Wirtschaft

Globale Konjunkturabkühlung Ifo-Index fällt erneut

Die Konjunkturaussichten verdüstern sich; die Stimmung der deutschen Unternehmenschefs wird schlechter. Den dritten Monat in Folge sinkt der Ifo-Index. Mit 107,5 Punkten ist er allerdings besser als von Analysten befürchtet. Diese hatten 106,5 Punkte erwartet. Eine Rezession erwartet das Münchner Institut nicht.

Die Wolken am Konjunkturhimmel werden dunkler.

Die Wolken am Konjunkturhimmel werden dunkler.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Schuldenkrise, Rezessionssorgen und Börsenturbulenzen drücken die Stimmung der deutschen Firmenchefs im September den dritten Monat in Folge. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel um 1,2 auf 107,5 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr.

Die 7000 befragten Manager schätzten zwar die Aussichten für das kommende halbe Jahr zum siebten Mal in Folge schlechter ein, beurteilen die Geschäftslage aber immer noch besser als zu Jahresbeginn. "Die weiterhin gute Lage der Unternehmen zeigt, dass sich die deutsche Konjunktur bislang von den politischen Turbulenzen abkoppeln konnte", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Analysten hatten einen stärkeren Rückgang auf 106,5 Zähler befürchtet.       

Bereits im Juli und im August hatte das wichtige Stimmungsbarometer angesichts von Schuldenkrise und einem schwächeren Wachstum deutlich nachgegeben. Bei drei Rückgängen in Folge sehen Volkswirte eine Trendwende in der Konjunkturentwicklung.

Eine Rezession erwartet das Münchner Institut dennoch nicht. "Die Firmen rechnen mit einer globalen Konjunkturabkühlung, sie haben aber noch Puffer, sagte Ifo-Experte Klaus Abberger mit Blick auf dicke Auftragspolster. Allerdings stellen sie sich wegen der Schuldenkrise und des weltweiten Abschwungs auf schwierigere Zeiten ein. "Sie erwarten keine weiteren Impulse aus dem Auslandsgeschäft", sagte Abberger weiter. Das betreffe vor allem die Exporte der Industrie. Zum Pessimismus trügen auch die Börsenturbulenzen bei.  

Laut Ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb lag eine weitere Index-Verschlechterung in der Luft. "Allerdings waren wir auch überrascht, dass sie doch relativ gedämpft ausfiel", sagte er bei n-tv. "Und wenn man die Lage sieht, also die eine Komponente des Geschäftsklimas, so kann man doch feststellen, dass die deutsche Konjunktur noch sehr robust ist."

Das Ifo-Institut warnt trotz der sich abzeichnenden Abschwächung vor staatlichen Konjunkturpaketen. "Die Frage ist doch, wer kann derzeit eigentlich noch Konjunkturpakete schnüren? Für Deutschland ist das nicht angebracht", sagte Abberger. "Es verschärft nur die Schuldenproblematik. Auch die anderen Länder haben nicht viel Luft." Hilfe könnte jedoch von der Europäischen Zentralbank kommen. Sie werde ihren Leitzins von derzeit 1,5 auf 1,0 Prozent senken. Nur wann, sei noch unklar.      

Kein Abgleiten in die Rezession

Das Barometer für die Konjunkturerwartungen fiel auf 98,0 von 100,0 Punkten. Hier waren 97,5 Punkte erwartet worden. Der Lage-Index sank leicht auf 117,9 von 118,1 Zählern, während Analysten 116,0 Punkte vorausgesagt hatten.        

Viele Experten befürchten, dass die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal im Sog der weltweiten Konjunkturabschwächung erstmals seit dem Krisenjahr 2009 wieder schrumpft. Bundesbank und Bundesfinanzministerium rechnen aber nicht mit einer Rezession. "Dass Deutschland in eine Rezession abgleitet, kann man aus den Ifo-Zahlen nicht herauslesen", sagte auch WestLB-Experte Jörg Lüschow. "Dies zeigt auch die positive Reaktion der Märkte auf die Daten."

Für das Gesamtjahr erwarten die meisten Institute ein Wachstum von bis zu drei Prozent, für 2012 aber nur noch etwa ein Prozent.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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