dem Kuratorium der Krupp-Stiftung 45 Jahre vorgestanden.
Die Krupp-Stiftung ist mit 25,3 Prozent Hauptaktionärin des Stahlunternehmens ThyssenKrupp. Ein Mitglied des Kuratoriums sagte dem "Handelsblatt", Thema Nummer eins werde auch weiterhin "die Frage um den Erhalt von ThyssenKrupp sein". Laut Stiftungssatzung, aus der die Zeitung zitierte, ist Zweck der Stiftung, "die Einheit des Unternehmens Friedrich Krupp im Sinne seiner Vorfahren in Zukunft zu bewahren". Im Anschluss bestimmt die Satzung demnach, dass die Einnahmen "philantropischen Zwecken" zuzuführen seien.
Krupp-Stiftung kann Entscheidungen blockieren
Die Krupp-Stiftung ist für den schwer angeschlagenen Stahlriesen als Ankeraktionär ein Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme. Mit ihrem Anteil von 25,3 Prozent an ThyssenKrupp kann die Stiftung wichtige Entscheidungen wie die Abberufung von Aufsichtsräten, Satzungsänderungen und Kapitalerhöhungen blockieren: Diese Entscheidungen bedürfen laut Aktienrecht eine Mehrheit von 75 Prozent. Ohne die Stiftung – und ihren Patriarchen Beitz an der Spitze – ging daher jahrzehntelang nichts bei ThyssenKrupp.
Doch nun steckt der Konzern tief in der Krise - unter anderem aufgrund hoher Verluste durch Abschreibungen auf seine Stahlwerke in Brasilien und den USA. Das Unternehmen hatte im zurückliegenden Geschäftsjahr Milliardenverluste verzeichnet, deren Hauptursache die Übersee-Stahlwerke waren. Um die Werke zu finanzieren hatte sich ThyssenKrupp stark verschuldet und droht nun an seiner hohen Schuldenlast zu ersticken.
Der Stahlriese braucht daher dringend Geld und kommt wohl um eine baldige Kapitalerhöhung nicht herum. Die Krupp-Stiftung hat aber wohl nicht genug Geld, um bei der Kapitalmaßnahme mitzuziehen, um ihre Sperrminorität aufrecht zu erhalten. Die anstehenden weitreichenden Veränderungen bei ThyssenKrupp könnten ein Grund sein, warum das Kuratorium die neue Chefin Gather zunächst nur mit einem Dreijahresmandat ausgestattet hat.
Quelle: ntv.de, hvg/dpa