Drücken des roten Hilfsknopfes Griechen bereiten sich vor
17.04.2010, 11:36 UhrGriechenland will seine Entscheidung über eine Anforderung von Finanzhilfen nach Angaben von Ministerpräsident Papandreou in aller Ruhe treffen. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die Regierung in Athen die Kredite in Anspruch nehmen wird. Erst einmal gibt es Gespräche mit Vertretern des IWF, der EU-Kommission und der EZB.

Giorgos Papandreou: "Das Problem sind die Finanzierungskosten."
(Foto: AP)
Griechenland will binnen weniger Wochen über eine Anforderung von Finanzhilfen der Euro-Länder und des IWF entscheiden. "Wir werden eine Entscheidung in den nächsten paar Wochen darüber treffen müssen, ob wir diesen Mechanismus aktivieren", sagte Ministerpräsident Giorgos Papandreou dem Nachrichtenmagazin "Newsweek". Bisher sei noch kein offizieller Beschluss gefallen. "Alles, was wir sagen, ist, lasst es uns vorbereiten, damit wir bereit sind, wenn wir den Knopf drücken müssen."
Ab Montag will eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF), der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank mit der griechischen Regierung zwei Wochen lang über ein Reformprogramm verhandeln, das im Fall einer Hilfsaktion beschlossen würde.
An den Finanzmärkten wird zunehmend damit gerechnet, dass Griechenland die in Aussicht gestellten Milliardenkredite in Anspruch nehmen wird. Denn auch die Einigung der Euro-Länder über Konditionen des Pakets, das allein für dieses Jahr Kredite bis zu 45 Milliarden Euro umfassen kann, vermochte den Risikoaufschlag auf griechische Staatsanleihen kaum zu senken.
Der Zins auf zehnjährige Papiere lag zum Handelsschluss am Freitag bei 7,4 Prozent - drei Prozentpunkte über dem Niveau von vor Beginn der Schuldenkrise und 4,26 Prozentpunkte über der marktbestimmten deutschen Bundesanleihe. Der Risikoaufschlag hatte vergangene Woche ein Rekordhoch von 4,63 Prozentpunkten erreicht.
Spielraum durch Notfallplan
Die Euro-Länder hatten erstmals in der elfjährigen Geschichte der Währungsunion ein Rettungspaket beschlossen, um den hoch verschuldete Mittelmeerstaat vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Doch Papandreou sagte, sein Land werde nicht pleite gehen. "Das Problem sind die Finanzierungskosten und wie lange wir das durchhalten können."
Die nächste Auktion kurzfristiger Schuldenpapiere im Volumen von 1,5 Milliarden Euro steht am 20. April an. Selbst wenn die Regierung bis Mai an den Kapitalmärkten Geld aufnehmen könnte, wolle sie die Option der Kredithilfe nicht aufgeben. Der Notfallplan verschaffe seiner Regierung den Spielraum für die Veränderungen, die notwendig seien, um die Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen.
Die griechische Regierung will mit einem drastischen Sparprogramm die Neuverschuldung in diesem Jahr von 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2009 auf 8,7 Prozent senken. Bis 2013 soll die Grenze des Stabilitätspakts von drei Prozent wieder eingehalten werden. Griechenland hatte diese Vorgabe seit seinem Beitritt zur Euro-Zone 2001 nur einmal mit 2,9 Prozent im Jahr 2006 erfüllt. Zur Aufnahme in die Währungsunion war die wahre Schuldenhöhe verschleiert worden.
Quelle: ntv.de, wne/rts