Rabatte haben Praktiker "in den Tod getrieben" Großaktionärin erhebt schwere Vorwürfe
13.07.2013, 08:18 Uhr
Praktiker warb mit massiven Preisnachlassen.
(Foto: dpa)
Die Baumarktkette Praktiker ist pleite, und die Großaktionärin de Krassny fällt ein vernichtendes Urteil über das Management: "Wer ständig 20 Prozent auf alles außer Tiernahrung gibt, verzichtet auf 20 Prozent Umsatz." Und de Krassny hat noch deutlich mehr Kritikpunkte.
Praktiker-Großaktionärin Isabella de Krassny hat das Firmenmanagement der insolventen Baumarkt-Kette scharf kritisiert. "Die ständigen Rabatt-Aktionen, die gefahren wurden, um Geld in die Kassen zu bekommen, haben das Unternehmen in den Tod getrieben", sagte sie der "Bild"-Zeitung. "Wer ständig 20 Prozent auf alles außer Tiernahrung gibt, verzichtet auf 20 Prozent Umsatz." Um genügend Kunden anzulocken, hätten auch Preisnachlässe für einzelne Warengruppen gereicht, sagte de Krassny.
Die Behauptung der Firmenleitung, dass gescheiterte Gespräche mit Geldgebern über eine kurzfristige Kapitalspritze von bis zu 35 Millionen Euro die Insolvenz herbeigeführt hätten, wies die Großaktionärin im Interview zurück: "Das Geld wäre da gewesen. Das Problem war, dass die sehr gut besicherten Gläubiger keine Sicherheiten aufgeben wollten. Und es auch kein konstruktives Gespräch mit den Investoren gab."
De Krassny wäre nach eigenem Bekunden bereit gewesen, zusammen mit ihrem Mann Alain, der laut "Bild" über seine Beteiligungsgesellschaft Donau Invest knapp zehn Prozent der Anteile hält, zehn Millionen Euro zu investieren. "Ein weiterer Investor war bereit, weitere 30 Millionen Euro zu investieren und hätte zusätzlich rund 80 unrentable Standorte übernommen", sagte sie der Zeitung. "Es lagen 40 Millionen Euro auf dem Tisch. Unser Angebot wurde jedoch abgelehnt."
Krassny: Potenzial zur Kostensenkung
Trotz der Insolvenz hält de Krassny die Baumarkt-Kette aber weiter für überlebensfähig. "Wir überlegen gerade, gemeinsam mit weiteren Investoren die Banken rauszukaufen und ihre Kredite abzulösen." Potenzial zur Kostensenkung gebe es zum Beispiel im Einkauf, wo jährlich 80 Millionen Euro durch schlechte Vertragskonditionen verloren gingen, sowie im "aufgeblähten" Verwaltungsapparat, der acht Prozent des Umsatzes verschlinge und damit doppelt so viel wie in der Branche üblich.
Nach langem Ringen um eine Rettung der finanziell angeschlagenen Baumarktkette hatte diese am Donnerstag Insolvenz angemeldet. Praktiker betreibt mit all seinen Marken in verschiedenen Ländern über 400 Baumärkte, mehr als 300 davon auf dem Heimatmarkt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen, das seit 2005 an der Börse ist, nach eigenen Angaben einen Umsatz von drei Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, AFP