Abwrackprämie dämpft Gewinneinbruch bei VW
26.02.2010, 17:45 Uhr
Die fetten Jahre sind erst mal vorbei: Bei Volkswagen bricht der Gewinn ein.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Krise der Automobilindustrie kommt auch bei Volkswagen an. Nach dem Rekordjahr 2008 ist der Gewinn von Europas größtem Autobauer um knapp 81 Prozent eingebrochen. Die Dividende wird aber nur mäßig gekürzt.
Volkswagen hat trotz eines Absatzrekords einen unerwartet starken Gewinneinbruch verbucht. Obwohl Europas größter Autokonzern wie kein anderer Hersteller von Abwrackprämien und staatlichen Verkaufsanreizen profitiert hatte, schrumpfte der Überschuss im vergangenen Jahr um 81 Prozent auf 911 Millionen Euro. Die Wolfsburger kündigten deshalb nach einer Aufsichtsratssitzung am Freitag eine Kürzung der Dividende an. Anleger reagierten verschreckt - die VW-Vorzugsaktie rutschte tiefer ins Minus und war mit einem Abschlag von 1,5 Prozent zweitgrößter Verlierer im Leitindex Dax.
Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten rutschte der Wolfsburger Autobauer im Krisenjahr zwar nicht in die Verlustzone. Volkswagen hatte mit weltweit über 6,3 Millionen verkauften Fahrzeugen einen Rekord aufgestellt. Allerdings waren darunter viele Kleinwagen, an denen VW nur wenig verdient. Der Gewinn fiel sowohl operativ als auch unter dem Strich niedriger aus als erwartet. Arndt Ellinghorst, Analyst der Bank Credit Suisse sagte, angesichts der geplanten Kapitalerhöhung habe er ein höheres Ergebnis erwartet. VW habe im vierten Quartal trotz hoher Verkaufszahlen nur eine operative Gewinnmarge von 1,2 Prozent erzielt. "Das ist mager", bemängelte Ellenhorst.
Der Konzernumsatz sank um 7,6 Prozent auf 105,2 Milliarden Euro. Volkswagen verfügte Ende 2009 im Automobilgeschäft über Barmittel von 10,6 (Vorjahr 8,0) Milliarden Euro.
Abstriche für Großaktionäre
Die Anteilseigner, darunter die Porsche-Eignerfamilien, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar, sollen nun Abstriche hinnehmen. Die Ausschüttung an sie soll um je 33 Cent auf 1,60 Euro je Stamm- und auf 1,66 Euro je Vorzugsaktie gekürzt werden. Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), zeigte sich überrascht über die Ausschüttungsquote, die immer noch hoch sei - VW will 68 Prozent des Nettogewinns ausschütten. "Das ist ein Zeichen der Zuversicht", sagte Biller. Im vergangenen Jahr wurde lediglich ein Sechstel ausgeschüttet.
Aleksej Wunrau von der BHF Bank hob den positiven Geschäftsausblick hervor. Volkswagen stellte für 2010 - trotz des Wegfalls staatlicher Verkaufsanreize in Europa - höhere Auslieferungen sowie einen Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis in Aussicht. Zins- und Währungseffekte würden das Ergebnis aber weiter belasten. Dagegen steuert der Konzern mit weiteren Einsparungen.
Seine Hoffnungen richtet der Konzern dabei auf Schwellenländer wie China und Brasilien. Auch in den USA, wo VW derzeit ein neues Werk hochzieht, will der Konzern mehr Autos verkaufen.
Größte Kapitalerhöhung der Autoindustrie
Volkswagen will das Vorzugskapital noch in der ersten Jahreshälfte erhöhen, um sich den Sportwagenbauer Porsche bis nächstes Jahr in mehreren Schritten vollständig einzuverleiben. Der Konzern besitzt bereits die Hälfte des Sportwagengeschäfts von Porsche. Vor kurzem hatte sich der Konzern zudem an dem japanischen Kleinwagen- und Motorradhersteller Suzuki beteiligt.
Um seine Bewertung bei den Ratingagenturen zu behalten, will der Konzern bis zu 135 Millionen Vorzugsaktien ausgeben, was Analysten zufolge die größte Kapitalerhöhung in der Automobilindustrie je wäre. Der Vorstand hat allerdings bereits zu erkennen geben, dass das genehmigte Kapital wegen der Lage an den Börsen nicht vollständig ausgeschöpft werden könnte. Offen ist noch, wann der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech eine Lkw-Allianz aus MAN und Scania bilden wird. An beiden Unternehmen ist VW bereits maßgeblich beteiligt.
Quelle: ntv.de, rts