Wirtschaft

Fukushima-Spuren im Autohandel? Importeure testen auf Strahlung

In dem Schutt, den der Tsunami hinterlassen hatte, ist das Toyota-Logo kaum zu erkennen.

In dem Schutt, den der Tsunami hinterlassen hatte, ist das Toyota-Logo kaum zu erkennen.

(Foto: Reuters)

Japanische Autohersteller sehen sich durch das Reaktorunglück mit einer weiteren Gefahr konfrontiert: In Europa und den USA fürchten sich Kunden und Händler vor radioaktiv belasteten Ersatzteilen und verstrahlten Fahrzeugen. Mit Geigerzählern wollen Auto-Importeure sicherstellen, dass keine kontaminierten Autos in den Handel gelangen.

Deutschland ist vorbereitet: Im Bild testet ein Feuerwehrmann in Freiburg ein Gerät zur Messung von Radioaktivität, dessen Messonde bis zu vier Meter weit ausgefahren werden kann.

Deutschland ist vorbereitet: Im Bild testet ein Feuerwehrmann in Freiburg ein Gerät zur Messung von Radioaktivität, dessen Messonde bis zu vier Meter weit ausgefahren werden kann.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach der Reaktorkatastrophe in Japan prüfen Importeure vor der Auslieferung in Deutschland einem Bericht zufolge Neuwagen und Kfz-Teile auf eine mögliche Strahlenbelastung. "Wir werden durch entsprechende Überprüfungen sicherstellen, dass kein kontaminiertes Fahrzeug oder Ersatzteil in den Handel gebracht wird", sagte Mazda-Sprecher Jochen Münzinger der Branchen- und Wirtschaftszeitung "Automobilwoche". Mazda reagiert damit auf Anfragen besorgter Händler und Kunden.

Im Fall von Mazda erscheint eine Strahlenbelastung allerdings als sehr unwahrscheinlich: Münzinger wies darauf hin, dass die Werke in Hiroshima und Hofu rund 1000 Kilometer von den Unglücksreaktor in Fukushima entfernt seien. Auch die meisten Zulieferer befänden sich außerhalb der kritischen Region. Mazda betreibt keine Werke in Europa und bezieht sämtliche Fahrzeuge aus Japan.

Präsident eines schwer getroffenen Weltmarktführers: Toyota-Chef Akio Toyoda.

Präsident eines schwer getroffenen Weltmarktführers: Toyota-Chef Akio Toyoda.

(Foto: AP)

Auch Toyota nimmt mittlerweile spezielle Kontrollen vor, um die Unbedenklichkeit der Produkte sicherzustellen. "Toyota wird niemals ein Produkt ausliefern, wenn die Kontrollmaßnahmen die Möglichkeit eines gesundheitlichen Risikos für den Kunden nicht ausschließen können", sagte ein Firmensprecher dem Blatt.

Toyota betreibt eigenen Angaben zufolge in Japan zwölf eigene Werke sowie drei Produktionsstätten von Tochtergesellschaften. "Die zwölf Toyota Produktionsstätten befinden sich unmittelbar in oder in direkter Nähe von Toyota City in der Präfektur Aichi bei Nagoya, etwa 300 km südwestlich von Tokio", teilte Toyota Deutschland mit.

Durch die Lage und Entfernung zum Katastrophengebiet seien hier im Zusammenhang mit Erdbeben und Tsunami keine Schäden entstanden. Leichte Schäden habe es lediglich bei zwei im Nordosten gelegenen Gemeinschaftswerken gegeben.

Hella beantrag Kurzarbeit

Auswirkungen des Bebens erreichen mittlerweile auch die deutsche Wirtschaft: Der westfälische Automobilzulieferer Hella bereitet sich einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge wegen fehlender Teile aus Japan auf Kurzarbeit vor.

Der Elektronik- und Scheinwerferhersteller aus Lippstadt habe bereits bei der Bundesagentur für Arbeit eine Anfrage gestellt. Das Unternehmen mit sieben Standorten in Deutschland fürchtet, dass Autofirmen Teile anderer Zulieferer fehlen könnten und daher die Produktion ins Stocken gerate. Das könne bedeuten, dass auch bei Hella die Bänder zeitweise still stehen müssten, sagte ein Manager dem Magazin.

Vor einer Woche hatte die Bundesagentur für Arbeit (BA) bestätigt, dass mehrere deutsche Firmen wegen der Japan-Krise Kurzarbeit prüfen. Sie befürchteten, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen ihre Produktion zurückfahren müssten, hatte eine BA-Sprecherin gesagt. Anfragen kämen aus dem Automobilbereich.

Historischer Einbruch in Japan

Auf dem japanischen Automarkt hatte die Erdbeben- und Atomkatastrophe . Die Verkäufe stürzten um 37 Prozent auf rund 280.000 Fahrzeuge ab, wie die Vereinigung der Autohändler mitteilte.

Dies ist der größte jemals in Japan festgestellte Einbruch bei Autoverkäufen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Am härtesten traf es Toyota und Mitsubishi. Die japanische Autoindustrie kämpft weiterhin vor allem mit fehlenden Zulieferteilen, immer wieder auftretenden Stromabschaltungen und den Folgen stillstehender Bänder.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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