Wirtschaft

Dassault soll verkauft werden Hedgefonds macht Druck auf EADS

Up in the air - aber bald ohne Dassault? Ein Hedgefonds will, dass EADS seinen Anteil an die Börse bringt.

Up in the air - aber bald ohne Dassault? Ein Hedgefonds will, dass EADS seinen Anteil an die Börse bringt.

(Foto: picture alliance / dpa)

EADS will sich besser aufstellen, aus vier Geschäftsbereichen sollen drei werden. Zudem steht auch eine Umbenennung im Raum. Allerdings geht das alles manchem Aktionär nicht schnell genug. Dem Hedgefonds TCI schwebt noch etwas vor - und EADS könnten damit Milliarden winken.

In den anstehenden Konzernumbau des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS bringt der Hedgefonds TCI neuen Schwung. Er fordert den sofortigen Verkauf seiner Beteiligung an dem französischen Wettbewerber Dassault Aviation. Die beste Möglichkeit, den Wert des Anteils zu heben, wäre eine Veräußerung über die Börse, hieß es in einem Brief von TCI an EADS-Chef Tom Enders, in den Dowjones Newswires Einblick hatte. EADS könnte das Geld dann wesentlich sinnvoller einsetzen, beispielsweise in der Sparte zum Bau von Verkehrsflugzeugen.

Die EADS-Beteiligung von 46 Prozent an dem französischen Konzern kommt auf einen Wert von 4 Mrd. Euro. In dem Schreiben beklagt der Hedgefonds, dass der Anteil an Dassault Aviation für EADS keine Synergien schaffe. Das Kapital sei hier deshalb schlecht eingesetzt, und der strategische Nutzen halte sich in Grenzen, so TCI.

Der Hedgefonds empfiehlt EADS den Verkauf des Anteils an der Börse. So ließe sich der Wert der Beteiligung maximieren, begründet TCI-Partner Ben Walker in dem Brief. EADS könne den Verkaufserlös aus der Beteiligung auch für Aktienrückkäufe oder Sonderdividenden nutzen. Der Hedgefonds hält nach eigenen Angaben über ein Prozent an EADS.

Regierung hätte Vorkaufsrecht

EADS bestätigte den Erhalt des Schreibens. TCI sei ein Aktionär, und die Gesellschaft hätte ihre Sicht der Dinge kundgetan, dies sei ihr gutes Recht. EADS konzentriere sich darauf, den in der vergangenen Woche angekündigten Konzernumbau voranzubringen, so EADS weiter. Das zentrale Element in der Unternehmensstrategie sei die effiziente Kapitalallokation und der Shareholder Value, und man werde die Aktionäre nach wie vor über die Pläne und die Fortschritte auf dem Laufenden halten.

Frankreich hält noch einen Anteil von 12 Prozent an EADS, und der Luft- und Raumfahrtkonzern muss sich bei allen wichtigen Entscheidungen bezüglich Dassault Aviation mit Paris abstimmen. Bei einem Verkauf oder Teilverkauf der Dassault-Beteiligung habe die Regierung ein Vorkaufsrecht. Ein Regierungsbeamter hatte gesagt, man habe von der TCI-Forderung noch nichts gehört und wollte weiter in der Sache keine Stellungnahme abgeben.

Frankreich will bei strategisch wichtigen Bereichen wie dem Verteidigungssektor die Zügel nicht aus der Hand geben. Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass Frankreich Interesse an einem Verkauf oder einem Kauf von Dassault Aviation hat.

Markt favorisiert "große Lösung"

Am Markt wird damit gerechnet, dass sich die Forderung des EADS-Aktionärs TCI als leicht positiv für den EADS-Kurs erweisen könnte. "Der große Umbau bei EADS ruft jetzt natürlich die Aktionisten unter den Aktionären auf den Plan", sagte ein Händler. "Die Spekulation um einen Verkauf des EADS-Anteils treibt die Dassault-Aktie schon seit Monaten an, trotz operativer Schwierigkeiten bei Dassault", sagte ein anderer Händler. Seit Ende März steige die Bewertung der Aktie, während das Gewinnmomentum stagniere. Am Markt setze man offensichtlich zunehmend auf eine "große Lösung" für Dassault, bei der sich EADS zurückzieht. Die Dassault-Aktie handelt mit einem Aufschlag von rund 25 Prozent zu den Wettbewerbern wie General Dynamics.

EADS steckt selbst mitten in einem Umbau. Erst in der vergangenen Woche hatte das Unternehmen angekündigt, sich einen neuen Namen zu geben und Sparten zusammenzulegen. EADS wird demnächst nach der Zivilflugzeugsparte Airbus Group heißen. Zudem verschlankt und vereinheitlicht der Konzern seine Struktur: Aus vier Sparten sollen drei werden, die ebenfalls den Namen Airbus erhalten. Dazu werden die Militärbereiche Airbus Military und Cassidian sowie das Raumfahrtgeschäft Astrium künftig zu einer Sparte zusammengefasst, die den Namen Airbus Defence & Space erhält. Mit der Zusammenlegung reagiert EADS auf veränderte Marktbedingungen und schrumpfende Verteidigungsbudgets.

Schon in der Vergangenheit hatten EADS-Manager mehrfach erwogen, den besser eingeführten Markennamen Airbus anzunehmen. Die Versuche, das Akronym EADS abzuschaffen, sind aber alle gescheitert. Teilweise lag das auch daran, dass man den Namen Airbus nicht militärischen Produkten anheften wollte. Die Befürchtung war, dass dies bei den Kunden der Zivilflugzeuge nicht gut ankommen würde. Airbus ist jedoch das Unternehmen, das den Löwenanteil zu Umsatz und Gewinn des Luft- und Raumfahrtkonzerns beiträgt. Dies war auch im zweiten Quartal der Fall. Dank guter Geschäfte im Zivilflugzeugbereich hat EADS mehr verdient als im Vorjahr. Das Nettoergebnis stieg um 14 Prozent auf 518 Mio. Euro. Der Umsatz verbesserte sich um drei Prozent auf 13,9 Mrd. Euro.

Während Airbus mit einem zweistelligen operativen Ergebnisplus aufwartete, entwickelten sich die anderen EADS-Töchter schwächer. Die Hubschraubertochter Eurocopter und das Raumfahrtgeschäft Astrium lieferten niedrigere Ergebnisbeiträge als im Vorjahr. Dagegen legte Cassidian leicht zu.

Quelle: ntv.de, DJ

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