Wirtschaft

BER-Architekt bekommt Polizeibesuch Gerkan geht auf die Barrikaden

Noch nicht freigegeben: Mit provisorischen Sperrmarkieren signalisiert der Flughafen seine Probleme in Richtung etwaig anfliegender Piloten.

Noch nicht freigegeben: Mit provisorischen Sperrmarkieren signalisiert der Flughafen seine Probleme in Richtung etwaig anfliegender Piloten.

(Foto: dpa)

Das lässt niemand gerne auf sich sitzen: Star-Architekt von Gerkan soll Berliner Abgeordnete bei der Aufarbeitung des BER-Debakels behindert haben. Einschüchtern lässt sich der Baumeister nicht. Er weist die schweren Vorwürfe vehement zurück.

Kennt den Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn noch vom Hauptbahnhofsbau: Meinhard von Gerkan.

Kennt den Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn noch vom Hauptbahnhofsbau: Meinhard von Gerkan.

(Foto: dpa)

Nach dem Polizeieinsatz in Berliner und Hamburger Büros des Berliner Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan wehrt sich dessen Büro gegen den Vorwurf der Täuschung. Die Anschuldigung sei unhaltbar, teilte das Architekturbüro "von Gerkan, Marg und Partner" (GMP) mit. Innerhalb der Branche zählt GMP Architekten zu den renommiertesten Adressen. Unter den bekannteren GMP-Projekten finden sich zum Beispiel der Berliner Hauptbahnhof, das chinesische Nationalmuseum in Peking oder das "Moses Mabhida"-Fußballstadion im südafrikanischen Durban.

Dass der Untersuchungsausschuss auf die Amtshilfe von Ermittlungsbeamten zurückgreifen muss, deutet darauf, wie verhärtet die Fronten zwischen den am Bau des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg-International (BER) mittlerweile sind. Vor dem Wochenende hatten Polizeibeamte im Auftrag des Untersuchungsschusses des Berliner Abgeordnetenhauses ein Dokument bei Gerkan sichergestellt.

Die Parlamentarier gehen einem schweren Verdacht nach: Von dem fraglichen Papier erhoffen sie sich gerichtsfeste Hinweise darauf, dass es am ursprünglich geplanten Eröffnungstermin im Juni 2012 tatsächlich bereits früh ernste Zweifel gegeben habe. Sollte sich dieser Verdacht bewahrheiten, sähe sich das Architektenbüro womöglich mit einer gewissen Mitschuld an dem gigantischen BER-Planungsdebakel konfrontiert.

Um in Besitz des Schriftstücks zu kommen, hatte der BER-Untersuchungsausschuss einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt. "Es ging um ein Gutachten, das sich mit der ersten Verschiebung des Eröffnungstermins für den Flughafen befasst", erklärte der Ausschussvorsitzende Martin Delius (Piratenpartei) die Aktion. Demnach bestand schon im Jahr 2010 der Verdacht, dass der später abgesagte Eröffnungstermin im Jahr 2012 kaum zu halten sein werde.

Schlammschlacht am Flughafen?

Die Architekten hätten den Ausschuss mehrfach über Zustand und Verbleib des Schriftstücks getäuscht, betonte Delius. Durch die Polizeiaktion sollte die Herausgabe der Dokumente erzwungen werden. Auf der Seite der GMP-Architekten hieß es dagegen, die Dokumente seien nach Anrücken der Polizei am Freitag ausgehändigt worden.

Zu einer Durchsuchung im engeren Sinn kam es demnach nicht. "Die Unterlagen sind von uns indessen freiwillig zur Verfügung gestellt worden", betonte ein GMP-Sprecher. Durch die verschärfte Gangart des Untersuchungsausschusses droht sich die Aufarbeitung des BER-Skandals zu einer peinlichen Schlammschlacht auszuweiten. Bereits im August hatte Architekt Gerkan in einem kleinen Buch mit dem Titel "Blackbox BER" schwere Anschuldigungen gegen die Leitung des Flughafenprojektes erhoben. Er warf den Verantwortlichen darin Großmannssucht und ein chaotisches Management vor.

Gerkan gegen Mehdorn?

Zähe Streitigkeiten mit Auftraggebern ist Meinhard von Gerkan gewohnt: Nach Verzögerungen beim Bau Berliner Hauptbahnhofs mit teils erheblichen Kostensteigerungen legte sich der damalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn mit dem Star-Architekten an und ließ an mehreren Stellen größere Änderungen am Baukonzept vornehmen - was zu einem jahrelangen Rechtsstreit führte.

Nun trifft Gerkan in Berlin-Brandenburg wieder auf seinen Auftraggeber aus Bahn-Zeiten zusammen. Mehdorn fungiert in Berlin mittlerweile als Flughafen-Chef und kämpft für eine möglichst rasche Teileröffnung. Wahrscheinlich ist, dass dabei auch persönliche Animositäten zwischen zwei streitbaren Persönlichkeiten im Wege stehen.

Bislang wird das Projekt Flughafenbau noch vor allem von Personalien beherrscht: Erst Ende vergangener Woche entband der Flughafenaufsichtsrat den bisherigen Technikchef und einstigen Hoffnugsträger für das Projekt, Horst Amann, von seinen Aufgaben. Gleichzeitig entbrannte eine Debatte um die Führungskompetenzen des Regierenden Bürgermeister von Berlins Klaus Wowereit. Er soll nach einer Auszeit Ambitionen hegen, den Chefsessel des Kontrollgremiums gänzlich zurückzubekommen. Im Moment hat der den Posten - nach einem zwischenzeitlichen Rücktritt - nur kommissarisch inne.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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