Wirtschaft

Porsches Ex-Finanzjongleur vor Gericht Holger Härter bleibt siegesgewiss

Drei Jahre nach dem Übernahmekrimi zwischen VW und Porsche muss der frühere Porsche-Finanzchef Holger Härter vor Gericht.

Drei Jahre nach dem Übernahmekrimi zwischen VW und Porsche muss der frühere Porsche-Finanzchef Holger Härter vor Gericht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wer hoch steigt, fällt auch tief. Auf Ex-Porsche-Manager Holger Härter trifft das zu. Sein Griff nach der Macht bei VW verschlägt das "Finanzgenie" auf die Anklagebank. Härter und sein Finanzteam, die damals mit Milliardenbeträgen jonglierten und sich verspekulierten, verantworten sich vor dem Landgericht Stuttgart wegen Kreditbetrugs.

Als Holger Härter 1996 zu dem Sportwagenbauer kam, wurde er als Finanzgenie gefeiert.

Als Holger Härter 1996 zu dem Sportwagenbauer kam, wurde er als Finanzgenie gefeiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er wäre nicht der knallharte Managertyp, wenn er jetzt vor Gericht klein beigeben würde. Der wegen Kreditbetrugs angeklagte Ex-Porsche-Finanzchef Holger Härter bleibt auch Jahre nach der missglückten Übernahmeschlacht gegen die deutlich größere Volkswagen AG, die Porsche immerhin an den Rand der Pleite trieb, standhaft und beteuert, nichts Unrechtes getan zu haben. Ab heute beschäftigt sich das Landgericht Stuttgart mit Härters Finanztricks - einem komplizierten System von Aktienoptionen -, die nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für das Unternehmen Porsche zu einem Fiasko gerieten.

"Ich weise die Vorwürfe eindeutig zurück", so Härter kurz vor dem Prozessbeginn im Landgericht Stuttgart. "Sie sind nachweisbar unrichtig und ich werde das jetzt in der Gerichtsverhandlung in meiner gewohnten Gelassenheit vortragen und auch die Dinge klarstellen", sagte der 56-jährige gelernte Volkswirt. In der Verhandlung selber warf er der Anklagebehörde schwere handwerkliche Fehler vor.

In dem Verfahren gegen ihn und zwei seiner damaligen Abteilungsleiter geht es um nicht weniger als die strafrechtliche Aufarbeitung eines der spektakulärsten Wirtschaftskrimis in der Autobranche. Hintergrund sind die komplizierten und riskanten Finanzgeschäfte bei der Übernahmeschlacht der Schwaben gegen den VW-Konzern im Jahr 2009. Der Übernahmeplan scheiterte und geriet zu einer Retourkutsche von VW. Die Staatsanwaltschaft wirft dem vermeintlichen Finanzgenie Härter heute gemeinschaftlichen Kreditbetrug in Milliardenhöhe vor.

"Wir haben niemanden getäuscht"

Das Trio aus der Porsche-Finanzabteilung soll der französischen Großbank BNP Paribas Bank verheimlicht zu haben, dass die Finanzrisiken von Porsche um bis zu 1,5 Mrd. Euro höher waren als angegeben, um so während des turbulenten Übernahmekampfes leichter an dringend notwendiges, frisches Geld zu kommen. Konkret geht es um eine Anschlussfinanzierung eines 10-Milliarden-Euro-Kredits, der im Frühling 2009 von einem Bankenkonsortium fließen sollte. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Härters Team in der heißen Phase des Angriffs auf die Wolfsburger die Bank gezielt hinters Licht führte.

Härter sieht das anders. Er gab und gibt sich integer. Während der Übernahmekrimi in vollen Zügen tobte, wies Härter bereits derartige Vorwürfe zurück. "Wir haben nichts Unrechtes getan", sagte er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen". "Wir haben niemanden getäuscht." In seinem Wohnort Bietigheim-Bissingen, nördlich von Stuttgart, soll es weiterhin viele Anhänger von Härter geben. Auch Wegbegleiter beschreiben ihn als ehrlich und loyal.   

