Koordinaten für Edelmetall-Anleger Goldpreis braucht Yellen & Co.
09.05.2014, 07:35 Uhr
Äußerungen von Fed-Chefin Yellen werden an den Rohstoffmärkten akribisch interpretiert.
(Foto: REUTERS)
Auch die aktuelle Ukraine-Krise kann die Gold- und Silberpreise nicht nachhaltig beflügeln. Positiv ist die stabile Seitenlage, für eine Erholung der Edelmetalle müssen aber schon die Notenbanken Erste Hilfe leisten - mit ihrer ultra-laxen Geldpolitik.
Die Freude währte nur kurz. Als Nachzügler konnten die Gold- und Silberpreise zu Anfang des Jahres bei den Anlegern punkten - sie legten eine kräftige Hausse hin. Inzwischen ist die Hoffnung auf weitere Kurssteigerungen gewichen, weil sich auch in diesem Jahr die gleichen Verhaltensmuster am Edelmetallmarkt zeigen wie 2013.
"Papiergold" wie Gold-ETFs leiden immer noch unter Abgabedruck. Erst in der Vorwoche waren die von der Agentur Bloomberg erfassten ETF-Bestände um fast elf Tonnen gesunken. Die Entwicklung hat dazu geführt, dass diese ETF-Goldbestände auf den tiefsten Stand seit Oktober 2009 gefallen sind.
Silber mit relativer Schwäche
Bei Silber ist die Investmentnachfrage nur ein Teil der Gleichung. Eine große Rolle spielt auch noch die industrielle Nachfrage. Sie macht rund 75 Prozent der gesamten Silbernachfrage aus, weshalb die konjunkturelle Lage bei Silber einen größeren Einfluss auf den Preis hat. Hier hatten die jüngsten globalen Wirtschaftsdaten für schwächere weltwirtschaftliche Jahresprognosen gesorgt, die vor allem den Silberpreis belasteten. Er zeigte daher zuletzt die schwächere Performance unter den Edelmetallen. Entsprachen im Frühjahr 2011 noch gut 30 Feinunzen Silber einer Feinunze Gold, kletterte das Verhältnis seitdem kontinuierlich und liegt derzeit mit 67 nur noch knapp unter dem Vier-Jahreshoch von 70.
Ein stützender Faktor war bei Gold und Silber, dass die physische Nachfrage auf einem hohen Niveau blieb und in diesem Jahr in einigen großen Nachfrageländern sogar weiter gestiegen ist. Im April verkaufte beispielsweise die US-Münzprägeanstalt rund 12 Prozent mehr Silbermünzen als im Vorjahr. Das niedrige Preisniveau lockt Investoren an.
Auch in China boomt die Nachfrage, allein im März kletterten die Silberimporte um rund 16 Prozent auf 228 Tonnen. Rückenwind könnte aber künftig auch von der Angebotsseite kommen. Berechnungen zufolge liegen die Förderkosten bei rund 21,50 Dollar je Unze. Auf dem aktuellen Preisniveau fahren somit viele Produzenten deutliche Verluste ein.
Entscheidender dürfte allerdings die globale Notenbankpolitik sein und hier vor allem diejenige der USA. Die fortgesetzte Straffung dort hat die diesjährige Rally beim Goldpreis abgewürgt und die Aussichten auf weitere Reduktionen der Anleihenkäufe der US-Notenbank hängen wie ein Damoklesschwert über der Preisentwicklung der Edelmetalle.
Auch die EZB hat keine weitere Lockerung der Geldpolitik beschlossen. Erst wenn die Wirtschaft weiter ins Stocken gerät und die Notenbanken ihren geldpolitischen Kurs wieder lockern, dürfte der Goldpreis wieder stärker klettern. In der Zwischenzeit mahnen die Charttechniker zur Vorsicht.
Relevante Kursmarken
Beim Silberpreis kann aus charttechnischer Sicht noch keine Entwarnung gegeben werden. Übergeordnet befindet sich der Preis in einem intakten Abwärtstrend. Die seit Sommer 2013 ausgebildeten jeweils abnehmenden Hochpunkte bilden zusammen mit der massiven Unterstützung um 18 bis 19 Dollar ein fallendes Dreieck. Sollte Silber unter 18 Dollar rutschen, droht ein weiterer Abverkauf von zwei Dollar.
Auf der Oberseite lauert hingegen mit der 200-Tage-Linie und dem mittelfristigen Abwärtstrend bei 21 Dollar eine hohe Hürde. Erst darüber wäre weiteres Potential bis 22 und später bis 23 Dollar vorhanden.
Dagegen gibt der Goldpreis die 200-Tage-Linie bei rund 1300 Dollar noch nicht verloren. Allerdings sollte das Ausbruchsniveau bei 1265/1270 Dollar nicht nachhaltig unterschritten werden, da diese Marke zu einer wichtigen Unterstützung geworden ist. Die nächsten Kursziele liegen bei 1330 und 1345 Dollar, die allerdings nur mit Hilfe einer wieder expansiveren Geldpolitik erreicht werden dürften.
Quelle: ntv.de