Wirtschaft

Weniger Gehalt und Rückendeckung "Gelbe Karte" für Zetsche

Daimler-Chef Zetsche kann die Gehaltseinbußen verschmerzen. Wichtiger für ihn ist, den Konzern und die Kernmarke Mercedes wieder nach vorn zu fahren.

Daimler-Chef Zetsche kann die Gehaltseinbußen verschmerzen. Wichtiger für ihn ist, den Konzern und die Kernmarke Mercedes wieder nach vorn zu fahren.

(Foto: picture alliance / dpa)

So richtig problemfrei läuft es bei Daimler derzeit nicht. Nach einem durchwachsenen vergangenen Jahr erwartet der Konzernführung auch 2013 schwierige Geschäfte. Vorstandschef Zetsche kann die jüngsten Rückschläge direkt an seinem Gehalt ablesen - und an der Länge seines Arbeitsvertrags. Vor allem aber steigt der Unmut der Mitarbeiter.

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat es derzeit nicht leicht: In China hinkt der Autobauer der Konkurrenz hinterher. Das abgelaufene Jahr hätte für den Konzern auch besser laufen kaufen. Sein Gehalt wird gekürzt - und der Aufsichtsrat verlängerte seinen Vertrag in der vergangenen Woche nicht wie erwartet um fünf, sondern lediglich um drei Jahre. Das dicke Ende kommt aber erst noch: Nun sickerte durch, dass die Arbeitnehmerseite ihn am liebsten gar nicht mehr auf dem Chefsessel gesehen hätte.

Letztlich fiel das Votum des Gremiums Unternehmensangaben zufolge zwar einstimmig zu Zetsches Gunsten aus. Die beschlossenen drei Jahre sind nach dpa-Informationen aber letztlich ein Kompromiss. Wäre es nach den Betriebsräten gegangen, säße der 59-Jährige demnach künftig nicht mehr im Chefsessel.

Resistent gegen Kritik?

Daimler
Mercedes-Benz 53,32

Es stellt sich die Frage, wie lange man ein Unternehmen ohne die volle Rückendeckung der Mitarbeiter führen kann. Bei den Beschäftigten hat der 59-Jährige dem Vernehmen nach keinen guten Stand. Dort ist man vor allem mit seinem Kommunikationsstil unzufrieden, wie es aus Kreisen heißt. Zetsche lasse demnach keine anderen Meinungen zu und schon gar keine Kritik.

Unzufrieden war die Arbeitnehmerseite nach dpa-Informationen vor allem damit, dass Zetsche über ein anstehendes Sparprogramm nicht mit sich diskutieren ließ. Dort habe sich mittlerweile die Auffassung durchgesetzt: "Es geht eigentlich gar nicht mehr mit dem Zetsche."

Ähnliches hatte zuvor bereits das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet. Weder eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats noch ein Konzernsprecher wollten die Angaben kommentieren.

China noch nicht in der Spur

Zetsche hat seit längerem die Kampfansage gemacht, bis 2020 profitabler zu sein als die Erzrivalen BMW und Audi. Zuletzt musste er im Rennen um die Spitze in der Oberklasse aber weiter vertrösten: In der Autosparte werde der operative Gewinn im laufenden Jahr wohl sogar «leicht unterhalb» der Vorjahres liegen, räumte er bei der Bilanzvorlage Anfang des Monats ein. Bereits 2012 war das Ergebnis vor Steuern und Zinsen sowohl in der Pkw-Sparte aus auch im Gesamtkonzern zurückgegangen.

Auch auf dem wichtigen Wachstumsmarkt China schwächeln die Schwaben. Im vergangenen Jahr verbuchte Daimler hier sogar schrumpfende Erlöse: Die im Reich der Mitte erwirtschafteten Erlöse des Stuttgarter Konzerns schrumpften 2012 um knapp 3 Prozent auf rund 10,8 Mrd. Euro, wie Daimler im Geschäftsbericht mitteilte. Damit konnte Daimler nicht an den Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes in China anknüpfen, das sich 2012 auf 7,8 Prozent belief. Ingesamt entfielen 2012 gut 10 Prozent des Daimler-Konzernumsatzes von 114,3 Mrd. Euro auf Geschäfte in China. In Deutschland erwirtschaftete Daimler knapp 18 Prozent seiner Erlöse.

Gehaltseinbußen

Konzernchef Zetsche bekommt  es zu spüren. Nach rund 8,7 Mio. Euro für 2011 kassiert der Konzernlenker für das vergangene Jahr nach derzeitigem Stand 8,2 Mio. Euro. Das geht aus dem Geschäftsbericht hervor, den der Dax-Konzern veröffentlichte. Demnach bleibt das Grundgehalt zwar gleich. Allerdings muss Zetsche bei den Bonuszahlungen Abstriche machen.

Der Autobauer hatte 2012 einen Rückgang beim operativen Gewinn verbucht. Bereits im Herbst musste Zetsche die Ziele für alle zentralen Unternehmensbereiche kappen. Für den gesamten achtköpfigen Vorstand wurden für 2012 rund 27,3 Mio. Euro ausgeschüttet - nach 28 Mio. Euro im Jahr zuvor.

Im vergangenen Jahr hatte Zetsche in der Autobranche das höchste Salär nach VW-Chef Martin Winterkorn bekommen. Dessen Bonuszahlungen wurden nun jedoch neu geregelt, was auch Winterkorns Vergütung nach unten drückt. Der VW-Chef bekommt nach rund 17,5 Mio. Euro für das Jahr 2011 nun 14,5 Mio. Euro. Bei der bisherigen Berechnung wäre Winterkorn laut Medienberichten allerdings auf 20 Mio. Euro gekommen.

Bei Daimler gibt es bereits eine Form von Deckelung: So ist etwa der Jahresbonus nach oben hin auf das Doppelte des Grundgehalts begrenzt. Die genaue Summe von Zetsches Vergütung steht noch nicht fest, weil sich die Vorstandsgehälter aus einer festen und einer variablen Zahlung zusammensetzen. Bei letzterer wird erst ein paar Jahre später Bilanz gezogen. Je nachdem wie gut oder schlecht es bis dahin für den Autobauer lief, könnten Zetsche und seine Kollegen im Vorstand also besser oder schlechter verdienen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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