USA lassen nicht locker Gesuchter Ex-UBS-Banker festgenommen
21.10.2013, 16:20 Uhr
Eine ehemaliger Topmanager der Schweizer Bank wurde in Bologna festgenommen
(Foto: REUTERS)
Als Chef der UBS-Vermögensverwaltung organisiert er für die Schweizer Bank das verschwiegene Geschäft mit reichen US-Amerikanern. Den Steuerschaden beziffern die Ermittlern mit bis zu 20 Milliarden. Nun ging der Mann in Italien den Behörden ins Netz.
Nach jahrelanger Suche hat die italienische Polizei einen früheren Schweizer Bankmanager festgenommen. Die Beamten spürten den 54-Jährigen, nach dem mit einem mit einem internationalen Haftbefehl gefahndet wurde, in einem Luxus-Hotel in der Innenstadt von Bologna auf, wie eine Polizeisprecherin sagte. Der frühere Chef der Vermögensverwaltung der Schweizer Bank UBS, Raoul Weil, soll rund 20.000 wohlhabenden amerikanischen Kunden dabei geholfen haben, mit Konten in der Schweiz Steuerzahlungen in ihrem Heimatland zu umgehen.
Der Ex-Manager dementierte die Vorwürfe über seinen Anwalt. Insgesamt soll es bei dem mutmaßlichen Steuerbetrug um eine Summe von 20 Milliarden US-Dollar (etwa 14,6 Mrd Euro) gehen. Der Schweizer wurde von den USA bereits seit Jahren mit internationalem Haftbefehl gesucht, weshalb nun über eine Auslieferung des Bankers entschieden werden soll.
Ex-Chef der Vermögensverwaltung
Die Festnahme erfolgte bereits am Freitag. Weshalb sich Weil in Italien aufhielt, habe er nicht erklärt, hieß es weiter. In dem Hotel hatte der Gesuchte unter seinem richtigen Namen ein Zimmer bezogen.
Der 54-Jährige war früher Chef der weltweiten Vermögensverwaltung von UBS und die Nummer drei in der Führungsriege der Bank. Ein US-Gericht hatte den Mann schon 2008 angeklagt. Er war zwischen 2002 und 2007 für das grenzüberschreitende Privatkundengeschäft der UBS zuständig gewesen und soll in dieser Funktion bei der Bank reichen US-Amerikanern geholfen haben, ihr Vermögen am Fiskus vorbei in der Schweiz zu verstecken. Ein US-Bundesrichter erklärte ihn später zum Flüchtigen und ließ ihn auf die Interpol-Fahndungsliste setzen.
Die Festnahme in Italien zeigt nach Ansicht von Dan Levy, einem ehemaligen US-Bundesstrafverfolger, dass "es eine reale Gefahr für Schweizer Banker im Fadenkreuz der US-Ermittler sei, in ein anderes Land zu reisen". Im Kampf gegen die Steuerhinterziehung zeige sich, "wie geduldig und beharrlich das US-Justizministerium" solche Fälle verfolge.
Keine Gnade für Steuersünder
Der Banker, der in seiner Sparte rund 20.000 US-Kunden betreute, soll das grenzüberschreitende Steueroptimierungsgeschäft der UBS als "Giftmüll" bezeichnet haben. Er ordnete laut Anklageschrift an, dass Mitarbeiter in der Schweiz ihre grenzüberschreitenden Dienstleistungen ausweiten, obwohl er wusste, dass die Banker damit gegen US-Gesetze verstoßen.
2009 hatte ein Anwalt Weils dem "Wall Street Journal" gesagt, dass sein Mandant ein unschuldiges Opfer eines politischen Streits zwischen den USA und der Schweiz sei. Eine UBS-Sprecherin teilte mit, dass er nach der Anklage von seinen Pflichten bei der Bank entbunden worden war.
Die USA gehen seit einigen Jahren konsequent gegen mutmaßliche Steuerhinterzieher und ihre Helfer vor. Dabei sind vor allem Schweizer Banken ins Visier der Ermittler geraten. Viele Geldinstitute zogen sich bereits aus den USA zurück und nehmen keine Kunden mehr aus den USA an.
Ende des Schweizer Bankgeheimnisses
UBS hatte 2009 zugegeben, US-Steuerzahlern dabei geholfen zu haben, Geld im Ausland zu verstecken. Die Bank zahlte 780 Millionen Dollar Strafe und händigte die Namen von mehr als 4400 US-Amerikanern aus, die in der Schweiz geheime Konten unterhielten. Im Gegenzug dafür, dass sie das Schweizer Bankgeheimnis in dem Fall lüftete, entging sie einem Strafverfahren.
Seitdem haben sich mehr als 38.000 US-Steuerzahler freiwillig beim Fiskus gemeldet und geheime Auslandskonten angezeigt. Die US-Regierung hat dadurch mehr als 5,5 Milliarden Dollar hinterzogene Steuern eingetrieben, und weitere 5 Milliarden Dollar dürften noch folgen. Das älteste Bankhaus der Schweiz, Wegelin & Co, musste jüngst schließen, nachdem es sich der Beihilfe zur Steuerflucht in Höhe von mehr als 1,2 Milliarden Dollar schuldig bekannt hatte.
Im August stellten die USA und die Schweiz ein neues Programm vor, nach dem Schweizer Banken, gegen die bisher noch keine Ermittlungen laufen, versteckte Vermögen von US-Amerikanern freiwillig offenlegen und entsprechende Strafen zahlen können. Hunderte von Banken dürften sich an dem Programm beteiligen.
Quelle: ntv.de, hvg/jwu/DJ/dpa