Wirtschaft

Desolate Wirtschaftslage und Sparorgie Griechen im Teufelskreis

Das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland rechnet auch für dieses Jahr mit einer schrumpfenden Wirtschaft. Laut Notenbank-Präsident Provopoulos werden die Sparmaßnahme zunächst dämpfende Effekte haben. Unterdessen dementiert das Bundesfinanzministerium einen Bericht über deutsch-französische Pläne zu einer Finanzhilfe für Griechenland.

Schnelles Dementi aus dem Bundesfinanzministerium: Es gebe keine "neuen Pläne".

Schnelles Dementi aus dem Bundesfinanzministerium: Es gebe keine "neuen Pläne".

(Foto: REUTERS)

Das hoch verschuldete Griechenland ist auch konjunkturell das Sorgenkind Nummer eins im Euro-Raum. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im vierten Quartal so stark wie in keinem anderen Euro-Land. Die Aussichten für dieses Jahr sind auch wegen des harten Sparkurses der Regierung nicht gut: Notenbank-Präsident Giorgos Provopoulos befürchtet, dass die Wirtschaft noch einmal so stark einbricht wie 2009.

Die griechische Wirtschaft schrumpfte von Oktober bis Dezember um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das war bereits der fünfte Rückgang in Folge, Verantwortlich dafür waren Einbrüche bei Exporten und Investitionen. Auch der private Konsum schrumpfte. Die Euro-Zone war dagegen das zweite Quartal in Folge gewachsen, wenn auch nur um 0,1 Prozent. 2009 schrumpfte die griechische Wirtschaft um 2,0 Prozent. Sie steckt damit erstmals seit 1993 in der Rezession.

Sparmaßnahmen zunächst als Konjunkturhemmer

Aus ihr dürfte sich Griechenland auch in diesem Jahr nicht befreien, befürchtet Notenbankchef Provopoulus. "Die vielen heftigen Sparmaßnahmen werden dämpfende Effekte haben", sagte er. "Das ist ein Grund dafür, weshalb wir auch für dieses Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 2,0 Prozent erwarten."

Langfristig werde mit den Sparmaßnahmen aber die Basis für ein kontinuierliches Wachstum gelegt. In den meisten anderen Ländern geht es dagegen bergauf. Für Deutschland erwarten die meisten Experten ein Wachstum von rund 1,5 Prozent, für den Euro-Raum geht die Europäische Zentralbank (EZB) von plus 0,8 Prozent aus.

Griechenland plagen Staatsschulden in Höhe von 300 Milliarden Euro. Sie übersteigen die jährliche Wirtschaftsleistung von 240 Milliarden Euro deutlich. Die Regierung ist deswegen zu drakonische Sparmaßnahmen gezwungen.

Dementi aus Berlin

Unterdessen beraten Deutschland und Frankreich einem Zeitungsbericht zufolge weiterhin über ein Rettungspaket für Griechenland. "In Berlin und Paris wird in Übereinstimmung mit der Europäischen Zentralbank (EZB) geschätzt, dass Griechenland bis zum Jahresende 55 Milliarden Euro braucht, um die Staatspleite abzuwenden", schreibt der österreichische "Kurier" unter Berufung auf Verhandlungskreise. Deutschland wäre demnach bereit, bis zu 20 Milliarden Euro einzusetzen, Frankreich bis zu zehn Milliarden Euro.

Das Bundesfinanzministerium dementierte diesen Bericht umgehend. Der Bericht scheine ein Recycling von Spekulationen der Medien in den vergangenen Wochen zu sein, sagte eine Sprecherin. Es gebe weder neue Pläne noch neue Entwicklungen beim Thema Griechenland.

"Griechenland ist Herausforderung"

EU-Währungskommissar Olli Rehn macht die Zukunft der Europäischen Union von der Rettung Griechenlands abhängig. Die griechische Schuldenkrise habe die EU an einen entscheidenden Wendepunkt gebracht, sagte Rehn der "Süddeutschen Zeitung". "Wenn Griechenland zusammenbricht und die Europäische Union das nicht verhindert, werden wir ernsthaft und langfristig unsere internationale Glaubwürdigkeit verlieren", erklärte Rehn.

Die gemeinsame Währungsunion sei nicht nur ein monetäres System, "sondern das entscheidende politische Projekt der Europäischen Union", betonte er. Am Umgang mit dem größten Schuldner der Währungsunion entscheide sich, ob die Staaten willens seien, politisch enger zusammenzurücken. "Griechenland ist unsere direkte Herausforderung", sagte Rehn.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ

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