Wirtschaft

S&P verweigert besseres Rating IWF gibt Athen-Milliarden frei

Bald auferstanden aus Ruinen?

Bald auferstanden aus Ruinen?

(Foto: REUTERS)

Nach den Euro-Staaten gibt nun auch der Internationale Währungsfonds seine Hilfen für Griechenland frei. Die Finanzfeuerwehr beteiligt sich mit 28 Mrd. Euro am zweiten Athen-Paket. Während EU-Experten nun Chancen für einen echten Neuanfang in Griechenland sehen, will S&P von einer besseren Bonitätsnote vorerst nichts wissen.

Das zweite Hilfspaket für Griechenland ist endgültig unter Dach und Fach. Nach der Freigabe neuer Gelder durch die Eurostaaten hat nun auch der Internationale Währungsfonds (IWF) offiziell seine Beteiligung erklärt. Der Exekutivrat der globalen Finanzfeuerwehr billigte erwartungsgemäß einen Kredit über 28 Mrd. Euro, der über vier Jahre laufen soll. Bereits am Vortag hatten die Euro-Partner die Hilfe über insgesamt 130 Mrd. Euro freigegeben, um das Land vor einer ungeordneten Staatspleite zu bewahren.

IWF-Verantwortliche äußerten nach der Entscheidung allerdings große Erwartungen an Griechenland, seinen Reformweg konsequent weiterzugehen. "Die Risiken für das Programm sind außerordentlich hoch, und es gibt keinen Raum für Verzögerungen. Die volle und rechtzeitige Umsetzung der geplanten Anpassungen sind kritisch für den Erfolg", sagte die IWF-Chefin Christine Lagarde. Die größten Herausforderungen seien die mangelnden Wettbewerbsbedingungen, die hohen Staatsschulden und das schwache Bankensystem.

Hilfen gegen Fortschritte

Laut dem zuständigen IWF-Chefkontrolleur Poul Thomsen müsse Griechenland die anstehenden Reformen besser umsetzen als 2011, als "weniger als erwartet" geschehen sei. "Der Fonds und seine europäischen Partner geben Griechenland außergewöhnlich große Unterstützung und wir werden das so lange fortführen, wie Griechenland Fortschritte macht", sagte er.

Insgesamt gaben sich Thomsen und Lagarde aber zuversichtlich. "In der Laufzeit des ersten Hilfspaketes sei "eine Menge erreicht worden", sagte Thomsen. Wichtig sei nun, dass die Konjunktur an Fahrt aufnehme und es dem Staat in der Haushaltspolitik gelinge, mehr Steuern einzutreiben und seine Ausgaben weiter einzuschränken. Zudem müsse es Reformen auf dem Arbeitsmarkt und für die private Wirtschaft geben, damit die Produktivität weiter zunehme.

2014 könnte Griechenlands Wirtschaft nach IWF-Schätzungen bereits wieder wachsen. Das Bruttoinlandsprodukt könne dann um 2,5 Prozent zulegen.

Hürden für die Wirtschaft abbauen

Task-Force-Chef Horst Reichenbach.

Task-Force-Chef Horst Reichenbach.

(Foto: AP)

Auch EU-Experten hegen Zuversicht für einen erfolgreichen Neustart Griechenlands. Der Chef des zuständigen EU-Expertengremiums, Horst Reichenbach, sieht Chancen, dass Griechenland die Krise überwinden kann. Der jüngste Schuldenschnitt und die Beteiligung privater Geldgeber daran seien "eine solide Basis für einen Neustart", sagte Reichenbach. Die Task Force unter dem Vorsitz des deutschen EU-Finanzexperten stellte ihren zweiten Quartalsbericht vor. Sie soll dem krisengeschüttelten Land helfen, Reformen auf den Weg zu bringen.

Der griechische Staat müsse weiter reformiert werden, so Reichenbach - und lieferte auch gleich ein Beispiel: Wenn ein Unternehmer Waren aus dem Land ausführen will, benötige er für die Zollformalitäten im Durchschnitt zwanzig Tage. In den anderen EU-Ländern mit dem Euro als Währung dauere dies durchschnittlich nur zehn Tage. Dieses und andere Verwaltungshindernisse müssten abgebaut werden, sagte der EU-Experte.

Insgesamt müsse der Staatsapparat weiter verschlankt werden. Insbesondere die Ausgaben im Gesundheitssektor seien besser zu überwachen, unter anderem für Medikamente und Krankenhäuser.

Zwar gelinge es Griechenland mittlerweile besser, EU-Fördertöpfe anzuzapfen. Um die Wirtschaft in Schwung zu bringen, seien jedoch auch hier noch Fortschritte nötig, mahnte der Chef der Task Force.

Arbeitslosigkeit auf Rekordhoch

Wie dringend Erfolge bei der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage Griechenlands ist, zeigt die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Im Sog der tiefen Wirtschaftskrise erreichte die Arbeitslosigkeit einen Rekordwert. Von Oktober bis Dezember 2011 waren nach Angaben des Statistikamtes Elstat mehr als ein Fünftel aller Griechen ohne Job. Mit 20,7 Prozent wurde die höchste Arbeitslosenquote verzeichnet, die es je in einem Quartal gegeben hat. Im Jahr zuvor lag die Quote noch bei 14,2 Prozent. Experten befürchten jedoch, dass mit dem Rekordwert das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist.

"Da es sich um einen nachlaufenden Wirtschaftsindikator handelt, ist ein weiterer Anstieg in den kommenden Monaten nicht ausgeschlossen", meint EFG-Eurobank-Ökonom Platon Monokroussos. Besonders hart trifft die Krise die Jugend: Fast 40 Prozent der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist ohne Job. Im Jahr zuvor waren es 28 Prozent.

S&P will abwarten

Trotz des Schuldenschnitts in Griechenland bleibt die Ratingagentur Standard & Poor's vorerst bei ihrer Bewertung der griechischen Kreditwürdigkeit. Die von Griechenland im Rahmen des jüngsten Anleihetauschs herausgegebenen neuen Staatstitel wird S&P künftig voraussichtlich mit der Note "CCC" bewerten. Ein Kreditausfall gilt damit weiter als wahrscheinlich.

Solange der Anleihetausch noch läuft, wird die griechische Kreditwürdigkeit weiter als "selective default" (teilweiser Kreditausfall) angesehen, teilte Standard & Poor's mit. Die abschließende Neubewertung erfolge erst, wenn der Anleihetausch komplett abgeschlossen sei. Hintergrund: Griechenland hat die Umtauschfrist für Anleihen, die nicht nach griechischem Recht begeben worden sind, mangels hinreichender Beteiligung verlängert.

"CCC" ist die fünftschlechteste Note im System von S&P. Griechische Anleihen bleiben so auch nach dem Schuldenschnitt eine spekulative Anlage. Die Ratingagentur Fitch hingegen hatte die Bonität Griechenlands als Reaktion auf den Schuldenschnitt bereits am Dienstag angehoben. Die Kreditwürdigkeit des Euro-Mitglieds wurde hier um vier Noten von "restricted default" auf "B-" erhöht.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/AFP

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