Obama will eingreifen Goldman Sachs überrascht
21.01.2010, 14:43 UhrDie US-Großbank Goldman Sachs scheint aus dem Gröbsten raus: Bankchef Lloyd Blankfein verkündet nach dem Schlussquartal 2009 einen Reingewinn von fast fünf Milliarden Dollar. Doch US-Präsident Obama verpasst der Euphorie wohl einen Dämpfer.

Anschwellende Bankgewinne: Die Adresse 85 Broad Street liegt nur zwei Blocks südlich der New Yorker Börse.
(Foto: REUTERS)
Die US-Investmentbank Goldman Sachs verdient dank der Erholung an den Finanzmärkten prächtig. Das Geldhaus wies am Donnerstag für das vierte Quartal einen überraschend hohen Nettogewinn von 4,95 Milliarden Dollar aus. Die Einnahmen bezifferte Goldman auf 9,6 Milliarden Dollar. Der Großteil stammt aus dem Handelsgeschäft. Aber auch eine radikale Kurskorrektur in der umstrittenen Vergütungspraxis ließ den Gewinn anwachsen. Das wegen hoher Sonder-Zahlungen massiv in die Kritik geratene Institut strich seinen Bonus-Pool zusammen und legte im Quartal kein Geld mehr für die Vergütungen zurück. Stattdessen spendete Goldman 500 Millionen Dollar an die hauseigene Stiftung. Die Aktie legte im frühen Handel an der Wall Street rund ein Prozent zu.
Experten zeigten sich von dem Quartalsergebnis beeindruckt. "Goldman Sachs druckt weiter Geld", sagte Portfolio-Manager Walter Todd von Greenwood Capital Associates. "Die Einnahmen lagen im Rahmen der Erwartungen, aber der Gewinn hat alles übertroffen." Je Aktie lag der Gewinn im vierten Quartal bei 8,20 Dollar. Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor einem Jahr stand noch ein Verlust von 2,1 Milliarden Dollar oder 4,97 Dollar je Anteilsschein in den Büchern - das bislang einzige Verlustquartal der Bank seit dem Börsengang vor mehr als zehn Jahren. Bereits im dritten Quartal hatte das Institut von der Rally an den Finanzmärkten profitieren können und seinen Gewinn auf rund drei Milliarden Dollar mehr als verdreifacht. Analysten hatten nun mit einem Gewinn von 5,20 Dollar gerechnet.
Goldman Sachs legte als letzte der großen US-Banken in der aktuellen Berichtssaison ihre Quartalsbilanz vor. Das bisherige Bild fiel gemischt aus. Während Ausfälle im Kreditgeschäft mit Privatkunden im Zuge der Wirtschaftskrise den Banken zunehmend zu schaffen machen und auch die Rückzahlung von Staatshilfen die Bilanz etwa bei der Bank of America belastete, floriert das Investmentbanking.
Obama fährt in die Parade
Doch gerade hier drohen nun Einschnitte. US-Präsident Barack Obama will Regierungskreisen zufolge den Eigenhandel der Banken beschneiden und damit de facto risikoreiche Geschäfte zur Gewinnmaximierung verbieten. Obama werde eine ganze Reihe von Maßnahmen ankündigen, um die exzessive Risikobereitschaft der Banken zu verringern. "Der Vorschlag wird Begrenzungen für Umfang und Komplexität vor allem für den Eigenhandel vorsehen", sagte ein Regierungsvertreter.
Im Eigenhandel arbeiten die Institute für sich selbst und auf eigene Rechnung und nutzen dafür verschiedene Finanzinstrumente, um ihre Geschäftsergebnisse noch zu verbessern. Bei vielen Banken hat sich dieser Bereich in der Finanzkrise als großer Verlustbringer entpuppt, weil zahlreiche risikoreiche Geschäfte platzten. Als Reaktion hat etwa die Deutsche Bank nach den Rekordverlusten im Jahr 2008 ihren Eigenhandel systematisch zurückgefahren.
Quelle: ntv.de, dpa