Starkes Wettbewerbsgefälle in Euroland Gute Noten für Deutschland
05.09.2012, 13:08 Uhr
Nur der Blick aus der Nähe verrät: Die Wettbewerbsfähigkeit zwischen den 17 Ländern der Eurozone wird immer steiler. Schlusslicht ist das von der Staatspleite bedrohte Griechenland.
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Die Kluften zwischen den einzelnen Mitgliedern der Eurozone werden größer. Vor allem der Abstand der Nord- zu den Südländern wächst. Deutschland hält sich ganz gut in der Spitzengruppe - und steht erstmals vor den USA.
Deutschland ist erstmals wettbewerbsfähiger als die USA. Die Bundesrepublik behauptet im globalen Standortvergleich des Weltwirtschaftsforums ihren sechsten Platz, während die USA vom fünften auf den siebten Rang abrutschten. Spitzenreiter bleibt das vierte Jahr in Folge die Schweiz, gefolgt von Singapur und Finnland, geht aus dem "Global Competitiveness Report 2012/13" hervor. Auch Schweden und die Niederlande liegen noch vor Deutschland. Großbritannien, Hongkong und Japan gehören ebenfalls zu den zehn Besten.
"Deutschland hat eine ausgezeichnete Infrastruktur", sagte die Expertin des Weltwirtschaftsforums, Margareta Drzeniek. "Die Unternehmen sind zudem sehr innovativ und in der Lage, alle Stufen der Wertschöpfung zu leisten - von der Produktion bis hin zu Marketing und Vertrieb." Auch die Ausbildung wird gelobt. "Besonders die praktische Aus- und Weiterbildung in den Betrieben ist sehr gut", sagte Drzeniek.
"Unflexible Lohnfindung"

Im Juli schlug die Wirtschaftskrise voll auf den Arbeitsmarkt durch und ließ die Zahl der Arbeitslosen auf 18 Millionen Menschen steigen.
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Minus-Punkte erntet Deutschland dagegen für seinen Arbeitsmarkt, der trotz aller Reformen noch zu starr sei. Kritisiert wird vor allem die mangelnde "Flexibilität der Lohnfindung": Hier landet Deutschland auf Platz 139 von 144. "Einstellungen sind für die Unternehmen sehr teuer", sagte Drzeniek. "In schlechten Zeiten ist es für sie zudem sehr schwierig, Stellen abzubauen." Negativ eingeschätzt wird auch das als zu kompliziert geltende Steuersystem. Bei der Stabilität der Finanzmärkte landet Deutschland nur auf Rang 75.
Trotzdem zog Europas größte Volkswirtschaft erstmals an den USA vorbei, die lange Zeit die Nummer eins waren. Grund für den Abstieg sind "insbesondere das geringe Vertrauen der Öffentlichkeit in die Politiker und der scheinbaren Mangel an staatlicher Effizienz", schrieben die Forscher. "Positiv zu vermerken ist, dass das Land nach wie vor ein weltweiter Innovationsmotor ist und seine Märkte effizient funktionieren."
Kluft zu Südeuropa wächst
Trotz aller Reformbemühungen konnten die südeuropäischen Länder ihre Stellung nicht verbessern. "Die Kluft zwischen den besten europäischen Ländern und den schwächeren Staaten ist noch größer geworden", sagte Drzeniek. "Dennoch: Es gibt einige Erfolge, etwa in Spanien und Italien. Dort sind der Arbeitsmarkt flexibler und der Wettbewerb stärker geworden. Es dauert jedoch, bis sich das auszahlt."
Alarmierend erscheint das erneute Absacken Griechenlands - jetzt um weitere sechs Ränge auf den 96. Platz. Die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft ist nicht nur erheblich schwächer als jene der anderen 16 Euro-Länder. Hellas liegt sogar hinter Entwicklungsländern wie Vietnam (75), Botsuana (79) und Kambodscha (85) zurück. "Dass Griechenland und vielleicht auch andere Länder den Euro verlassen, erscheint inzwischen als eine reale Möglichkeit, mit potenziell verheerenden Konsequenzen für die Region und darüber hinaus", erklärte der Chef des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab.
Das Weltwirtschaftsforum untersucht für seinen Standortvergleich zahlreiche Indikatoren von 144 Ländern - von Infrastruktur, über Gesundheits- und Bildungssystem bis hin zu Kriminalität. Außerdem werden Manager befragt.
Quelle: ntv.de, rts/dpa