Patentstreit mit Nokia beigelegt HTC setzt auf 200-Dollar-Smartphones
10.02.2014, 16:55 Uhr
Zu lange aufs zu teure Pferd gesetzt? HTC ändert die Strategie.
(Foto: REUTERS)
Erst ein Gewinneinbruch von 70 Prozent, dann ein Absatzeinbruch von fast 40 Prozent und nun drohen Erlöseinbußen von bis zu einem Fünftel: Bei HTC brennt die Luft. Eine neue Strategie soll die Wende bringen: Weg vom Luxus und rein in die Schwellenländer.
Mit günstigeren Smartphones will der taiwanische Handyhersteller HTC seine Talfahrt beenden. Nach mehr als zwei Jahren mit Umsatzrückgängen sollen künftig Mobiltelefone der Mittelklasse für die dringend benötigte Kehrtwende sorgen. Es gehe darum, in Schwellen- und Industrieländern mehr Geräte in der Preisklasse zwischen 150 und 300 Dollar zu verkaufen, teilte der Konzern mit.
Bisher ist HTC als Anbieter von Luxusgeräten bekannt, kann aber günstigeren Rivalen aus China wie der aufstrebende Xiaomi und etablierten Größen wie Samsung und Apple kaum etwas entgegensetzen. Im laufenden Quartal rechnet der Konzern nun nach einem Absatzeinbruch von fast 40 Prozent im Januar mit Erlöseinbußen von bis zu einem Fünftel.
"Im vergangenen Jahr haben wir den großen Bereich des Geschäfts mit Mittelklasse-Geräten liegengelassen", gab sich HTC-Mitgründerin und Aufsichtsratsvorsitzende Cher Wang. Ins Geschäft mit Billig-Smartphones wolle man aber nicht einsteigen. Wang kündigte an, künftig zielgerichteter und aggressiver werben zu wollen. HTC-Finanzchef Chialin Chang gab sich trotz des Gegenwindes optimistisch, dass sich diese Strategie auszahlt. Die Bruttogewinnmargen würden 2014 wieder steigen, kündigte sie an.
Patentstreit beigelegt
Ein Problem hat HTC bereits gelöst - der jahrelange Patentstreit mit Nokia wurde beigelegt. Beide gingen eine gegenseitige Vereinbarung zur Nutzung ihrer Schutzrechte ein. Finanzielle Details sind nicht bekannt. Auch nach dem Verkauf des Handygeschäfts an Microsoft behalten die Finnen einen Großteil ihrer wertvollen Patentrechte. Während die Einigung mit HTC der Nokia-Aktie zwischenzeitlich sogar ein Plus von fünf Prozent bescherte, ging das HTC-Papier mit einem Minus von fast vier Prozent aus dem Handel.
Anleger fordern von HTC rasche Erfolge. Im Schlussquartal 2013 brach der Gewinn um 70 Prozent ein. Nur durch den Verkauf von Vermögensteilen hielt sich der Konzern in den schwarzen Zahlen, operativ fiel der zweite Quartalsverlust in Folge an. Noch vor rund zwei Jahren kam eins von zehn verkauften Smartphones von HTC. 2013 lag der Marktanteil dann nur noch bei weniger als zwei Prozent. Lange hatte sich der Konzern auf sein bis zu rund 600 Euro teures Flaggschiff-Modell HTC One konzentriert. Dies erhielt zwar stets gute Bewertungen von Technologieexperten, fand aber bei Kunden nicht den erhofften Anklang.
Quelle: ntv.de, bad/rts