Krise würgt Wirtschaft ab Griechenland schrumpft weiter
01.10.2012, 13:36 Uhr
Laut Regierungsvertretern wird Griechenlands Wirtschaft auch im kommenden Jahr weiter in der Rezession stecken bleiben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Noch sind die Horror-Zahlen nicht offiziell, doch sie lassen nichts Gutes ahnen: Griechenlands Wirtschaft wird im nächsten Jahr offenbar weiter massiv schrumpfen. Athen versinkt damit noch tiefer im Schuldensumpf: Die Chancen, dass das Land die Hilfspakete zurückzahlt, schwinden weiter.
Die griechische Wirtschaft wird nach Ansicht der Regierung im nächsten Jahr zum sechsten Mal in Folge schrumpfen. Der Haushaltsentwurf für 2013 gehe von einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 3,8 bis 4,0 Prozent aus, sagte ein Regierungsvertreter. Demnach soll der Primärüberschuss - also der Finanzierungsüberschuss ohne Zinszahlungen - bei 1,1 Prozent der Wirtschaftskraft liegen. Laut Entwurf sollen große Teile der für die nächsten zwei Jahre geplanten Kürzungen über 11,5 Mrd. Euro vorneweg gestellt werden. Dies betrifft vor allem Pensionen und Sozialleistungen. "Der Haushaltsentwurf wird Sparmaßnahmen von 7,8 Mrd. Euro für 2013 einschließen", sagte der Regierungsvertreter.
Griechenlands Wirtschaft kämpft seit Jahren mit einem kräftigen Abschwung. 2007 gelang letztmals ein Wachstum. Die Industrie schrumpft seit September 2009. Wie aus einer Umfrage des Markit-Instituts hervorgeht, setzte sich die Talfahrt auch im vorigen Monat fast ungebremst fort. "Die griechische Wirtschaft hat erneut einen harten Monat hinter sich", sagte Markit-Ökonom Phil Smith. Dabei dämpfe nicht nur die globale Konjunkturabkühlung, sondern auch die schwache Binnenwirtschaft. Nach aktuellen Eurostat-Daten waren im Juni 24,4 Prozent aller Griechen ohne Job.
Athen versinkt noch tiefer im Schuldenschlamassel
Die Zahlen lassen nichts Gutes für den Fortschritt der Reformen hoffen, die Athen im Gegenzug für die Milliardenzahlungen internationaler Geldgeber zugesagt hat. Noch ist offen, wann die sogenannte Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfonds und EU ihren nächsten Bericht über die Lage in Griechenland vorlegen wird. Davon hängt ab, ob die Geldgeber die nächste Tranche über rund 31 Mrd. Euro nach Athen überweisen. Laut Medienberichten soll Athen die nächste Milliardenzahlung erhalten, obwohl es die geforderten Reformen nicht ausreichend umsetzt. Zu groß ist in Brüssel offenbar die Angst vor einem Dominoeffekt. Im Hintergrund liefen bereits Vorbereitungen zur Auszahlung des Geldes, hieß es in den Berichten.
Wann der Abschlussbericht der Finanzkontrolleure vorliegen wird, ist weiter unklar. Im Finanzministerium zeigte man sich besorgt, dass es erneut Meinungsverschiedenheiten und demnach auch Verspätungen geben könnte. Einer der wichtigsten Streitpunkte sei, dass die "Troika" auf eine sofortige Entlassung von 15.000 Staatsbediensteten poche. Athen dagegen plant eine Art Frührente für diese Menschen.
Die Summe der nötigen Sparmaßnahmen wird immer größer. Nach 11,5 Mrd. Euro bis vor einigen Wochen ist nun von 13,5 bis 14,5 Mrd. Euro die Rede, wie die griechische Presse berichtete. Die Regierung in Athen hatte sich Donnerstag grundsätzlich auf ein knapp zwölf Mrd. Euro schweres Sparprogramm geeinigt. Ministerpräsident Samaras will so schnell wie möglich das grüne Licht der "Troika" erhalten und das Programm vom Parlament in Athen billigen lassen. Er wolle dann mit dem verabschiedeten Sparprogramm zum EU-Gipfel am 18. und 19. Oktober nach Brüssel reisen, heißt es in griechischen Medienberichten.
Quelle: ntv.de, hvg/rts