Wirtschaft

Anschuldigungen negiert Goldman wählt den Angriff

Die US-Investmentbank Goldman Sachs nutzt eine Anhörung im US-Senat, um Betrugsvorwürfe der Börsenaufsicht SEC zu entkräften. Dafür rüstet Bankchef Blankfein verbal auf. Er lässt keinen Zweifel daran, dass sein Finanzhaus nicht gegen Kunden gewettet habe.

Lloyd Blankfein

Lloyd Blankfein

(Foto: REUTERS)

Der Chef der unter Druck geratenen Investmentbank Goldman Sachs geht in die Offensive. Vor einem Untersuchungsausschuss des Senats zur Finanzkrise wies der Führungszirkel des Geldinstituts die erhobenen Betrugsvorwürfe scharf zurück. "Wir haben sicherlich nicht gegen unsere Kunden gewettet", sagte Bankchef Lloyd Blankfein in einer Stellungnahme.

Er widersprach damit dem Ausschussvorsitzenden Carl Levin, der es als erwiesen ansieht, dass Goldman Sachs 2007 auf fallende Häusermärkte setzte, während die Bank ihren Kunden weiterhin Hypothekenpapiere verkaufte. "Goldman Sachs ging es gut, als ihre Kunden Geld verloren", sagte Levin. Als die Immobilienblase platzte, wurden die Geldanlagen über Nacht praktisch wertlos.

Auch der von der US-Börsenaufsicht SEC wegen Betrugs angeklagte Goldman-Sachs-Bondhändler Fabrice Tourre wehrte sich gegen die Vorwürfe. In einer Erklärung des inzwischen zwangsbeurlaubten Managers für einen Senatsausschuss hieß es, er weise die Anschuldigungen "kategorisch" zurück. Weder er persönlich noch Goldman Sachs hätten Anleger in die Irre geführt. Die SEC wirft Goldman Sachs vor, Großinvestoren bei der Vermarktung des Finanzprodukts Abacus getäuscht zu haben, darunter die deutsche Mittelstandsbank IKB.

Paulson setzte auf Wertverlust

Tourre erklärte, die IKB sei auf dem Gebiet der verbrieften Hypothekenkredite eine der erfahrensten Investoren der Welt gewesen. Das Finanzprodukt sei entgegen der Anklage nicht absichtlich so zusammengestellt worden, dass es an Wert verlieren sollte. Goldman habe zudem kein wirtschaftliches Interesse an einem Wertverfall gehabt. Außerdem habe er niemals behauptet, dass der Hedgefonds Paulson in das Papier investieren würde. In Wirklichkeit hatte Paulson auf einen Wertverlust gesetzt und dabei einen riesigen Gewinn eingestrichen.

Der Senatsausschuss untersucht eigentlich die Ursachen der Finanzkrise - die Anhörung steht inzwischen jedoch ganz im Zeichen der SEC-Klage gegen Goldman Sachs. Die SEC hatte vor rund zwei Wochen Klage gegen Goldman Sachs eingereicht. Sie wirft der Bank vor, mehrere Kunden hinters Licht geführt zu haben.

Einer der Geschädigten soll die IKB gewesen sein. Allein hier soll der Schaden bei 150 Millionen Dollar liegen. Ihr hochriskantes Engagement am US-Häusermarkt hatte das Düsseldorfer Institut fast umkippen lassen. Der Steuerzahler musste einspringen.

Erste Klagen

Seit knapp zwei Wochen belastet der Betrugsvorwurf die komplette Bankenlandschaft. Andere Institute hatten ähnliche Finanzprodukte aufgelegt. Befürchtet werden teure Schadenersatzklagen und eine härtere Regulierung. Bei Goldman Sachs sind bereits die ersten Klagen eingegangen. "Wenn unsere Kunden glauben, dass wir ihr Vertrauen nicht verdienen, dann können wir nicht überleben", sagte Blankfein.

Goldman Sachs gehört zu den absoluten Spitzenverdienern der Branche. Selbst in der Krise schrieb die Bank nach einem kurzen Einbruch schnell wieder Milliardengewinne. Das machte sie zum bevorzugten Ziel von Branchenkritikern. Viele Banker sprechen deshalb von einem politisch motivierten Verfahren.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/rts

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