Wirtschaft

Verkaufsankündigung sorgt für Wirbel Haniel schickt Takkt auf Talfahrt

Haniel zahlt erstmals seit 60 Jahren keine Dividende. Schuld ist der enorme Schuldenberg. Anteilsverkäufe von Beteiligungen sollen Abhilfe schaffen. Bisher ist die Takkt AG dabei außen vor. Doch das soll sich ändern - und sorgt bei den Anlegern bereits für Wirbel.

Takkt AG, die Mehrheit hält nach wie vor Haniel.

Takkt AG, die Mehrheit hält nach wie vor Haniel.

Der Mischkonzern Haniel will seine Milliarden-Schulden weiter reduzieren und trennt sich dazu von Anteilen an seiner Beteiligung Takkt. Die Aktien des Versandhändlers schickte der Duisburger Konzern mit seiner Ankündigung in den Keller. Die Anteilsscheine verloren über zehn Prozent und notierten um 11,40 Euro. Bei der Vorlage seines Programms zum Schuldenabbau im vergangenen November hatte Haniel mögliche Verkäufe von Takkt-Aktien nicht angesprochen. Die hohe Schuldenlast zwinge Haniel zu Veränderungen, betonte Konzernchef Stephan Gemkow nun. Die Haniel-Familie hatte im vergangenen Jahr erstmals seit über 60 Jahren auf eine Dividende verzichten müssen.

Gemkow hatte im vergangenen August das Ruder bei Haniel übernommen und einen Konzern vorgefunden, der unter hohen Schulden ächzte und deshalb nicht mehr in neue Geschäftsfelder investieren konnte. Der ehemalige Lufthansa-Finanzvorstand hat deshalb ein Paket zum Schuldenabbau vorgelegt - unter anderem reduzierte Haniel seine Beteiligungen an dem Pharmahändler Celesio von 54,64 Prozent auf 50,01 und am Handelsriesen Metro von 34,24 Prozent auf 30,01 Prozent. Bei beiden Konzernen hat Haniel aber weiter eine strategische Machtposition.

"Die übrigen Haniel-Geschäftsbereiche CWS-boco, ELG und Takkt sind nicht Gegenstand des verabschiedeten Maßnahmenpakets", hatte Gemkow noch im November betont - nun hat es sich Haniel aber angesichts der gelungenen Verkäufe aber anders überlegt.

Takkt
Takkt 5,10

Zudem hatten auch Ratingagenturen positiv auf den Schuldenabbau reagiert: Standard & Poors hatte im April den Ausblick für die Haniel-Bonität von "stabil" auf "positiv" angehoben. Gemkow hatte die Nettofinanzschulden bereits auf unter 2 Mrd. Euro gedrückt - und nun könnten sie mit dem Takkt-Verkauf auf rund 1,75 Mrd. Euro sinken.

Streubesitz steigt

"Wir stehen vor großen Veränderungen - dazu zwingt uns nicht zuletzt die große Schuldenlast", sagte Gemkow dem Konzern- Magazin "enkelfähig". Veränderungen lägen "in der DNA von Haniel". Unter anderem eine massive Aufstockung des Metro-Anteils hatte dem Konzern hohe Schulden eingebrockt.

Bis zu 13,4 Millionen Takkt-Aktien könnten nun bei institutionellen Anlegern platziert werden, hatte Haniel mitgeteilt. Haniel würde damit gemessen am Schlusskurs von Montag knapp 172 Mio. Euro einnehmen. Die Beteiligung würde dann auf 50,01 von derzeit gut 70 Prozent sinken. Durch die Transaktion erhöht sich zudem der Streubesitz bei Takkt, die Stuttgarter könnten dadurch neue Investoren gewinnen. Mit der Vorbereitung der geplanten Aktien-Transaktion seien die Banken Morgan Stanley und Berenberg beauftragt worden.

DZ-Bank-Analyst Thomas Maul bezeichnete die Aussagen zu einer möglichen Verringerung der Beteiligung als überraschend. "Insbesondere die Tatsache, dass Haniel keinen konkreten Zeitplan für die Transaktion vorgegeben hat, könnte am Markt für Unmut sorgen." Positiv sehe er, dass sich nach einer Anteilsreduzierung der Streubesitz der Takkt-Aktie deutlich erhöhen würde.

Quelle: ntv.de, rts

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