Wirtschaft

Schuldenschnitt kommt voran Griechenland glaubt an den Erfolg

Sonne über der Akropolis: Griechenland glaubt an einen Erfolg des Schuldenschnitts.

Sonne über der Akropolis: Griechenland glaubt an einen Erfolg des Schuldenschnitts.

(Foto: dpa)

Wenige Stunden vor Ablauf der Frist signalisieren immer mehr Investoren ihre Bereitschaft beim Schuldenschnitt mitzuziehen. Griechenland ist zuversichtlich, dass der Schuldentausch gelingt. Doch Vorsicht ist angebracht: Die frühen Siegesmeldungen sind Zweckoptimismus – denn die geplante Beteiligungsquote von 90 Prozent wird Athen wohl verfehlen.

Bei dem historischen Schuldenschnitt in Griechenland macht sich kurz vor Ablauf der entscheidenden Frist Zuversicht über einen Erfolg der Mammut-Operation breit. Das Tauschprogramm laufe gut und die Annahmequote sei "sehr hoch", sagte am Donnerstag ein Regierungsmitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Allerdings nannte er auch keine genauen Zahlen. Nach Einschätzung griechischer Experten mit guten Kontakten zum Finanzministerium soll die Zustimmungsquote bei 60 Prozent liegen. Ein Mitarbeiter des Finanzministeriums sagte, man sei sich sicher, dass am Ende mehr als 75 Prozent zusammenkämen. "Optimismus für den erfolgreichen Abschluß des Schuldenschnitts", titelte die Athener Zeitung "Ta Nea". "Optimismus, dass der Schuldenschnitt am Abend unter Dach und Fach sein wird", hieß es beim Boulevardblatt "Ethnos".

Eine Zweidrittel-Mehrheit der Investoren wäre nötig, um die Umschuldung notfalls zu erzwingen – auch gegen den Willen der Investoren, die sich bislang gegen den freiwilligen Umtausch ihrer Forderungen sperren. Ob es aber zur Aktivierung der sogenannten Zwangsklauseln (CAC, Collective Action Clauses) kommt, ist eine Entscheidung der griechischen Regierung. Bei einer hohen Zustimmung zum Schuldentauschangebot könnte die Umschuldung auch ohne die Aktivierung der umstrittenen Zwangsklauseln stattfinden. Für den Fall, dass die Beteiligung zwischen 75 und 90 Prozent der Gläubiger liegt, hatte sich die griechische Regierung diese Option zumindest offengelassen.

Banken, Versicherungen und Hedge Fonds müssen sich bis 21 Uhr entscheiden, ob sie an dem Programm teilnehmen wollen. Sie sollen auf mehr als 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten, indem sie ihre Griechenland-Anleihen in neue Schuldtitel mit längeren Laufzeiten, niedrigeren Zinsen und geringerem Nennwert eintauschen und Athen so mehr als die Hälfte seiner Schulden erlassen. Das hochverschuldete Mittelmeerland steht bei den privaten Gläubigern - Banken, Versicherer und Fonds - mit insgesamt gut 200 Milliarden Euro in der Kreide.

Griechenland dürfte geplante Zustimmungsquote verfehlen

Die griechische Regierung wird die genaue Annahmequote am Freitagmorgen um 7 Uhr MEZ bekanntgeben. Am Freitagnachmittag wollen die Euro-Finanzminister in einer Telefonkonferenz darüber beraten. Dabei wollen sie das Anfang März prinzipiell gebilligte 130-Milliarden-Hilfspaket endgültig freigeben, unter der Voraussetzung, dass der Schuldenschnitt klappt. Nur wenn der Umtausch gelingt, wollen die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds dem Land neue Kredite über 130 Milliarden Euro gewähren, um das Land vor der drohenden Pleite zu retten.   

Als fast sicher gilt jedoch, dass die eigentlich angestrebte Zustimmung von mehr als 90 Prozent nicht erreicht werden kann. Für diesen Fall hat die griechische Regierung angekündigt, die Umschuldungsklauseln (CAC) zu aktivieren, die die Gläubiger zum Forderungsverzicht zwingen. Ein entsprechendes Gesetz hatte das Parlament in Athen im Februar beschlossen. Ob es zur Anwendung kommt, liegt jedoch alleine bei der griechischen Regierung.

Inzwischen haben immer mehr private Gläubiger ihre Bereitschaft zum Schuldenschnitt erklärt. Bislang sind bereits etwa 52 Prozent der insgesamt 206 Milliarden umfassenden Anleihen für die Umschuldung bestätigt. Portugiesische und britische Banken sowie italienische Versicherungen hatten sich zu dem Schnitt bereit erklärt. Auch griechische Pensionsfonds, die 19 Milliarden halten, sind einverstanden. Sie gehören zu einer 32-köpfigen Investorengruppe.

Vor allem die Rolle einiger Hedgefonds, die Hellas-Bonds halten, ist aber weiter unklar. Sie könnten von einer ungeordneten Pleite Griechenlands profitieren, bei der viele Finanzprofis heftige Turbulenzen an den Aktienmärkten befürchten. Die meisten deutschen Banken und Versicherer haben erklärt, bei dem Schuldenschnitt mitzumachen.

Quelle: ntv.de, hvg/rts/DJ/dpa

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