Politisches Kalkül Handel mit Iran belastet
17.06.2009, 12:28 UhrLange Zeit galt Deutschland als der wichtigste Handelspartner des Iran. Doch dies ist vorbei: Immer weniger deutsche Firmen engagieren sich im Iran. Dass der Handel mit dem Land im Mittleren Osten schrumpft, ist politisch gewollt.
Deutschland war über Jahrzehnte der wichtigste Handelspartner des Iran, doch inzwischen hat China diese Rolle übernommen. Denn die UN-Sanktionen, mit denen das iranische Atomprogramm eingedämmt werden soll, haben das deutsche Engagement massiv eingeschränkt. Auch bei der Förderung der iranischen Erdgasindustrie spielen die Europäer nur eine untergeordnete Rolle. Um so größer ist das Interesse der Wirtschaft an einer Beilegung des Konflikts.
Handelsbeziehungen auf niedrigem Level
Deutsche Unternehmen führten vergangenes Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von knapp vier Milliarden Euro in den Iran aus. Die Importe aus dem Iran betrugen 2008 nach Angaben von Germany Trade and Invest nur 580 Millionen Euro. Dass der Handel mit dem Land im Mittleren Osten schrumpft, ist politisch gewollt. Die Bundesregierung hat die Gewährung neuer Kreditbürgschaften zur Exportförderung massiv eingeschränkt.
Traditionell lieferten die deutschen Unternehmen vor allem Maschinen und Anlagen in den Iran. 2008 nahmen die Verkehrstechnik und die Fahrzeugindustrie an Bedeutung zu. Doch die Wirtschaftskrise wirkt sich auf das Iran-Geschäft aus. So brach beispielsweise der deutsche Automobilexport schon im Januar 2009 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 28,5 Prozent ein.
Deutsche Firmen halten sich zurück
Während sich früher vor allem die Großen der Branche engagierten, sind heute überwiegend mittelständische Unternehmen im Iran aktiv. Etwa 100 Firmen haben nach Angaben der deutsch-iranischen Handelskammer eine eigene Niederlassung im Iran. Etwa 1000 Firmen arbeiten mit iranischen Vertretungen zusammen. Während sich deutsche Unternehmen zurückziehen, expandiert das iranische Handelsvolumen mit Firmen aus Italien und Frankreich.
Iran spielt auch als Energieversorger eine Rolle für die deutsche Wirtschaft: Erdöl machte 2008 fast die Hälfte der deutschen Importe aus dem Land aus. Der Iran ist mit vier Millionen Barrel Öl pro Tag nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Produzent in der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC). Zudem verfügt er nach Russland über die zweitgrößten Erdgasreserven der Welt. Die Nabucco-Pipeline könnte die Energie über die Türkei nach Europa bringen. Doch ob beim Bau von Verflüssigungsanlagen oder beim Einkauf von iranischem Erdgas, die deutschen Konzerne üben sich derzeit in Zurückhaltung.
Quelle: ntv.de, AFP