Entscheidung noch im Oktober Hoffen und Bangen bei Quelle
15.10.2009, 15:46 UhrSchon in den nächsten beiden Wochen soll eine Entscheidung über den Verkauf des insolventen Versandhändlers Quelle fallen. "Dies gilt sowohl für Quelle Deutschland als auch die Quelle- Gesellschaften in den Wachstumsmärkten Mittel- und Osteuropas", teilte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg in Essen mit. Derzeit seien noch vier Bieter im Rennen. "Kein einziger der ernsthaft interessierten Investoren hat sich bislang offiziell aus dem Prozess zurückgezogen", erläuterte der für Quelle federführende Insolvenzverwalter Jörg Nerlich.
Die potenziellen Käufer hätten für die Wirtschaftlichkeitsprüfung des Primondo-Verbunds viel Geld in die Hand genommen, betonte Nerlich. Die "Financial Times Deutschland" berichtete hingegen, dass das Überleben der Quelle dennoch immer unwahrscheinlicher werde. "Wir glauben nicht mehr an einen Gesamtverkauf", berichtete das Blatt unter Berufung auf mehrere Verhandlungsteilnehmer.
Görg gab sich dagegen optimistisch: "Wir sehen die Möglichkeit, gut zwei Drittel der Arbeitsplätze der Primondo- Gruppe abzusichern." Bislang sollen bei Quelle rund 3700 der bundesweit 10 500 Stellen gestrichen werden, allein in Bayern werden bis Januar rund 1800 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Ein großer Teil von ihnen hat die Kündigung bereits erhalten.
Wieder mehr Bestellungen
Die Investoren dringen den Angaben zufolge nun darauf, die noch nicht ausgesprochenen Kündigungen vorzuziehen. Anfang dieser Woche hatten Medien zudem berichtet, dass mehrere hundert weitere Quelle-Beschäftigte ihren Job verlieren sollen. Dem hatte ein Sprecher des Insolvenzverwalters widersprochen: Zwar könne er nicht ausschließen, dass die Zahl der Betroffenen noch ein Stück nach oben gehe, doch die bisher genannte Größenordnung bleibe gleich.
Vor einem Verkauf erwarten die Investoren auch eine Lösung zum sogenannten Factoring im nächsten Jahr, also zur Finanzierung des Versandgeschäfts. Beim Factoring gibt Quelle die Kundenforderungen gegen Provision an eine Bank weiter, die die offenen Beträge im Gegenzug vorfinanziert. Derzeit werden laut Nerlich bei Quelle sämtliche Maßnahmen für die Frühjahr/Sommer-Aktionen auf das Notwendigste beschränkt, "um dem Investor so viele Freiheits- und Gestaltungsgrade wie möglich zu erhalten".
Derweil zeigten jüngste Umsatzzahlen, dass die Kunden ungeachtet der Insolvenz dem Versandhaus treu blieben. So sei nach dem Versand des Testkatalogs Frühjahr/Sommer 2010 die Zahl der Bestellungen deutlich höher als in den Jahren 2007 und 2008, berichtete Nerlich. Obwohl der neue Katalog einen rund 20 Prozent geringeren Umfang habe, lägen die Bestellwerte um 16 Prozent und die Zahl der bestellten Stücke um 12 Prozent über den Vorjahreswerten.
Quelle: ntv.de, wne/dpa