Freie Bahn für Nicolas Berggruen? Goldman will einlenken
25.07.2010, 14:51 UhrIn den wochenlangen Verhandlungen zwischen Warenhaus-Retter Nicolas Berggruen und dem Vermieter-Konsortium Highstreet zeichnet sich eine Lösung ab. Ungewöhnliches geschieht: Eine Großbank will nachgeben. Das Umfeld reagiert skeptisch.

Parkhäuser und Ladenfläche in zahlreichen deutschen Innenstädten: Der Weg zur Rettung scheint endlich frei.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Bank Goldman Sachs sieht als zentraler Ansprechpartner im Karstadt-Vermieterkonsortium Highstreet eine Lösung für die Rettung des insolventen Warenhauskonzerns. "Wir haben den Weg zu einer Einigung frei gemacht, dabei haben wir weitere Konzessionen beim Mietvertrag gemacht", sagte der Europachef der US-Investment-Bank, Alexander Dibelius der "Bild am Sonntag". Ein Highstreet-Sprecher bestätigte den Bericht.
Goldman Sachs hält über den Fonds Whitehall die Mehrheit am Highstreet-Konsortium. Das Konsortium hatte vor Jahren 86 Häuser von Karstadt gekauft und vermietet sie seitdem zurück. Der neue Karstadtkäufer Nicolas Berggruen fordert günstigere Mietkonditionen. Ohne Einigung kann der Kaufvertrag nicht umgesetzt werden.
Wie die angesprochene Lösung im Detail aussieht, sagte Dibelius nicht. Auch die übrigen Beteiligten in den Karstadt-Verhandlungen reagierten zunächst zurückhaltend.
"Wenn es gelingt, eine Einigung zwischen Herrn Berggruen und dem Vermieterkonsortium Highstreet zu erzielen, so soll uns das freuen, sofern unser Kredit im vereinbarten Rahmen abgesichert ist", sagte der Vorsitzende der Valovis Bank, Robert K. Gogarten. Die Bank ist einer der großen Kreditgeber von Highstreet und damit indirekt mit dem Unternehmen Karstadt verbunden. Sie hat sich bislang einigen Berggruen-Forderungen widersetzt.
Nichts glauben ohne Unterschrift
Berggruen-Sprecher Wolfgang Weber-Thedy sagte: "Gerne erwarten wir die verbindliche Bestätigung und Unterschrift durch die zuständigen Verhandlungspartner von Highstreet." Ähnlich äußerte sich Verdi-Vizechefin Margret Mönig-Raane: "Wir vertrauen darauf, dass Goldman-Sachs-Chef Dibelius mit seiner Einschätzung Recht hat, dass die Investoren und Gläubiger von Highstreet der gefundenen Einigung zustimmen."
Für diesen Mittwoch hat Highstreet zu einer Gläubigerversammlung nach London eingeladen. Dort müssen alle Highstreet-Beteiligten einem Gesamtlösungspaket, das auch Mietminderungen beinhaltet, zustimmen. Nimmt auch Berggruen und der Karstadt-Gläubigerausschuss die Lösung an, kann das Insolvenzgericht am 10. August den Insolvenzplan annehmen. Karstadt mit allen 25.000 Mitarbeiter und 120 Häusern wäre dann gerettet.
"Wir gehen von einer Zustimmung aller Gläubiger aus und hoffen, dass die Berggruen-Holding jetzt im Sinne aller Karstadt- Mitarbeiter handelt", sagte Dibelius.
Quelle: ntv.de, dpa