Härter (r.) mit Porsche-Chef Wiedeking bei der Bilanzpressekonferenz im November 2007.

Härter (r.) mit Porsche-Chef Wiedeking bei der Bilanzpressekonferenz im November 2007.

(Foto: picture alliance / dpa)

Tatsächlich genoss der gebürtige Rheinland-Pfälzer, der 1996 zu dem Sportwagenbauer kam, lange Zeit einen guten Ruf. Zusammen mit dem damaligen Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking führte er den damals angeschlagenen Autobauer immerhin wieder auf die Überholspur. Er bescherte Porsche glänzende Zahlen. Einmal fuhr das Unternehmen sogar mehr Gewinn als Umsatz ein. Aber Härter gab sich bodenständig: "Es war nie Ziel unseres Handelns, mehr Gewinn als Umsatz zu machen", sagte er damals in einem Interview.

"Wir sind kein Hedge-Fonds, keine Zocker, keine Spekulanten." Dann beschlossen Härter und Wiedeking allerdings, den ungleich größeren VW-Konzern zu schlucken, häuften dabei Milliardenschulden an und hoben sich dabei einen Bruch. Am Ende mussten beide Porsche verlassen.

Der Coup aller Coups missglückt

Als Härter das Unternehmen verließ, galt der einstige Finanzvorstand nur noch als glückloser Zocker. Heute reden sie einen von Leichtsinn, die anderen vom fehlenden Quäntchen Glück. Mittlerweile hat VW die Hausmacht bei den seit jeher eng verbandelten Partnern Porsche und VW - und nicht die Schwaben, wie Wiedeking und Härter es geplant hatten.

Härter drohen im aktuellen Prozess bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe in Höhe eines Netto-Jahreseinkommens. Das Stuttgarter Landgericht hat für den Prozess 20 Verhandlungstage bis Anfang 2013 angesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Härter wie den damaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zusätzlich auch wegen Untreue und Marktmanipulation.

Zum Prozessauftakt gab sich Härter in einer rund einstündigen Erklärung siegessicher. Er warf der Staatsanwaltschaft vor, bei ihren Ermittlungen einen zentralen Begriff der englischsprachigen Finanzwelt falsch übersetzt zu haben und die Anklage damit auf falschen Voraussetzungen aufzubauen. Der Prozess droht damit mehr zu einem Streit über Formalien als über die Sache zu werden. Der Lack scheint auf jeden Fall bei Härter trotz der persönlichen Niederlage, nicht ab. An Stehvermögen hat er nicht eingebüßt.

Wer einmal an der Macht geschnuppert hat      

Für Härter geht es neben einem Freispruch aber auch um die Wiederherstellung seines Ansehens und damit seine berufliche Karriere. Finanziell ist er zwar unabhängig, bei Porsche hat er gut verdient, allein seine Abfindung belief sich auf 12,5 Mio. Euro. Aber die Katze lässt das Mausen nicht. Härter besitzt angeblich viele Beteiligungen an kleinen Firmen. So soll er unter anderem an der Whiskybrennerei Slyrs am bayerischen Schliersee zehn Prozent halten.

Die Rückkehr auf die große Bühne dürfte sich mit dem Prozess im Nacken jedoch schwierig gestalten. Der gescheiterte Übernahmeversuch von Porsche hat sich in die Gedächtnisse eingebrannt. Insbesondere weil der Coup langzeitig für komplizierte Verhältnisse sorgt: Die kleine Porsche AG mit dem reinen Sportwagengeschäft gehört inzwischen komplett zu VW, während die Dachgesellschaft Porsche SE als Ergebnis des Angriffs die Mehrheit der VW-Stammaktien hält, an denen auch die Macht der Stimmen hängt.

Personell bekleiden VW-Boss Martin Winterkorn und sein Finanzchef Hans Dieter Pötsch ihre Ämter parallel auch im Vorstand der Porsche SE. Und im Hintergrund sitzen die Familien Porsche und Piëch, denen die Porsche SE zu etwa 90 Prozent gehört. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wiederum gilt als Machtzentrum der Wolfsburger. Dem Vernehmen nach .

Quelle: ntv.de, mit rts/dpa

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