Wirtschaft

Zahlenvorlage eilig vorgezogen HP kippt Jahresprognose

So war das nicht gedacht: Beim weltgrößten PC-Hersteller dringt ein internes Schreiben an die Öffentlichkeit. In offenen Worten ermahnt HP-Chef Apotheker darin seine Kollegen aus dem Top-Management zur strikten Sparsamkeit. Ein schweres Quartal stehe bevor, heißt es. Die Anleger reagieren umgehend. Eilig zieht der Konzern den Zwischenbericht vor.

Peinliche Panne oder gezielte Indiskretion? Leo Apotheker steht unter Druck.

Peinliche Panne oder gezielte Indiskretion? Leo Apotheker steht unter Druck.

(Foto: REUTERS)

Die Geschäfte beim weltgrößten Computerbauer Hewlett-Packard (HP) laufen immer schleppender. Zum wiederholten Male musste der seit kurzem vom Deutschen Léo Apotheker geführte Konzern seine Erwartungen für das Gesamtjahr herunterschrauben. Vor allem die Privatkunden kaufen weniger neue Geräte als gedacht. Erschwerend hinzu kommen nach Firmenangaben die Auswirkungen des Bebens in Japan.

HP rechnet nur noch mit einem Jahresumsatz von 129 bis 130 Milliarden Dollar. Ursprünglich wollte das Unternehmen bis zu 133,5 Milliarden Dollar erlösen. Entsprechend rechnet HP auch damit, dass der Gewinn leidet und geht nun von 4,27 Dollar aufwärts je Aktie aus. Zuletzt hatte der Konzern mindestens 4,46 Dollar versprochen.

Die Aktie ging nach dieser Hiobsbotschaft vorbörslich in die Knie. Bereits am Vortag hatte das Papier nach Börsenschluss kräftig verloren, als drastische Worte von Apotheker an seine Führungskräfte nach außen gedrungen waren. Der HP-Chef warnte in einem internen Schreiben vor einem "weiteren schwierigen Quartal" und mahnte seine Spitzenmanager, auf "jeden Pfennig" zu achten und Neueinstellungen auf ein Minimum zu beschränken.

Nachdem die Warnung in der Welt war, zog HP eilig die Vorlage seiner Zahlen für das zweite Geschäftsquartal (von Februar bis April) um einen Tag vor. Eigentlich hatte HP erst am Mittwoch einen näheren Einblick in seine Unternehmungen geben wollen. "Wir haben absolut keinen Platz für unrentable Geschäfte oder willkürliche Ausgaben", schrieb Apotheker an sein Management.

Wie viele Feinde hat Apotheker?

Schon Mitte Februar hatte der Konzernchef die Sorge vor einem Abschwung geschürt. Unklar ist, wie das interne Schreiben an die Öffentlichkeit gelangte, und wer bei HP das vertrauliche Schreiben an die Nachrichtenagentur Bloomberg weiterreichte. Im Fall einer gezielten Veröffentlichung würde eine solche Indiskretion auf erhebliche Spannungen innerhalb der HP-Führungsriege hinweisen. Mit Sicherheit wird Apotheker intern versuchen, das Informationsleck in den eigenen Reihen so schnell wie möglich zu schließen.

Wegen der sinkenden PC-Nachfrage hatte HP im Februar die erst drei Monate zuvor erhöhte Umsatzprognose für das Geschäftsjahr wieder eingedampft. HP will sich künftig stärker im wachsenden Markt des sogenannten Cloud Computing engagieren: Das sind Dienstleistungen, bei denen Computernutzer die Programme nicht mehr auf ihrem Rechner installiert haben, sondern auf Server von Anbietern zugreifen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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