"Rambo-Politik" bei Mercedes? Hofmann attackiert Daimler
15.10.2012, 17:26 Uhr
"Wer bei so einem Vorgehen noch motivierte Mitarbeiter erwartet, sollte dringend einen Kurs für erfolgreiche Personalführung besuchen."
(Foto: picture alliance / dpa)
Jörg Hofmann legt sich mit Daimler an: Wenige Monate vor der von langer Hand geplanten Umstellung auf die neue S-Klasse kritisiert der Gewerkschafter die Produktionsplanung des Autobauers. Es geht um Minusstunden, Motivation und mittlerweile auch um das Betriebsklima am Standort Sindelfingen.
Der Streit bei Daimler um Produktionskürzungen für die Mercedes-S-Klasse verschärft sich. "Notwendige Diskussionen über längst bewährte Flexibilitätsinstrumente als Rambo-Methoden zu bezeichnen, ist reine Stimmungsmache, mit der man sich selbst disqualifiziert", sagte der Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth der "FAZ". Porth reagierte damit auf Äußerungen von Betriebsräten und Gewerkschaftern.
Den Begriff "Rambo-Politik" hatte Jörg Hofmann vor dem Wochenende verwendet, um damit das aus seiner Sicht unverhältnismäßige Vorgehen bei der Produktionsplanung zu kritisieren. Hofmann ist baden-württembergischer IG-Metall-Chef und auch Mitglied des Aufsichtsrats der Daimler AG.
Lautstarke Kritik
"Wir können an der Spitze dieses Konzerns keine Rambo-Politik gegenüber den Beschäftigten und Belegschaftsvertretungen akzeptieren", hatte Hofmann nach einer hitzigen Belegschaftsversammlung im Mercedes-Werk Sindelfingen gesagt. "Wer bei so einem Vorgehen noch motivierte Mitarbeiter erwartet, sollte dringend einen Kurs für erfolgreiche Personalführung besuchen."
Ausgangspunkt des Streits ist der bevorstehende Modellwechsel für die Mercedes S-Klasse im nächsten Jahr. Weil typischerweise in den Monaten davor die Nachfrage sinkt, möchte Daimler die Produktion einstweilen auf einen Einschichtbetrieb umstellen, und auf diese Weise rund 50.000 Autos weniger bauen. Entsprechend würden die Mitarbeiter Minusstunden auf ihren Zeitkonten anhäufen.
Der Streit um die Produktionskürzungen könnte noch in diesem Monat vor eine Schiedsstelle kommen. Wie ein Konzernsprecher sagte, rechnet Daimler bereits im Oktober mit einem entsprechenden Termin. Ob es dann zu einem Schlichterspruch komme oder weitere Termine anberaumt werden müssten, sei jedoch offen. Der Autobauer hatte in der vergangenen Woche eine Einigungsstelle angerufen, weil sich Unternehmen und Betriebsrat nicht auf eine Umstellung der Arbeitszeit in Daimlers größtem Produktionswerk einigen konnten.
Der Autobauer hat unterdessen einem Zeitungsbericht zufolge in seinem Werk in Stuttgart-Untertürkheim die Verträge von rund 300 der insgesamt etwa 720 Leiharbeiter nicht verlängert. Das Unternehmen habe Sparmaßnahmen als Begründung genannt, berichten die "Stuttgarter Nachrichten" unter Berufung auf Betriebsratskreise. Daimler wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren.
Quelle: ntv.de, dpa