Wirtschaft

Nach Griechenland kommt Portugal Hedgefonds wetten auf Schulden

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Noch ist der Schuldenschnitt Griechenlands nicht da. Aber Hedgefonds rüsten sich bereits für den Fall der Fälle, denn nach Griechenland wartet Portugal bereits als "zweitschwächstes Glied" der Eurozonen-Schuldenkette. Profite winken - so oder so.

Während alle Welt nach Griechenland schaut, haben einige hochspekulative Hedgefonds mit Portugal bereits das nächste Euro-Land im Visier. Ihr Ziel ist es, Staatsanleihen aus Lissabon zum Tiefstpreis zu kaufen. Das Kalkül: Selbst wenn es auch in Portugal zu einem Schuldenschnitt kommt, könnten sie profitieren.

Noch ist es aus Sicht der Hedgefonds zu früh, um loszuschlagen. Sie wollen warten, bis ein griechischer Schuldenschnitt in trockenen Tüchern ist. "Wenn der griechische Deal vorankommt, werden sich Investoren sicherlich auf einige andere Länder fokussieren, und Portugal gilt schon lange als nächster Kandidat", sagt Chefvolkswirt Stuart Culverhouse von Exotix, eine Investmentbank mit Fokus auf illiquide und notleidende Anlagen.

Solange Griechenland verhandle, rückten die Schuldenprobleme Portugals in den Hintergrund. Entsprechend gebe es noch keinen allzu großen Verkaufsdruck für Besitzer portugiesischer Anleihen. Sei der griechische Schuldenschnitt aber erst einmal durch, dann dürften sich Investoren auf Portugal als zweitschwächstes Glied der Kette stürzen, so die Rechnung der Hedgefonds. Sie gehen davon aus, dass viele Anleger dann aus portugiesischen Anleihen aussteigen und die Kurse in Folge massiv sinken. Für die Fonds wäre das der perfekte Zeitpunkt zum Einstieg.

Spekulieren auf eine Umschuldung

Selbst wenn es Griechenland nicht gelingen sollte, sich rechtzeitig mit seinen Gläubigern zu einigen, sehen die Hedgefonds ihre Chancen. Denn dann werde auch ein Zusammenbruch der Eurozone wahrscheinlicher, was wiederum portugiesische Anleihen auf neue Tiefs drücken könnte. "Wenn Griechenland keine vernünftige Einigung erreicht, dann sieht es schlecht aus für Portugal", sagt ein Hedgefonds-Manager.

Schon jetzt werden zehnjährige portugiesische Anleihen zu weniger als der Hälfte ihres Nennwerts gehandelt. Bei den griechischen Pendants sieht es noch schlimmer aus, sie notieren gerade noch zu einem Fünftel des Nennwerts.

Serge Umanski, Mitbegründer des Dach-Hedgefonds Signet, geht davon aus, dass Portugal im Spätsommer seine Schulden neu strukturiert. Er schätzt, dass Investoren nur 50 bis 60 Prozent des Nennwertes zurückbekommen werden. Ein gutes Geschäft für Hedgefonds, die zu deutlich niedrigeren Kursen eingestiegen sind. Sollte Portugal sein Schuldenproblem sogar aus eigener Kraft in den Griff bekommen, würden die Hedgefonds noch größere Gewinne einfahren.

Wer zu spät kommt ...

Die Strategie des Abwartens hat natürlich auch ihre Risiken. So könnte sich die Europäische Zentralbank an Hilfen für Griechenland beteiligen. Solch ein Schritt dürfte von Investoren mit großer Erleichterung aufgenommen werden und könnte nach Einschätzung von Experten eine Rally am Anleihemarkt auslösen. Die auf niedrigere Kurse wartenden Hedgefonds hätten dann das Nachsehen.

Etliche Experten bezweifeln, dass sich die EZB zu Hilfen durchringt, ganz unrealistisch ist das Szenario aber nicht. Immerhin hat sie für ihre Hellas-Anleihen mit einem Nennwert von etwa 50 Mrd. Euro dem Vernehmen nach nur 38 Mrd. Euro bezahlt. Sie könnte also Athen 12 Mrd. Euro überweisen - ohne eigene Verluste.

Quelle: ntv.de, Kirsti Knolle, rts

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