"Es läuft auf eine Schließung hinaus" Hawesko gibt Bordeaux-Tochter auf
31.01.2014, 12:01 Uhr
Schwer im Abgang: Für "Chateau Classic" findet sich kein Käufer.
(Foto: REUTERS)
Spitzenweine aus Frankreich lassen sich in Deutschland offenbar nur schwer an den Mann bringen. Hawesko lässt die Verluste nicht lange reifen und beendet das Debakel im Gourmet-Segment. Für 2014 verspricht der Hamburger Weinhändler mehr Umsatz.

Wo die teuren Trauben wachsen: Weinlese in den Hängen des Chateau Haut Brion bei Pessac.
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Der Geschäftserfolg im Großhandel mit Bordeaux-Weinen der absoluten Spitzenklasse bleibt aus, jetzt reagiert die Hamburger Weinhandelsgruppe Hawesko mit einem harten Schnitt: Angesichts anhaltender Verluste mit den hochklassigen Weinen aus Frankreich stellt Hawesko die Tochter "Chateau Classic" ein.
Die auf die Anbauregion Bordeaux spezialisierte Firma werde nicht weiter geführt, teilte der Hamburger Konzern, zu dem die Ladenkette "Jacques' Wein-Depot" gehört, mit. "Es läuft auf eine Schließung hinaus", sagte ein Sprecher. Hawesko habe sich bis zum Jahresende vergeblich um einen Käufer bemüht.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr halbierte sich der Konzerngewinn nach vorläufigen Zahlen unter dem Kostendruck der kriselnden Tochter fast auf 12,5 Millionen Euro. Bereinigt um diesen Effekt hätte er nur geringfügig unter dem Vorjahreswert gelegen.
Mehr Umsatz, mehr Profit
Bereits im vergangenen Herbst hatte Hawesko bei der Präsentation der Neunmonatszahlen von einem schwierigen "Bordeaux-Markt" gesprochen und Anleger auf "einmalige Ergebnisbelastungen" in Höhe eines "mittleren einstelligen Euro-Millionenbetrags" vorbereitet. Damals hieß es, es würden mit Blick auf Probleme der Tochter "verschiedene Optionen" geprüft.
"Für die französische Tochtergesellschaft Chateau Classic werden wir noch im laufenden Jahr eine Lösung finden, wenn auch zum wohl unumgänglichen Preis einer zusätzlichen Belastung", hatte Hawesko-Vorstandschef Alexander Margaritoff erklärt.
Für 2014 rechnet Hawesko trotz des Wegfalls der französischen Tochtergesellschaft mit einem höheren Umsatz und einem kräftig steigenden Betriebsgewinn. "Das Geschäftsjahr 2014 soll ganz im Zeichen einer wiedererstarkten Profitabilität stehen", hatte Margaritoff zuvor bereits angekündigt.
Eine Aktie für Wein und Champagner
Die Unternehmensgruppe bezeichnet sich selbst als "Deutschlands größtes Handelshaus für hochwertigen Weine und Champagner". Hawesko zählt demnach zu den bedeutendsten Weinanbietern der Welt.
Das Geschäftsmodell beruht auf drei Standbeinen: Die Hawesko-Tochter "Hanseatische Wein- und Sekt-Kontor" kümmert sich für die Gruppe um den Bereich Versand- und -Internethandel, "Jacques' Wein-Depot" verkauft als Facheinzelhändler Weine an Endkunden, während "Wein Wolf" und die "CWD Champagner- und Wein-Distributionsgesellschaft" als marktführende Weingroßhändler auftreten.
Im Jahr 2012 kam die Unternehmensgruppe früheren Angaben zufolge mit 847 Mitarbeitern auf einen Umsatz von knapp 450 Millionen Euro. Die Hawesko-Aktien sind unter anderem im SDax notiert.
Quelle: ntv.de, mmo/rts