"Lieber weniger risk und fun" Gegenwind für Helaba und LBBW frischt auf
03.04.2014, 20:28 Uhr
LBBW-Chef Vetter weitet den Radius der Bank über die Landesgrenzen hinaus aus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Helaba und LBBW nutzen die Lücken nach der Zerschlagung der WestLB. Beide Finanzinstitute gelten als Vorzeigeinstitute unter den Landesbanken. Doch auch an ihnen gehen Niedrigzinsphase regulatorische Anforderungen und nicht spurlos vorüber.
Die Landesbank Hessen-Thüringen profitiert zunehmend von der Übernahme von Teilen der zerschlagenen WestLB. Das Institut sei heute mit deutlich mehr Sparkassen und Unternehmen im Geschäft und könne deshalb auch höhere Gewinne erzielen, sagte Helaba-Chef Hans-Dieter Brenner am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz des Instituts im Frankfurt. Im vergangenen Jahr fuhr die Helaba einen Vorsteuerergebnis von 510 Millionen Euro ein - so viel wie keine andere Landesbank in Deutschland.
Die Helaba ist nach der Übernahme von Teilen der WestLB Mitte 2012 als Zentralbank für rund 40 Prozent aller Sparkassen in Deutschland zuständig. Zudem gewann sie im Zahlungsverkehr große Kunden in Nordrhein-Westfalen und übernahm die florierende Zertifikate-Plattform der WestLB. "Das Zertifikate-Geschäft läuft phänomenal", sagte Helaba-Manager Klaus-Jörg Mulfinger.
Stabile Landesbanken
Helaba und Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zählen aus Sicht von Experten zu den stabilsten Landesbank. Beide sind im Firmenkunden- und Immobiliengeschäft stark vertreten und müssen im Gegensatz zu den meisten anderen Landesbanken kaum noch mit Altlasten aus der Finanzkrise kämpfen. Zudem verfügen sie über ein nennenswertes Privatkundengeschäft und eine enge Bindung zu den Sparkassen.
Beide Institute rechnen im laufenden Jahr jedoch mit stärkerem Gegenwind durch niedrige Zinsen und Kosten für die Umsetzung härterer regulatorischer Anforderungen. LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter hält wie im Vorjahr dennoch ein Vorsteuerergebnis von 471 Millionen Euro für denkbar - aber nur, wenn es nicht zu unvorhergesehenen Marktturbulenzen und einem Konjunktureinbruch komme. Helaba-Chef Brenner kalkuliert mit 400 Millionen bis 500 Millionen Euro.
Helaba zückt den Rotstift
Aus Sicht Brenners hat die Helaba in den vergangenen Jahren allerdings etwas Speck angesetzt. Nun sollen die Kosten gesenkt werden. Bis 2016 will die Bank deshalb 450 ihrer rund 6300 Stellen streichen. Das werde vor allem 2014 und 2015 auf die Ergebnisse drücken. Luft nach oben sieht der Vorstandschef zudem im Geschäft mit den Sparkassen und der Landesbausparkasse (LBS), das 2013 lediglich einen Gewinn von 19 Millionen Euro abwarf. Die LBS Hessen-Thüringen leidet unter den niedrigen Zinsen und ihrem relativ kleinen Geschäftsgebiet. Brenner ist deshalb offen für Zusammenschlüsse mit anderen Landesbausparkassen.
Zudem ist er überzeugt, dass die Sparkassen-Finanzgruppe keine fünf großen Landesbanken benötigt, sondern lediglich zwei bis drei. Allerdings sieht er derzeit keine Anzeichen, dass die Eigentümer für eine weitere Bereinigung des Sektors eintreten. Möglicherweise könne sich dies jedoch ändern, wenn eine Landesbank beim Gesundheitscheck der europäischen Großbanken Probleme bekommen sollte, deutete er an.
Die Helaba selbst sieht er für den Fitnesscheck gut gerüstet. Die Kernkapitalquote liegt bei 12,8 Prozent, bei voller Umsetzung der strengeren Basel-III-Regeln liegt sie bei rund 11 Prozent. Auch das Immobilienportfolio, das insgesamt ein Volumen von rund 35 Milliarden Euro hat, bereitet Brenner keine Sorgen.
LBBW guckt über die Landesgrenzen
Die LBBW ist auf der Suche nach Neugeschäft mit Firmenkunden zunehmend außerhalb ihrer Landesgrenzen unterwegs. Nach Bayern werde in diesem Jahr auch das Netz an LBBW-Standorten in Nordrhein-Westfalen ausgebaut, sagte LBBW-Chef Vetter. Die Bank wolle in einer Liga mit den marktführenden Unternehmensfinanzierern HypoVereinsbank, Deutsche Bank und Commerzbank spielen.
In Nordrhein-Westfalen habe die LBBW den Bestand an Firmenkrediten in den vergangenen drei Jahren auf vier Milliarden Euro verdoppelt. Allerdings wolle die Landesbank, die wie andere in der Finanzkrise mit spekulativen Geschäften ins Straucheln gekommen war, mit Augenmaß und risikobewusst wachsen, sagte Vetter. "Was es mit Sicherheit mit uns weiterhin nicht geben wird, sind unüberlegte Abenteuer."
Auch von Anlagen in kriselnden Euro-Staaten, die höhere Zinsen abwerfen, will die Landesbank die Finger lassen. Von einem Spitzenwert von 33 Milliarden Euro sei der Bestand an Wertpapieren, vornehmlich Staatsanleihen, in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland auf zuletzt fünf Milliarden Euro gesunken und soll weiter reduziert werden. "Es geht nach dem Motto 'no risk, no fun' - wir haben lieber weniger fun, aber auch weniger risk", sagte Vetter.
Abgeschlossen hat die LBBW derweil ihre Restrukturierung. 2009 musste die Bank einer milliardenschweren Kapitalspritze und einer Bürgschaft der staatlichen Eigner vor dem Aus bewahrt werden. Zurückhaltend äußerte sich Vetter zu den Aussichten. Grund ist die weiterhin verhaltene Kreditnachfrage der Unternehmen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts