Versicherer fasst Gewinnziel an Hannover zuckt zurück
10.04.2011, 16:16 Uhr
In Japan dauern die Aufräumarbeiten wohl noch Wochen an: Tausende Menschen gelten noch immer als vermisst.
(Foto: AP)
Die bislang absehbaren Schäden in Japan, Neuseeland und Australien bringen den Versicherungskonzern Hannover Rück in eine unangenehme Lage: Wochen nach dem Branchenführer Munich Re bereitet die Nr. 3 im Markt die Anleger vorsichtig darauf vor, dass das Gewinnziel 2011 möglicherweise nicht mehr zu halten ist.
Nach dem verheerenden Erdbeben in Japan steht der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück nicht mehr zu seinem Gewinnziel. Im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" antwortete Finanzchef Roland Vogel auf die Frage, ob der Vorstand seine Jahresprognose revidieren müsse, dies sei "wahrscheinlich".
"Wir wollen aber erst einmal die Zahlen zum ersten Quartal abwarten", schränkte Vogel ein. Sein Haus will den Zwischenbericht zum ersten Quartal am 3. Mai vorlegen.
Der Konzern hatte für das Gesamtjahr 2011 zuletzt einen Überschuss von 650 Mio. Euro angepeilt. Analysten erwarten aber eine Senkung der Prognose, seit Hannover Rück im März die Belastung aus dem großen Erdbeben in Japan und dem darauffolgenden Tsunami auf rund 250 Mio. Euro beziffert hat. "Mit dem Erdbeben in Neuseeland und der Flut in Australien kommen 500 Mio. Euro auf uns zu", sagte Vogel nun. Branchenprimus Münchener Rück hat sein Gewinnziel bereits kassiert.
Ein Verlust im ersten Quartal könne eventuell durch eine Steuerrückerstattung verhindert werden, sagte Vogel. Zwar sehe es "rechnerisch" zunächst so aus, als ob der Konzern wegen der Japan-Katastrophe in die Verlustzone rutschen werde. "Berücksichtigt man aber unsere geplanten Gewinne sowie die Rückerstattung zu viel gezahlter Steuern im dreistelligen Millionenbereich, dann führt das im ersten Quartal nicht automatisch in die roten Zahlen."
Raus aus dem Aktienmarkt
Bei Neuverträgen mit den Kunden - den Erstversicherern - kann Hannover Rück dem Finanzchef zufolge nun aber deutliche Prämienzuwächse durchsetzen. "Auf jeden Fall zweistellig, teilweise deutlich höher", sagte Vogel. "Und nicht nur in Japan, sondern weltweit."
Ein seit Mitte 2010 gehaltene Aktien-Portfolio habe Hannover Rück im ersten Quartal wegen der Unsicherheiten am Kapitalmarkt verkauft, sagte der Finanzchef. Den Umfang bezifferte Vogel auf 700 Mio. Euro, was rund 2 Prozent des gesamten Anlagevolumens entspreche.
Quelle: ntv.de, rts