Wirtschaft

Böse Überraschung Gewinneinbruch bei VW

Volkswagen konnte zwar als Profiteur der Abwrackprämien im abgelaufenen Quartal mit guten Verkaufszahlen glänzen. Unterm Strich flossen aber nur 172 Mio. Euro in die Kassen, 86 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Trotzdem gilt der Konzern als Krisengewinner.

Die staatlichen Verschrottungsboni kurbelten vor allem die Verkäufe weniger profitabler Kleinwagen an.

Die staatlichen Verschrottungsboni kurbelten vor allem die Verkäufe weniger profitabler Kleinwagen an.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das operative Ergebnis brach in den Monaten von Juli bis September um mehr als 80 Prozent auf 278 Mio. Euro ein. Umgesetzt wurden 25,96 Mrd. Euro, womit die Erlöse gut zehn Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums blieben.

Der Ergebniseinbruch ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die staatlichen Verschrottungsboni vor allem die Verkäufe günstigerer und weniger profitabler Kleinwagen wie VW Polo, Seat Ibiza oder Skoda Fabia angekurbelt haben. Zudem hatte VW seine Mitarbeiter statt in staatlich bezuschusste Kurzarbeit in die Werksferien geschickt.

Der "absolute Krisengewinner"

Analysten zufolge schlugen sich die Wolfsburger mit ihrem Ergebnis aber erneut besser als die Konkurrenz, die zum Teil noch herbere Umsatz- und Absatzeinbrüche verschmerzen muss. Bei Volkswagen habe sich der Umsatzrückgang mit zehn Prozent in Grenzen gehalten. "VW ist der absolute Krisengewinner", sagte Frank Schwope, Analyst der NordLB.

Branchenexperten hatten mit einem Rückgang des Betriebsgewinns um gut 70 Prozent auf 415 Mio. Euro gerechnet. Dennoch legte die Stammaktie zunächst leicht zu, da VW an seinem Ausblick für das Gesamtjahr festhält. Der prozentuale Gewinnrückgang schrecke zwar auf den ersten Blick, sagte Christian Breitsprecher, Analyst bei Sal Oppenheim. Bei näherem Hinsehen sei dies aber "kein Desaster". Ein Grund für den Gewinnrückgang ist, dass VW wegen der in vielen Ländern gezahlten staatlichen Verkaufsanreize viel mehr kleinere Autos verkauft. Diese werfen aber weniger Gewinn ab als größere Fahrzeuge.

Für 2009 geht Volkswagen weiter davon aus, im Vergleich zum Gesamtmarkt besser abzuschneiden und in der Krise Marktanteile zu gewinnen. Der Umsatz werde wegen des schwächeren Absatzes unter dem des Vorjahres liegen. Steigende Refinanzierungskosten und ein größerer Anteil von kleineren Autos mit geringerer Marge belasteten das Ergebnis zusätzlich, hieß es.

Warnung vor verfrühtem Optimismus

Martin Winterkors ist angesichts der Widrigkeiten zufrieden.

Martin Winterkors ist angesichts der Widrigkeiten zufrieden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Der Volkswagen Konzern behauptet sich trotz aller Widrigkeiten ausgesprochen gut", erklärte Konzernchef Martin Winterkorn. Während der Weltmarkt um zwölf Prozent geschrumpft sei, habe Volkswagen den Absatz in den ersten neun Monaten stabil gehalten. "Wir haben erneut unter Beweis gestellt, dass wir unsere finanzielle Handlungsfähigkeit auch in der Krise behalten", ergänzte Finanzchef Hans Dieter Pötsch. Winterkorn warnte zugleich vor verfrühtem Optimismus. Das Geschäftsklima bleibe rau.


Die Produktion fuhr der Konzern auch im dritten Quartal um zwei Prozent zurück - und sorgte so dafür, dass die Lagerbestände bei um knapp neun Prozent gestiegenen Auslieferungen erneut sanken. Das machte sich in den Barmitteln bemerkbar, die sich im Automobilgeschäft binnen Jahresfrist um elf Prozent auf knapp 2,9 Mrd. Euro erhöhten. Die Nettoliquidität per Ende September bezifferte VW auf 13,4 Mrd. Euro, 5,4 Mrd. mehr als zu Jahresanfang. Damit sehen Analysten den Konzern finanziell gerüstet, um die schärfste Krise seit Jahrzehnten zu überstehen.


Volkswagen hatte kürzlich angekündigt, in einem ersten Schritt bis Ende des Jahres bereits knapp 50 Prozent und damit mehr als zunächst geplant an Porsche zu übernehmen. Für den Kauf will sich der Konzern einen unerwartet großen Kapitalrahmen schaffen, womit er Spekulationen auf mögliche weitere Zukäufe genährt hat. Auf der Wunschliste des mächtigen VW-Aufsichtsratsvorsitzenden und Porsche-Miteigners Ferdinand Piech stehen unter anderem der LKW-Bauer MAN und die japanische Kleinwagenmarke Suzuki.

Verhandlungen mit Karmann

Das zähe Ringen geht weiter.

Das zähe Ringen geht weiter.

(Foto: Reuters)

Wie Winterkorn bereits angekündigt hat, soll innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen eine Entscheidung zum künftigen Engagement des Konzerns fallen. "Wir sind in Niedersachsen sehr daran interessiert, dass Arbeitsplätze erhalten werden", so Winterkorn.

Aus Sicht der IG Metall verhindert eine Blockadehaltung der Karmann-Eigner die Rettung des insolventen Autozulieferers. Die Gespräche mit Volkswagen kämen aufgrund der "völlig überzogenen finanziellen Forderungen" der Karmann-Gesellschafter nicht voran, erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine. Hingegen hätten sich die Arbeitnehmer bereit gezeigt, große Opfer zu bringen.

"Wenn sich die (Eigner-) Familien nicht bewegen sollten, werden letztlich keine Arbeitsplätze gerettet werden können." Es bestehe eine "hauchdünne Chance", dass auch künftig in Osnabrück Autos gebaut werden. "Sie darf von den Familien nicht kaputt gemacht werden."

 

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen