Wirtschaft

Zittern vor dem Bilanzchek HSH Nordbank drückt sich die Daumen

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(Foto: REUTERS)

Die krisengeschüttelte und weiter staatlich gestützte HSH Nordbank bangt vor den Stresstests. Das Institut kann nicht ausschließen, die Vorgeben zu reißen. Im schlimmsten Fall müsste der Steuerzahler nochmals ran. Für die WestLB war dies einst das Ende.

Bekommt die HSH Nordbank beim europaweiten Bankcheck Probleme? Das seit Jahren unter der Schifffahrtskrise leidende Hamburger Geldhaus sendete zu dieser Frage gemischte Signale. Der Vorstand zeigte sich bei der Präsentation der Halbjahreszahlen in Hamburg zuversichtlich, den Test zu bestehen. Im Risiko-Abschnitt des Halbjahresberichts weist die Landesbank dagegen auf die Gefahr hin, die Anforderungen der Aufsichtsbehörden nicht zu erfüllen. In diesem Fall müssten die Mehrheitseigner Hamburg und Schleswig-Holstein womöglich erneut Kapital in das Geldhaus pumpen.

Im Zwischenbericht sei es nun mal erforderlich, auf alle möglichen Risiken hinzuweisen, sagte HSH-Finanzchef Stefan Ermisch. "Man muss immer skizzieren: Es kann alles passieren." Sollten bei dem Test Kapitallücken diagnostiziert werden, gebe es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, diese zu füllen: Eine neue Kapitalspritze oder der Abbau von Risiken, sagte Ermisch. Aus seiner Sicht sei die HSH auf den Test aber gut vorbereitet.

Länder mussten Hilfen aufstocken

Zur Jahresmitte belief sich die harte Kernkapitalquote auf 12,8 Prozent. Die Bank profitiert dabei auch von einem staatlichen Garantieschirm, den die Länder im vergangenen Jahr wieder von sieben Milliarden auf zehn Milliarden Euro aufgestockt haben.

Die Aufsichtsbehörden wollen mit ihrem Test sicherstellen, dass die Banken besenrein sind, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) im November die Aufsicht über die wichtigsten Häuser der Euro-Zone übernimmt. Nach einem Bilanzcheck überprüft die EZB in einem Stresstest, ob Banken für eine weitere Krise gerüstet sind.

In Deutschland stehen bei dem Test Banken wie die HSH Nordbank, die NordLB oder die Commerzbank  besonders im Fokus, weil sie stark in der Schifffahrt aktiv sind. Der Sektor steckt wegen Überkapazitäten, gesunkenen Charterraten und des mauen Welthandels seit Jahren in der Krise. Im Bilanzcheck will die EZB die deutschen Geldhäuser zu einer wesentlich strengeren Bewertung ihrer Schiffskredite zwingen.

Vorsteuerergebnis verdreifacht

Im Zwischenbericht heißt es, die Bank könne nicht ausschließen, dass ihre harte Kernkapitalquote nach dem Bilanzcheck unter die Marke von acht Prozent fällt. Auch im Stresstest könne es passieren, dass die Quote bei einer simulierten Krise "aufgrund bestehender Portfoliorisiken" unter die Mindesthürde von 5,5 Prozent sinke. Sollte es nach dem EZB-Test wider Erwarten einen Kapitalbedarf geben, müsse die HSH mit ihren Eigentümern darüber beraten, wie dieser geschlossen werden könne. Sollten anschließend erneut "öffentliche Mittel" in die Bank fließen, drohe ein neues Beihilfeverfahren der EU-Kommission, hieß es im Zwischenbericht.

In Nordrhein-Westfahlen hat die EU-Kommission einst die Abwicklung der WestLB erzwungen, nachdem die Landesbank mehrfach Kapitalspritzen vom Staat benötigt hatte. Doch über solche Szenarien will in Hamburg derzeit allerdings niemand sprechen.

HSH-Vorstandschef Constantin von Oesterreich zeigte sich vielmehr erfreut, dass die Bank das Vorsteuerergebnis im ersten Halbjahr auf 432 Millionen Euro mehr als verdreifachte konnte. Die HSH profitierte dabei unter anderem davon, dass die Belastungen durch das rund 20 Milliarden Euro schwere Schifffahrtsportfolio nachließen. Beim Nettoergebnis lag der Zuwachs nicht ganz so hoch - mit einem Plus auf 300 von 131 Millionen Euro hat die HSH Nordbank den Gewinn aber noch mehr als verdoppelt. Das Neugeschäft kletterte deutlich von 2,7 Milliarden auf 4,5 Milliarden Euro. Damit liegt das Institut auf Kurs, das Jahresziel von 9 Milliarden Euro zu erreichen.

Außerdem sorgte ein Sondereffekt im Zusammenhang mit dem Garantieschirm sowie steigende Erträgen im Kreditgeschäft für Rückenwind. 2014 geht von Oesterreich deshalb weiterhin davon aus, dass die Bank vor und nach Steuern in die schwarzen Zahlen zurückkehrt. Im Vorjahr hatte die HSH die Vorsorge für ausfallgefährdete Schiffskredite deutlich aufgestockt und deshalb einen Verlust von 814 Millionen Euro geschrieben.    

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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