Kampf um die Existenz IVG flüchtet unter Rettungsschirm
20.08.2013, 16:40 Uhr
Der Geschäfts- und Bürokomplex "The Squaire" am Frankfurter Hauptbahnhof zwang die IVG zu Abschreibungen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Beim hoch verschuldeten Immobilienkonzern IVG stehen die Zeichen auf Insolvenz. Die Gläubiger können sich überraschend doch nicht auf ein Rettungskonzept einigen. Nun hofft das Management auf eine Sanierung in Eigenregie. Doch Börsianer zweifeln an den Erfolgschancen.
Der Bonner Immobilienkonzern IVG flüchtet sich vor seinen zerstrittenen Gläubigern unter den Schutz des Insolvenzrechts. Die verschiedenen Gläubigergruppen hätten sich doch nicht auf ein gemeinsames Sanierungskonzept einigen können, teilte die IVG mit. Die Muttergesellschaft IVG Immobilien AG solle in einem Schutzschirmverfahren saniert werden. Die operativen Tochtergesellschaften seien davon nicht betroffen.
Erst vor zehn Tagen hatten sich die beiden wichtigsten Gläubigergruppen grundsätzlich auf einen Vorschlag verständigt, der die mit 4,6 Milliarden Euro verschuldete IVG um mehr als zwei Milliarden entschuldet hätte. Doch die Interessen ließen sich nicht unter einen Hut bringen.
Das Unternehmen zählt mit europaweitem Geschäft zu den Branchengrößen in Deutschland - mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 20 Milliarden Euro. Die IVG ächzt seit langem unter einer hohen Schuldenlast. Das Unternehmen hat sich während der Finanzkrise mit spektakulären Prestigeobjekten verhoben, wie etwa dem futuristischen Bürokomplex "The Squaire" über dem ICE-Bahnhof am Frankfurter Flughafen. Allein in diesen Bau steckte die IVG über 1 Milliarde Euro – in den Büchern steht die Immobilie jedoch mit einem deutlich geringeren Wert. Bis heute schreibt das Unternehmen wegen immer neuer Abwertungen Verluste.
Aktie fällt weiter
Am Dienstag lief die dreiwöchige Frist ab, innerhalb der sich eine Insolvenz noch hätte abwenden lassen. "Der Weg zu einer Einigung der Gläubiger und zu einer geordneten IVG führt nunmehr über eine alternative Route", sagte Vorstandschef Wolfgang Schäfers.
Das Schutzschirmverfahren, das vor eineinhalb Jahren in das Insolvenzrecht aufgenommen wurde, ist eine Art Vorstufe zur Insolvenz. Es gibt Unternehmen, die noch nicht zahlungsunfähig sind, denen aber die Pleite droht, drei Monate Zeit, sich ohne Zugriff der Gläubiger zu sanieren. In den meisten Fällen mündet das Schutzschirmverfahren aber in eine normale Insolvenz.
Mit einem Achselzucken wurde an der Frankfurter Börse das Scheitern der Restrukturierungsverhandlungen aufgenommen. An einen Erfolg habe niemand mehr ernsthaft geglaubt. "Das wird allein am Kursverlauf der Aktie deutlich", sagte ein Händler. Die IVG sei am Unvermögen des eigenen Managements gescheitert. Das Immobilienumfeld in Deutschland sei selten so gut gewesen wie das aktuell der Fall sei. Am Nachmittag wurde die Aktie vorübergehend vom Handel ausgesetzt. Vorher hatte das Papier bei 0,074 Euro tendiert, was einem Abschlag von 11,9 Prozent gegenüber dem Vortagsschluss entspricht.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