Wirtschaft

Keine Reformen = Wirtschaftsflaute IWF warnt Deutschland

Deutschland steht wirtschaftlich bestens dar, doch die Zukunft sieht weniger rosig aus, warnt der IWF. Die Organisation mahnt Reformen an. Sonst drohe das konjunkturelle Mittelmaß.

Um groß zu bleiben, muss sich Deutschland mehr anstrengen.

Um groß zu bleiben, muss sich Deutschland mehr anstrengen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Internationale Währungsfonds sieht Deutschland langfristig in eine Wirtschaftsflaute abgleiten, sollten wichtige Reformen nicht angegangen werden. Ohne politische Gegenmaßnahmen werde die Konjunktur in den kommenden Jahren deutlich an Fahrt verlieren, schrieb der IWF in einer in Washington veröffentlichten Analyse der volkswirtschaftlichen Lage in der Bundesrepublik. Reformen auf dem Arbeitsmarkt und die Stärkung der Binnennachfrage seien unerlässlich.

Die Finanzorganisation lobte Deutschland zwar für seine schnelle Genesung nach der Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre. Das Wachstum werde in diesem Jahr 3,2 Prozent betragen statt wie lange vom IWF geschätzt 2,5 Prozent. Aber schon im kommenden Jahr kühle sich die Konjunktur ab. Sie werde dann nur noch 2,0 Prozent zulegen und nicht mehr 2,1 Prozent, wie noch im April angenommen worden war.

Erholung nur kurzlebig

Insbesondere der Rückgang beim Welthandel sorge dafür, dass die derzeitig "beeindruckende Erholung" der Exportnation nur ein kurzlebiges "Phänomen" bleibe. "Während Deutschland der Krise mit geringem bleibenden Schaden entkommenden ist, sind seine langfristigen Wachstumsaussichten gering", heißt es in dem Papier.

So könne das Land aus heutiger Sicht gegen Mitte dieses Jahrzehnts nur noch mit einer Wachstumsrate zwischen 1,25 und 1,5 Prozent rechnen. Ein Grund dafür sei unter anderem, dass die Bevölkerung überaltere und somit die Zahl der Arbeitskräfte sinke. Die Regierung müsse daher mit ihrer Steuerpolitik versuchen, mehr Menschen zur Teilnahme auf dem Arbeitsmarkt zu bewegen.

Auch durch Bildungsreformen, die unter anderem eine frühe Betreuung für mehr Kinder sowie Anreize für lebenslanges Lernen vorsehen, müsse die Produktivität gesteigert werden.

Zugleich rief der IWF die deutschen Gesetzgeber auf, ihre Sparbemühungen für die öffentlichen Haushalte nicht zu übertreiben. Der Kurs sei zwar "angemessen" und das Ziel, das Defizit bis 2016 insgesamt auf Null zu reduzieren, erreichbar. Aber die Fiskalpolitik "muss Raum lassen, um Wachstum zu fördern". Die Schuldenbremse müsse im Notfall überdacht werden.

Exportabhängigkeit verringern

Entscheidend sei vor allem, dass Deutschland seine Abhängigkeit von "volatilen" Exporten verringere und die Binnennachfrage stärke, so der IWF weiter. Der Außenhandelsüberschuss werde sinken und der Konsum im Inland dadurch immer wichtiger. Aus ähnlichem Grunde müsse auch das Investitionsklima im Land verbessert werden. Unter anderem mit besserem Zugang zu Risikokapital und weniger Unsicherheiten in Steuer- und Insolvenzfragen würden Unternehmer mehr Geld in Wachstumsbranchen investieren.

Einen breiten Raum in dem IWF-Papier nimmt das deutsche Finanzsystem ein. Es müsse angesichts der Schuldenkrise in der EU weiter gestärkt werden, rät die Institution. Viele Banken würden trotz einiger Fortschritte noch zu wenig Gewinn erwirtschaften und zu sehr auf Fremdfinanzierung vertrauen. Manche seien bei einer sich verschärfenden Defizitkrise in Europa gefährdet. "Das Vermächtnis der Krise muss angegangen werden", warnte der IWF.

Zu den von der internationalen Krisenfeuerwehr vorgeschlagenen Maßnahmen zählt eine Veränderung bei den Landesbanken, die bessere Geschäftsmodelle erhalten sollten. Das Modell der Sparkassen müsse mehr Wettbewerb erlauben. Und auch die Regulierung und Kontrolle im Finanzsektor seien verbesserungswürdig.

Quelle: ntv.de, dpa

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