Wirtschaft

"Keine Versorgungsengpässe" Getreideernte fällt mager aus

Die Ernte in Deutschland fällt dieses Jahr deutlich schlechter aus als erwartet. Aber knapp wird das Getreide deshalb nicht, versichert der Bauernverband. Deshalb gebe es auch keinen Grund für einen Preisanstieg bei Brot und Brötchen.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Mit rund 44 Mio. Tonnen fällt die Getreideernte um knapp 12 Prozent niedriger als im Vorjahr aus, wie der Deutsche Bauernverband (DBV) schätzt. "Die Ernte 2010 war eine Verlust- und Zitterpartie", sagte DBV-Getreideexperte Klaus Kliem. Zunächst hatten die Bauern ein Minus von 10,0 Prozent erwartet. Nach einer Hitzewelle im Juni und Juli sei das Getreide teils schon zu früh reif gewesen, sagte Kliem. Im August habe dann wochenlanger Regen manche Felder unter Wasser gesetzt. Die Bauern klagen neben Ertragseinbußen auch über schlechtere Getreidequalität.

Die magere Ernte ist nach Ansicht des Bauernverbands kein Grund für höhere Brot- und Brötchenpreise. Das Bäckerhandwerk hatte moderate Preiserhöhungen angekündigt und dies mit steigenden Personalkosten und höheren Getreidepreisen begründet.

Hohe Preise und schlechte Qualität

Eine Tonne Brotweizen kostet derzeit rund 180 Euro, während es im März durchschnittlich 107 Euro waren. Der Bauernverband rechnet mit einer Stabilisierung bei etwa 200 Euro pro Tonne Getreide. Der Index der wichtigsten Agrarrohstoffe in Deutschland stieg im Juli auf ein Jahreshoch, wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft in Bonn berichtete.

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Nicht alle Bauern könnten von höheren Getreidepreisen profitieren, berichtete der Bauernverband. Die Qualität des Weizens sei teilweise so schlecht, dass er nicht zum Backen verwendet werden könne. Dazu kämen höhere Kosten durch das Trocknen von Getreide.

Entwarnung: Getreide ist nicht knapp

Das Getreide wird trotz der Einbußen nicht knapp: Die EU- Kommission schätzt die Ernte in Europa nach Angaben des Bauernverbands auf 280 Mio. Tonnen nach 290 Mio. Tonnen im Vorjahr. Weltweit könnten es nach Schätzung des US-Agrarministeriums 646 Mio. Tonnen nach 680 Mio. Tonnen im Vorjahr werden. "Von Versorgungsengpässen bei Getreide sollte und darf deshalb auch nicht die Rede sein", sagte Kliem.

Die Ernte des Winterweizens - der wichtigsten Anbauart - sank um 9,0 Prozent im Vergleich zu 2009 auf 22,7 Mio. Tonnen. Die Einbußen beim Roggen sind mit knapp 30 Prozent am größten, gefolgt von der Sommergerste mit einem Minus von einem Viertel. Beim Obst erwarten die Bauern Mengeneinbußen von 17 Prozent. Viel besser sieht es beim Mais aus, der vom Regen profitierte. Und die Aussichten für den nächsten Weinjahrgang seien "sehr günstig", meinte der Bauernverband.

Angesichts anziehender Konjunktur und höherer Preise investieren die Bauern wieder mehr. Das Fördervolumen der Landwirtschaftlichen Rentenbank wuchs im ersten Halbjahr auf 67,4 Mrd. Euro, teilte die Rentenbank mit.

Quelle: ntv.de, dpa

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