Wirtschaft

Erster eigener Navi-Satellit Inder schießen GPS-Rivalen ins All

Start um 23.41 Uhr Ortszeit: PSLV-C22 löst sich vom Boden.

Start um 23.41 Uhr Ortszeit: PSLV-C22 löst sich vom Boden.

(Foto: REUTERS)

Ein weltraumgestützter Ortungsdienst für mehr als eine Milliarde Menschen: Die indische Raumfahrtbehörde ISRO schickt den ersten Baustein für ein eigenes Navigationssystem in die Erdumlaufbahn. Das neue System macht Indien unabhängig von GPS-Daten aus den USA - und schafft neue Konkurrenz für das europäische Projekt Galileo.

Mit dem Schub von Stufe 1 und vier zusätzlichen Feststoffboostern bohrt sich die Trägerrakete von unten durch die Wolkendecke: IRNSS-1A ist auf dem Weg ins All.

Mit dem Schub von Stufe 1 und vier zusätzlichen Feststoffboostern bohrt sich die Trägerrakete von unten durch die Wolkendecke: IRNSS-1A ist auf dem Weg ins All.

(Foto: AP)

Am Himmel über Indien entsteht ein komplett neues Navigationssystem mit einem eigenen Netz aus Erdbegleitern: Experten des bevölkerungsreichen Schwellenlandes haben in der Nacht den ersten von sieben Navigationssatelliten in die Umlaufbahn gebracht. Der Start der Trägerrakete vom Typ PSLV-C22 verlief erfolgreich, teilte die Indian Space Research Organisation (ISRO) mit. Startpunkt war das Satish Dhawan Space Centre auf der Halbinsel Sriharikota. Das indische Raumfahrtzentrum liegt im Bundesstaat Andhra Pradesh im Südosten Indiens am Golf von Bengalen.

Rakete und Satellit sind indische Eigenentwicklungen. Die mehrstufige Trägerrakete PSLV habe damit ihren 23. erfolgreichen Start in Folge absolviert, betonten ISRO-Vertreter. Alles sei nach Plan gelaufen. Nach einem Flug von 20 Minuten und 17 Sekunden habe sich der 1425 Kilo schwere Satellit von der Rakete gelöst, um in die vorgesehene Umlaufbahn einzuschwenken. Den Angaben zufolge wird der künstliche Himmelskörper die Erde künftig in einer Ellipse umkreisen, und sich dabei bis zu 20.600 Kilometer von seiner Heimat entfernen. Der erdnächste Punkt der Umlaufbahn liegt in etwa 280 Kilometer Höhe.

Die Sonnensegel hätten sich wie geplant geöffnet, teilte die Raumfahrtsbehörde weiter mit. In den kommenden Tagen sind erste Funktionstest vorgesehen, die vom Kontrollzentrum in Hassan im südwestindischen Bundesstaat Karnataka aus überwacht werden.

Der Satellit "IRNSS-1A" ist der erste von insgesamt sieben Relaisstationen im Orbit, mit deren Hilfe indische Wissenschaftler das Indian Regional Navigation Satellite System (IRNSS) erschaffen wollen. Offizielle Stellen betonten, dass dieses rein indische Satellitennetz ausdrücklich als "unabhängiges regionales Navigationssystem" konzipiert sei. IRNSS stellt demnach lediglich Positionsdaten auf dem indischen Subkontinent und bis zu einer Entfernung von rund 1500 Kilometer vom Festland zur Verfügung.

Regionale Ortungsdienste

Die indische GPS-Alternative besteht aus zwei unterschiedlichen Diensten, einerseits ein Standard-Positionsdaten-Service namens (SPS), der allen Nutzern offenstehen soll, und andererseits die Restricted Services (RS) - ein Dienst, der voraussichtlich vor allem militärischen und sonstigen hoheitlichen Einsatzzwecken vorbehalten bleibt.

Bis spätestens 2016 sollen alle Satelliten platziert sein. Das Projekt ähnelt in den Grundzügen den Navigationssystemen GPS aus den USA, Beidou aus China und Galileo aus Europa. Im Gegensatz zu den konkurrierenden Systemen bleibt das indische System auf die Region Indien und Umgebung beschränkt. Aus Kostensicht hat das einen erheblichen Vorteil: SPS und RS kommen mit einer deutlich geringeren Anzahl an künstlichen Himmelskörpern aus.

Abgesehen von den neuen Ortungsdiensten plant die indische Raumfahrtbehörde weitere, seht ehrgeizigere Projekte. Noch in diesem Jahr zum Beispiel will Indien auch eine Sonde zum Mars schicken.

Zum n-tv Thementag "Raumfahrt": "Besuch im All"

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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